Lieber Pierre,
was einem so manchmal bei einem Spaziergang durch den Kopf geht, sind ja oft die täglichen Geschehnisse, die aktuellen Tagesnachrichten, das Sinnieren über Gut und Schlecht, die reflektierenden Gedanken von früher, jetzt und heute. Sicher sind es Provokationen, die mit reiner Absicht gestreut wurden und – obwohl bereits früher schon diskriminierende Äußerungen Gaulands kurz danach als Banalität oder „nicht so gemeint“ abgetan wurden – um seine herausgeschleuderten Boshaftigkeiten zu relativieren, klebt der Nährboden für rassistisches Gedankengut fest an der Basis und lässt sich nicht mehr entfernen. Entrüstet nehmen die Parteien Stellung, zeigen offenkundig, dass Gaulands Ton und Worte nicht akzeptabel und hinnehmbar sind. Bereits mehrfach ist der AFD-Fraktionschef wegen Volksverhetzung aufgefallen, musste sich aber nicht verantworten, die Staatsanwaltschaft Mühlhausen stellte 2018 die Ermittlungen ein. Gauland sagte „man solle die Integrationsbeauftragte Aydan Özoguz in Anatolien entsorgen“ und gab kurz darauf zu, das sei offensichtlich doch etwas zu hart gewesen. Nun also geht es weiter, aber jetzt sitzt dieser böse Mann schon im Bundestag. Unter dem Mantel des Schutzes der freien Rede, macht er also munter weiter – höchst unbeeindruckt von Merkels Rügen und auch den Mitgliedern anderer Parteien.
Wer den Holocaust relativiert, die Ära des Hitler-Regimes als „Vogelschiss“ bezeichnet, gegen dunkelhäutige Nationalspieler hetzt und den Stolz auf deutsche Soldaten in den Himmel hebt, dem darf auch ruhig mal die Badehose geklaut werden. Klar, Diebstahl ist strafbar und auch nicht die feine Art, aber ist denn Gauland einer der feinen Art? Schmunzelt ruhig darüber, liebe Leute, dem darf auch mal die Buxe entwendet werden, wenn er schon ungestraft seinen hetzerischen Diskurs weiter betreiben darf und sich zwar alle Politiker aufregen, aber diesem verbitterten Mann keiner den Mund verbietet.
Gauland sieht auf den Fotos böse aus, der sieht aus, wie einer, der keinen Spaß mehr am Leben hat und er trägt sehr frustrierte Züge und Linien in seinem Gesicht, so jedenfalls erscheint es mir beim Anblick seiner Fotos. Ein alter, böser Mann, den ich sehe. Und einer, der nicht an die jungen Menschen denkt, nicht an die vielen weltoffenen Studenten, die sich mit allen Nationen friedlich austauschen, sich gegenseitig besuchen und zusammen arbeiten. Er hat ein Alter erreicht, in dem man vielleicht nicht mehr so viele Ziele und Wünsche hat – außer dem, zerstörerisch und ketzerisch zu sein und das böse Gedankengut in die Gesellschaft zu streuen. Dabei hat er aber vergessen, dass viele junge Menschen gar nichts mehr mit dem Nazi-Quatsch anfangen können oder wollen, sie haben es nie erlebt und sie betrachten dieses Kapitel als kontraproduktiv zu einer internationalen Völkergemeinschaft.
Tja, lieber Pierre, Boshaftigkeit zerstört und er ist nichts weiter als ein Zerstörer – ohne Blick auf die Zukunft. Rechtspopulisten möchten uns alle gerne ins internationale Abseits katapultieren und zu ihrem deutschen Inzest-Ideal mit geschlossenen Grenzen zurückkehren. Aber geht Gott sei Dank nicht und ich habe auch keine Lust auf Knast im eigenen Land sondern auf eine offene Welt, in der wir uns austauschen, respektieren und jeder von jedem lernen kann. Diese derzeitigen Einzelfälle (Mord, sexuelle Übergriffe, Attentate) werden in den Medien derart hoch-gepushed, dass sie als Nährboden für solche rassistischen Äußerungen, wie Gauland es tut, dienen. Da liegt es nun auch an der Berichterstattung, den Dokumentationen, den Nachrichten, den Medien allgemein, dass klar wird, dass es sich wirklich um eine MINDERHEIT handelt und beileibe nicht um alle. Gehe ich durch Frankfurt, sehe ich ein bunt gemischtes Völkchen, interessante Menschen und ein tolles Multikulti, welches meine Heimatstadt zu einer liebenswerten Stadt macht. Gaulands haben da nix zu suchen, vielleicht ist er halt doch in Potsdam besser aufgehoben – hier würden sie ihm mehr wegnehmen als die Badebuxe.
Liebe Leute, lieber Pierre….das Gesicht von Gauland und auch von Mr. Trump, schauen Sie es sich bitte genau an. Was sehen Sie? Ich sehe zwei alte, böse, verbitterte Männer, die alles andere sind als vertrauenswürdige Politiker, denen das Volk am Herzen liegt und die an unsere Jugend denken. Ich sehe zwei alte Männer, bei denen irgendwas im Leben verdammt schief gelaufen ist, die vergiften und zerstören wollen und jedes Mittel dazu nutzen, das sich ihnen bietet.
Herzliche Grüße aus der weltoffenen Mainmetropole,
Petra
© Petra M. Jansen