Wenn alles läuft, wie es sich die Sozialdemokraten in ihren kühnsten Träumen ausmalen, dann treiben sie die Konkurrenz nun 14 Monate lang vor sich her, vermitteln den Bürgern einen klaren Kurs, während CDU und CSU über ihren Kanzlerkandidaten fachsimpeln und die Grünen sich nicht zwischen Herrn Habeck und Frau Baerbock entscheiden können. 

CSU-Chef Markus Söder hat geäußert. Kein Mensch in Deutschland hat Verständnis dafür, dass wir jetzt über Wahlkampf reden“, so der bayerische Ministerpräsident. Scholz‘ frühe Nominierung sei verheerend für die weitere Zusammenarbeit zum Thema Corona-Bekämpfung“ (t-online.de).

Die SPD will Vizekanzler Olaf Scholz zu ihrem Kanzlerkandidaten küren. „Olaf hat den Kanzler-Wumms“, schrieben die Parteichefs Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans am Montag auf Twitter (welt.de). Scholz selbst erklärte, er freue sich auf einen „tollen, fairen und erfolgreichen Wahlkampf in einem starken Team“.

Was soll das Ganze?

So viel Entschlossenheit haben wohl nur Wenige der so oft taumelnden und zaudernden Sozialdemokratischen Partei Deutschlands zugetraut: Finanzminister Olaf Scholz soll für sie das Kanzleramt erobern. Überraschend ist weniger die Personalie. Einen Besseren findet die Partei nicht. Bemerkenswert ist vielmehr der Zeitpunkt, denn der nächste Bundestag wird erst im Herbst 2021 gewählt. Es sei denn, die Koalition mit Angela Merkels Christdemokraten (CDU) und deren bayrischer Schwesterpartei CSU platzt vorher noch. Doch damit ist überhaupt nicht zu rechnen. 

Scholz´ Problem und das seiner Partei: Die SPD verharrt trotzdem im Umfragetief. Im aktuellen Deutschlandtrend kommt sie auf frustrierende 15 Prozent (dw.com). Und auf diesem Niveau bewegt sie sich seit über einem Jahr. Von einem Corona-Bonus dank Scholz kann also keine Rede sein. Mit dem inzwischen chronisch fehlenden Rückhalt in der Bevölkerung überhaupt noch einen Kanzlerkandidaten aufzustellen, mutet fast schon komisch an. Es ist aber auch mutig, weil die SPD für Klarheit sorgt – nach innen und nach außen.

Ab sofort ist die SPD zugleich Regierungs- und Oppositionspartei – und Olaf Scholz begibt sich als Finanzminister und zugleich konkurrierender Kanzlerkandidat auf eine politische Rutschbahn“ (zdf.de), die ihn immer mehr vom einen ins andere Lager befördern wird.

Das wird eine bemerkenswert schiefe Ebene, da die SPD am Wochenende klar gemacht hat, dass sie ein Regierungsbündnis mit den Linken nicht ausschließt, auch – falls nötig – unter Führung der Grünen.

Die Genossen schicken den Mann ins Rennen ums Kanzleramt, den sie an der Spitze der SPD nicht wollten.

Scholz wird sicher kein Kandidat sein, der mitreißt. Nüchterne Sachlichkeit ist sein politisches Kapital, Angela Merkel immerhin ist damit seit mehr als 14 Jahren im Amt. 

US-Präsident Donald Trump hat per Erlass weitere Corona-Hilfen für Arbeitnehmer, Arbeitslose, Mieter und Studenten angeordnet. Der Republikaner warf den Demokraten vor einer live im Fernsehen übertragenen Unterzeichnung von Dekreten vor, sinnvolle Vorschläge im Kongress zu blockieren.

Er ordnete eine Kürzung der Lohnsteuer für Bürger mit einem Jahreseinkommen von weniger als 100.000 US-Dollar an. Zudem soll Mietern nicht gekündigt werden können. Als Drittes gab Trump eine neue wöchentliche Zusatzarbeitslosenhilfe von 400 US-Dollar pro Woche bekannt. Die Kosten dafür sollen die Bundesstaaten mittragen. Auch soll verschuldeten Studenten geholfen werden. Trump kündigte weiter eine Prüfung an, ob die Einkommen- und Kapitalertragsteuern gesenkt werden können.

