Lieber Pierre,

Wir haben bereits in vielen Briefen genau über das geschrieben – egal in welchem Land und egal mit welch verwerflichen Auswüchsen. Es heißt keineswegs, dass ich die Augen verschließe und den Kampf gegen Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit nicht weiterhin kämpfen werde. Ich stoße an die Grenzen des guten Geschmacks und der Toleranz in dieser Gesellschaft und sie sind entweder unverblümt offen oder verdeckt agierend. Ob es nun dieses Thema ist oder ein anderes, wo der ungebildete Pöbel seinen Senf dazu gibt, weil die hochgepriesene Meinungsfreiheit auch denen die Freiheit gibt, sich zu äußern, die besser die Klappe halten sollten. Du wirst die verschiedenen Interessen, Gesinnungen und Meinungen der Menschen niemals auf ein gleiches Niveau bringen und man darf auch nicht hoffen, dass der Dumme plötzlich schlau wird. Das wird nicht der Fall sein und die derzeitigen Bedingungen – wie das Internet – tragen zur Hetze, Hass, Verbreitung schlechter Dinge auch bei. Auch das werden wir nicht ändern können und wir beide wissen – wie auch viele da draußen – dass wir nur eines tun können: Aufklären, ermutigen, auffordern, informieren und unsere ganze Kraft in menschlich gute Arbeiten stecken. Ob es die Korruption, die Diskriminierung, der Hass, der Neid, die Egozentrik sind, es spielt nicht wirklich eine Rolle. Unsere Aufgabe ist eine journalistische Tätigkeit oder die Literatur und genau das tun wir. Erschwerend kommt hinzu, dass wir in Deutschland arbeiten, einem Land, in dem die Negativ-Denker, Meckerer und Besserwisser in der Überzahl sind (zumindest was das Volk anbelangt) und leider auch wirklich Jeder der Meinung ist, er habe etwas Interessantes zu sagen. Ich erlebe es immer wieder, dass Menschen aufgrund unserer Texte versuchen, mich zu bekehren oder dumme, unqualifizierte Kommentare abgeben. Selbstverständlich schiebe ich dem einen Riegel vor, weil ich negatives Gedankengut nicht zulassen werde und distanziere mich, anders ist das geistige Elend nicht zu ertragen. Suchen wir uns nun ein Mauseloch und verkriechen uns darin oder gehen wir an die Front und gleichen einem Individualisten, der als irrsinniger Träumer bezeichnet wird? Die Künste und Taten international zwischen den Menschen, die miteinander grenzübergreifend etwas Wunderschönes schaffen, sind die Antwort. Lieber Pierre, sie haben oft aufgebeben, diese Menschen, die zutiefst enttäuscht sind von sich persönlich oder der politischen, wirtschaftlichen Situation. Manchmal hassen sie sich selbst und sind misanthropisch. Wohin also mit der Brut der bösen, niederträchtigen Gedanken? Es ist das abgrundtief Schlechte in diesen Leuten, die keine Toleranz, keine Akzeptanz, keine Empathie und auch keinen Humanismus in sich tragen. Wir beide werden niemals von unserer Einstellung abdrehen und auch niemals einen Zentimeter zurückweichen und genau das tue ich mein Leben lang und ist der Grund, warum ich immer wieder kollidiere mit inakzeptablen emotionalen, sozialen, ethischen Äußerungen, die mir nur zeigen, dass das Wort Respekt offenbar für viele leider nicht mehr als ein Wort ist.

Herzliche Grüße und eine Umarmung,

 

Petra
© Petra M. Jansen

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