Wegen der ausstehenden Einigung auf ein neues Programm war vergangene Woche ein wöchentlicher Zuschlag zum Arbeitslosengeld in Höhe von 600 US-Dollar ausgelaufen. Der Zuschuss war ein zentraler Streitpunkt in den Verhandlungen.

Die Republikaner forderten eine Reduzierung auf 200 Dollar, während die Demokraten die bisherige Förderung beibehalten wollten (zdf.de).

Es gehe darum, dass Familien angesichts der Corona-Pandemie, die nicht ihre Schuld sei, wieder mehr Geld zur Verfügung hätten, sagte Trump. Mit den Dekreten wolle er sicherstellen, dass die Hilfe schnell bei den Menschen ankomme. Er versprach weitere Steuersenkungen (dw.com) für den Fall, dass er die Wahl am 3. November gewinnen sollte.

Es wird damit gerechnet, dass die Erlasse juristisch angefochten werden, da der Präsident versucht, auf diesem Weg den Kongress zu umgehen. Nach der US-Verfassung hat der Kongress die Hoheit über Steuern und Staatsfinanzen. Nach Meinung von Kritikern stehen damit zumindest Teile der Verfügungen Trumps auf dünnem Eis, denn alle Maßnahmen, die neue Finanzmittel erfordern, bedürfen der Zustimmung des US-Kongresses. Dort wären Trumps Republikaner aber auf einen Kompromiss mit den Demokraten angewiesen.

Die Demokraten werfen Trump vor (n-tv.de), die angekündigten Steuersenkungen nur für den Wahlkampf zu nutzen. Sie argumentieren, dass davon die Arbeitslosen, die am dringendsten Hilfe bräuchten, nicht profitieren würden. Selbst bei Trumps Republikanern gibt es dagegen Widerstand, weil die Steuersenkungen das Defizit deutlich in die Höhe treiben könnten. Was das Arbeitslosengeld angeht, so wollten die Demokraten die im März verabschiedete, befristete Erhöhung des Arbeitslosengeldes um 600 US-Dollar pro Woche bis zum Jahresende verlängert sehen. Zudem fordern sie eine zeitweise Aussetzung von Zwangsräumungen, Hilfen für Mieter und mehr Mittel für Bundesstaaten, Kommunen und Schulen. Die Demokraten hatten das von ihnen angestrebte neue Konjunkturpaket in Höhe von rund drei Billionen Dollar bereits Ende Mai im Repräsentantenhaus beschlossen.

Fraglich ist, ob der Präsident das Recht hat, per Dekret Gelder einzusetzen. Nach der US-Verfassung hat der Kongress die Hoheit über Steuern und Staatsfinanzen. Abgeordnete beider Parteien haben sich im Vorfeld insbesondere gegen eine niedrigere Lohnsteuer ausgesprochen, die Trump seinerseits immer wieder gefordert hat.

Es tat einen Rums,

der Orbit wackelte.

Eine Geburt,

vollzogen in der Ewigkeit.

Alles war jetzt anders …

Urknall nennen wir es,

vielleicht war es so.

Dinge driften auseinander,

Welten sind in Entstehung.

Mächte füllen das Universum.

Mit der Bewegung

entstand die Zeit.

In ihr gefangen: der Mensch!

Die Zeit, Vergehen

und Wiederholung.

Wir haben den Fluch geformt,

den des Nichts.

Wir haben ihn wieder gebrochen,

auf der Suche nach dem Sinn.

Sinnlos …

Zeit währt nicht ewig,

die Ewigkeit liegt hinter uns.

Zeit verändert uns,

jede Minute,

unaufhörlich.

Du bist nicht perfekt,

perfekte Menschen

kann man nicht verändern.

Im Streben liegt der Sinn,

carpe diem!

Er ging in die Wüste,

vierzig Tage, vierzig Nächte.

So steht es geschrieben.

Katharsis,

auf zu neuen Wegen.

Neue Ziele,

neue Richtung,

neuer Sinn.

Das Denken liegt in der Wiege,

lies die Gebrauchsanweisung!

Wir sind nicht da

zum Jammern.

Deine Chance,

Deine Aufgabe.

Richte es!

Viele meinen, dass sie systematisch belogen werden“ (tagesschau.de).

Vor dem Hintergrund der Proteste in Berlin hat der Rechtsextremismus-Experte Olaf Sundermeyer in den tagesthemen von einem Aufbäumen einer Protestbewegung gesprochen. Bei der Kundgebung habe sie versucht, noch einmal eine große Bühne zu bekommen.

Laut Polizeiangaben hatten rund 20.000 Menschen in der Hauptstadt gegen die Abstands- und Hygiene-Regeln der Bundesregierung demonstriert, obwohl viele Beschränkungen bereits wieder aufgehoben worden sind.

Sie liefen zu Tausenden Sturm gegen Maßnahmen und Maskenpflicht. Doch deckt die Versammlungsfreiheit auch Protest, der andere gefährdet? Die Antwort ist ein definitives Nein.

Wir machen im Ausland mit solchen Massenansammlungen auch keine gute Figur, sie schaden dem Ansehen unseres Landes.

Zum Beispiel die Spanier kennen die Deutschen weniger gut, als sie denken, und sind überzeugt, dass alle Deutschen kleine Angela Merkels wären. Manche sind besser informiert. Die Netzzeitung El Confidencial berichtete schon Anfang Mai über Konspiranoide, Antikapitalisten und Neonazis – die unwahrscheinliche deutsche Covid-Allianz“ (md.de), die bereits damals regelmäßig in Berlin gegen die Anti-Corona-Politik der Bundesregierung demonstrierte.

Es bleibt abzuwarten, ob diese heterogene, spontane Bewegung vom Wochenende eine langfristige gemeinsame Basis findet. Reche Kader spielen eine wichtige Rolle und bilden Allianzen mit anderen politischen Milieus. Präsent sind auch Verschwörungsgläubige. Diese unterschiedlichen Gruppen könnten sich bei diesem Thema treffen in ihrer Wissenschaftsfeindlichkeit, in ihrer Fiktion, dass man selbst den Volkswillen zum Ausdruck bringt“ (berlin.de).

Dieses Milieu ist ja dadurch gekennzeichnet, dass es totalen Vertrauensverlust zu sämtlichen gesellschaftlichen Institutionen gibt. Nicht nur staatliche Institutionen, eben auch Wissenschaft, Zivilgesellschaft und so weiter“ (Peter Ullrich, Protestforscher).

Erschreckende Erkenntnisse … Die Suche nach dem Sündenbock: Die Kanzlerin! Als ob Corona politisches Wunschdenken wäre, eine politische Maßnahme der Regierung. Nein, es ist ein Faktum, die Regierungen reagieren nur, sie agieren nicht.

Mit Corona marschieren die Rattenfänger. Diejenigen, die die Lage schamlos ausnutzen. Wie sonst lässt sich erklären, dass Parteien, die die freiheitlich demokratische Grundordnung abschaffen wollen, plötzlich Beschränkungen bei der Versammlungsfreiheit kritisieren?!

Vereinigungen ohne Inhalte motzend auf den Straßen … Wie soll das weitergehen?

Wer da eigentlich auf die Straße ging, lässt sich nicht klar benennen. Schilder mit Sprüchen wie Wider die Hygienediktatur oder Wir sind die zweite Welle tauchten in der Menge ebenso auf wie rechtsgerichtete Fahnen und antisemitische Sprüche. Schon vor Veranstaltungsbeginn warnten etwa Gewerkschaften davor, dass die Proteste von rechtsradikalen Gruppen unterwandert würden.

Das Motto der Veranstaltung jedenfalls ließ tief blicken: Der Tag der Freiheit sollte der Samstag werden. So lautet auch der Titel eines Propagandafilms der Nazi-Ikone Leni Riefenstahl über den Parteitag der NSDAP 1935. Ausgedacht hatte sich das die Stuttgarter Initiative Querdenken 711 (nzz.ch)

Antidemokratisches Gedankengut auf den Straßen der Hauptstadt. Hier liegt die Gefahr …

Die in der Corona-Krise vorgeschriebene Erhebung von Kontaktdaten bei Restaurant-Besuchern ist ins Zwielicht geraten. Die Gaststätten weisen zwar darauf hin, dass die persönlichen Angaben nur im Falle von Covid-19-Infektionen von Gesundheitsämtern verwendet werden, um gefährdete Personen identifizieren und warnen zu können. Doch nachdem der Gaststättenverband Dehoga (rp-online.de) von Fällen in Hamburg und München erfuhr, bei denen die Polizei die Angaben für die Strafverfolgung nutzte, wächst die Verunsicherung.

Die Gaststätten sind verpflichtet, persönliche Daten ihrer Gäste zu sammeln, damit die Gesundheitsämter im Fall einer Covid-19-Erkrankung weitere potenziell infizierte Personen finden können. Nach Vorfällen in Hamburg und München, bei denen die Polizei die Gästedaten auch zur Strafverfolgung nutzte, verlangt der Verband eine eindeutige Regelung in den Corona-Verordnungen der Länder. 

Das Versprechen der Vertraulichkeit auf den Zetteln, die ausgefüllt werden müssen, schützt also nicht umfassend vor einer Nutzung durch die Polizei, auch wenn die meisten Gäste die Daten in dem Glauben geben, dass nur das Gesundheitsamt die Daten verwendet.

Es ist nicht das erste Mal, dass Daten – die wegen der Pandemie erfasst wurden – bei den Strafverfolgungsbehörden landen. Im März und April wurde bekannt, dass in fünf Bundesländern Listen mit den Namen Infizierter oder Menschen in Quarantäne an die Polizei übermittelt worden waren (netzpolitik.org, 31.07.2020). Teilweise gelang es Datenschützern, die Weitergabe zu stoppen.

Bundesrecht breche Landesrecht, verlautet es aus Polizeikreisen. Grundlage für die Heranziehung der Daten aus Gästelisten sei die bundesweit geltende Strafprozessordnung. Ob solche Listen zu Ermittlungen herangezogen werden, entscheidet die Polizei nicht allein, sondern auf Anordnung der Staatsanwaltschaft oder eines Richters. Es ist im Einzelfall abzuwägen und zu begründen.

Einen anderen Standpunkt vertritt zum Beispiel das baden-württembergische Innenministerium. Aus der Corona-Verordnung ergebe sich eine ausdrückliche und eindeutige Zweckbindung, sagte ein Sprecher des dortigen Innenministeriums (tagesschau.de). Eine Verwendung etwa von der Polizei, um Straftaten zu verfolgen, sei unzulässig.

Wer seine Daten in dem Glauben preisgibt, dies sei zur Offenlegung von Infektionsketten gedacht, darf sich also nicht plötzlich in einer polizeilichen Ermittlung wiederfinden. Das Vertrauen der Bevölkerung in die Corona-Maßnahmen darf nicht erschüttert werden.

Bei der Nutzung der Daten – soweit dies erfolgt – muss die Polizei äußerst behutsam bei der Zweckänderung der Daten vorgehen. Es gilt auch das Verhältnismäßigkeitsprinzip. Sind Möglichkeiten vorhanden, die weniger in die Privatsphäre der Bürger/-innen eingreifen, sind jene vorzuziehen.

Gastwirte sollten „Datensparsamkeit“ walten lassen und wirklich nur die zwingend erforderlichen Daten erheben. In anderen Bereichen – bei Streetworkern zum Beispiel – wird oft auf Aktenführung verzichtet, damit sensible Daten im Fall einer Durchsuchung nicht an die Polizei geraten (netzpolitik.org, 07.07.2020).

Es handelt sich hier um eine rechtliche Grauzone, die von den Bundesländern unterschiedlich behandelt wird. Unabhängig davon, ob die Datennutzung für Ermittlungszwecke verfassungsrechtlich überhaupt zulässig ist, sollte der Bund die Angelegenheit selbst mit einem Gesetz länderübergreifend regeln. Die Diskussion, ob die Strafprozessordnung hierzu ausreicht, mag hier dahinstehen.

Ein restriktives Bundesgesetz würde jedenfalls Klarheit verschaffen.

Die Alliierten hatten es uns nach dem zweiten Weltkrieg strengstens verboten, je wieder ein preußisches Staatsgebilde zu errichten 75 Jahre ist das her … Früh hat man erkannt, dass der preußische Militarismus der Welt mehr geschadet als genutzt hat. Ob jetzt der Staat Preußen allein für die Weltkriege verantwortlich ist, lässt sich diskutieren. Das Verbot bleibt!

Aber Preußen mit seiner jahrhundertealten Geschichte hatte mehr zu bieten, als nur Militarismus: unter anderem auch eine Kultur. Und mit der Kultur ist es wie mit Sprachen. Spricht sie niemand mehr, sterben sie aus. So auch die Kultur,

Dem geschuldet ist die Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Zur Stiftung gehören fünf Einrichtungen. Sie wurde 1957 mit Bundesgesetz als bundesunmittelbare Stiftung errichtet. Finanziert wird sie vom Bund – aus dem Haushalt des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien – und den 16 Bundesländern.

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist mit ihren Museen, Bibliotheken, Archiven und Forschungsinstituten eine der bedeutendsten Kultureinrichtungen weltweit. Ihre herausragenden Sammlungen umfassen alle Sparten der kulturellen Überlieferung: von archäologischen und ethnologischen Objekten über Bildende Kunst bis zu Literatur und Musik. Diese sind Basis intensiver Forschungs- und Vermittlungsarbeit (preussischer-kulturbesitz.de). Die Verbindung von Kunst und Kultur mit Wissenschaft und Forschung prägt unverkennbar das Profil der Stiftung.

In wenigen Wochen soll sich entscheiden, wie es mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz weitergeht – oder ob sie untergeht. Mitte Juli 2020 hatte der Wissenschaftsrat behauptet, vor allem wegen ihrer Größe sei die Stiftung nicht überlebensfähig. Ein entsprechendes Expertengutachten war bereits als Nachruf angelegt, vorgeschlagen wurde die Auflösung.

Es soll laut dem Gutachten lediglich die Stiftung Preußischer Kulturbesitz selbst begraben werden, nicht aber die ihr unterstehenden Einrichtungen. Das sind die Staatsbibliothek, das Ibero-Amerikanische Institut, das Geheimarchiv, das Staatliche Institut für Musikforschung und die Staatlichen Museen zu Berlin. Am bekanntesten sind die Neue Nationalgalerie am Kulturforum und jene fünf Häuser auf der Museumsinsel, in denen Schätze wie die Nofretete oder der Pergamonaltar präsentiert werden. Insgesamt ist die SPK für Millionen Objekte, Bücher, Dokumente zuständig. Sie beschäftigt 2.000 Mitarbeiter (SPON).   

Die Gutachter schlagen vor, statt der einen übergreifenden Stiftung vier eigenständige Stiftungen oder Anstalten zu gründen, nämlich gerade die Staatlichen Museen, die Staatsbibliothek, das Geheime Staatsarchiv und das Ibero-Amerikanische Institut, alle unter je unabhängiger Leitung, sowie Personal- und Budgetverwaltung (zeit.de)

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz steht schon seit langem in der Kritik – für ihre unübersichtliche Führungsstruktur auf mehreren Leitungsebenen, für rückläufige Besucherzahlen in den Museen, für ihren Umgang mit Objekten aus kolonialer Herkunft und für teure Museumsneubauten und Renovierungsmaßnahmen.

Man muss mit der Zeit gehen. Wasserköpfe in der Verwaltung müssen weg, Misswirtschaft muss beendet werden und eine vernünftige Akquise muss her. Die nächste Generation an Besuchern und Mitarbeitern muss ins Museum, will man dessen Zukunft retten. Wir sind im 21. Jahrhundert …

Nota bene: Kultur zeigen heißt auch Kante zeigen. Die Vergangenheit war so, man kann sie nicht wegfegen. Missetaten dürfen sich aber nicht wiederholen.

Spart man an Inhalten, droht eine Verwässerung der Botschaft, die die Stiftung senden möchte.

Nationalismus in Europa? Galt das übersteigerte Bewusstsein vom Wert und der Bedeutung der eigenen Nation nicht längst als überwunden? Verkörpert nicht die Europäische Union eine Wertegemeinschaft, die nationale Grenzen überwindet und ihren Bürgerinnen und Bürgern Freiheit und Frieden auf der Basis gemeinsamer politischer Prinzipien garantiert? Aktuelle Entwicklungen in Europa zeigen, dass die Europäische Union kein Garant für die Eindämmung von Nationalismen darstellt. In vielen Ländern sind nationalistisch geprägte Parteien und Agenden erneut erfolgreich.

So war die Überwindung des Nationalismus der Grundkonsens für eine neue europäische Ordnung nach 1945 und für die Realisierung weltpolitischer Großprojekte wie die Vereinten Nationen oder die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft. In den 1990er Jahren wuchs angesichts des Zerfalls Jugoslawiens die Furcht vor einer Rückkehr zum Nationalismus vor dem Ersten Weltkrieg. Gegenwärtig sehen wir eine scheinbar instabile Europäische Union und das Erstarken von Populismus und nationalistischen Ideen als Indizien für eine Rückkehr zum Weimarer Nationalismus der Zwischenkriegsjahre.

Was die nationale Vielfalt betrifft, war der Osten also schon einmal so reich, wie der Westen heute gerne sein möchte. Dem aufgeklärten, sich nationalstaatlich zurüstenden Westen von 1900 galt der ethnisch durchmischte Osten jedoch als welthistorisch rückständige Provinz, gerade weil er noch nicht vom Geist des Nationalstaats erfasst worden war (sueddeutsche.de, 19.11.2019). Rückständig mutet vielen von uns der Osten auch heute an, und zwar just, weil manche Staaten dort nachzuholen versuchen, was der Westen schon längst hinter sich hat. Sie sind also schon wieder zu spät dran.

Nationalismus ist inakzeptabel, und er muss in die Schranken gewiesen werden. Wissenschaftlich beruhte die Diskussion der 1990er Jahre größtenteils auf einer noch älteren Nationalismusforschung, die mit den Namen Ernest Gellner, Benedict Anderson oder Eric Hobsbawm verbunden ist (.Ernest Gellner, Nationalismus und Moderne, Berlin 1991 (1983); Benedict Anderson, Die Erfindung der Nation: Zur Karriere eines folgenreichen Konzepts, Frankfurt/M. 2007 (1983)). Sie alle haben ihre grundlegenden Arbeiten bereits in den 1980er Jahren geschrieben; damals vor allem in Reaktion auf jene große Welle des Nationalismus, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zwar weniger Europa, aber umso mehr die sogenannte Dritte Welt beherrschte, als koloniale Grenzen und Zugehörigkeiten in moderne, nationale übersetzt werden mussten, was in den wenigsten Fällen konfliktfrei geschah.

Nationalismus war nach 1945 so etwas wie der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich die Schlachten zweier Weltkriege und die extremen Gewalterfahrungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bringen ließen. Der Nationalismus, vermitteln Schulbücher bis heute, habe in den Ersten Weltkrieg geführt, kehrte danach in nochmals radikalisierter Form wieder, um schließlich – angereichert mit antisemitischen und rassistischen Ideologien – auch in den Zweiten Weltkrieg zu führen.

Die EU ist nicht gescheitert. Aber die Gemeinsamkeiten schrumpfen, der Nationalismus wächst. Nach der Wende von 1989/91 gab es, getrieben auch durch die Balkankriege, die Hoffnung, die EU könne so etwas werden wie die hiesige Version von Francis Fukuyamas End of History: ein liberal verfasstes Bündnis auf dem Weg zum Bundesstaat, das all die neuen Demokratien im Osten sozialisieren würde (sueddeutsche.de, 06.07.2019). Eine gemeinsame Währung, das Verschwinden der Grenzen, überstaatliche Organisationen waren die Symbole dafür.

So schlecht kann das heute doch nicht sein …

Die Bourgeoisie hat durch ihre Exploitation des Weltmarktes die Produktion und die Konsumption aller Länder kosmopolitisch gestaltet“ (Kommunistisches Manifest 1848)

Was unterscheidet Globalismus einerseits und Globalisierung und Globalität andererseits? Im englischsprachigen Raum diskutiert man Globalismus als Ideologie des Neoliberalismus, die Ideologie der Weltmarktherrschaft. 

Globalität meint, dass wir längst in einer Weltgesellschaft leben, und zwar in dem Sinne, dass die Vorstellung abschließbarer Räume fiktiv wird (Ulrich Beck in heise.de, 03.07.1997).

Globalisierung“ ist zum Schlagwort geworden, das nicht nur die heutigen Wirtschaftszusammenhänge erfassen, sondern zunehmend auch historische Verhältnisse charakterisieren soll. Hat man zunächst im 19. Jahrhundert mit dem Kolonialismus, dann schon im 16. Jahrhundert mit den Entdeckungsfahrten Globalisierungsphänomene entdeckt, jetzt wird gar das Mittelalter mit einbezogen

Die Hanse war eine Organisation von niederdeutschen Kaufleuten, der im Mittelalter rund 70 große und 100 bis 130 kleinere Städte angehörten. 

Diese Städte lagen in einem Gebiet, das heute sieben europäische Staaten umfasst: von der niederländischen Zuidersee im Westen bis zum baltischen Estland im Osten und vom schwedischen Visby im Norden bis zur Linie Köln-Erfurt-Breslau-Krakau im Süden. Aus diesem Raum heraus erschlossen sich die hanseatischen Kaufleute einen wirtschaftlichen Einflussbereich, der im 16. Jahrhundert von Portugal bis Russland und von den skandinavischen Ländern bis nach Italien reichte, ein Gebiet, das heute 20 europäische Staaten einschließt (derweg.org).

Hanseatische Kaufleute brachten aus dem Osten Rohstoffe nach Westeuropa und lieferten von dort Fertigwaren nach Osteuropa. 

Möchte man den Beginn der Globalisierung erklären, dann gibt es theoretische Ansätze, die besagen, dass schon die erste Kontaktaufnahme eines Menschen mit einem anderen Menschen als der Beginn der Globalisierung zu sehen ist. 

Globalisierung als neoliberales Phänomen der Postmoderne? Weit gefehlt!

Schon in der Antike kann man beobachten, dass wirtschaftliche Verknüpfungen stattfanden, die schon als erste Entwicklungen zu einer Globalisierung gesehen werden können. Der Eroberungsdrang von Persern oder Römern und die damit verbundenen wirtschaftlichen Verknüpfungen sind schon als erste Schritte zu sehen, dass die Welt näher zusammenrückt. Dass das oft nicht ganz freiwillig geschah, mag der damaligen Zeit geschuldet sein …

Ein relativ neuer Begriff der Globalisierung (ca. 1960) sieht sie als „weltweiten Austausch von Gütern und Ideen“ (mainpost.de, 05.02.2009).

1991 fand man die Gletscherleiche „Ötzi“. Schon seine Ausrüstung gilt als Beweis für einen regional übergreifenden Handel in der Jungsteinzeit. Vor allem die „Steinklingenproduktion“ kann man als Spezialisierung herausgreifen, da dieses spezielle Gestein nur in einer begrenzten Region abgebaut und bearbeitet wurde. 

Überregionaler Tauschhandel, der schon damals in der Folge eine Erhöhung des Lebensstandards mit sich brachte

Auslandsreisen und Kontinente übergreifende Handelsbeziehungen sind keineswegs eine Erfindung der Neuzeit: Die DNA eines Arabers in einem eisenzeitlichen Grabhügel deutet darauf hin, dass auch die Skandinavier vor 2.000 Jahren schon in häufigem Kontakt mit dem „Rest der Welt“ standen (scinexx.de)

Wer weiß, was man noch alles entdeckt?! Vielleicht werden wir Jetset in ein paar Jahren neu definieren müssen …