Lieber Pierre,

mit welchem Selbstverständnis wir doch durch das Leben gehen!? Ist es nicht so, dass wir jeden Tag dankbar dafür sein dürfen, wenn uns nichts Schlimmes widerfährt? Nur eine kleine Verstauchung des Knöchels lässt uns humpeln, nur eine Handgelenksverletzung sorgt dafür, dass wir einhändig werden. Warum ich heute zum Thema Gesundheit komme? Stimmt damit etwas nicht, gerät der tägliche gewohnte Ablauf eines Menschen aus den Fugen und man bekommt ein völlig neues Zeitverständnis sowie die aufgezwungene Maßnahme, kürzer treten zu müssen. Wenn der Körper Signale setzt, ist es an der Zeit, das zu akzeptieren und ihm eine Weile Ruhe zu verordnen, so wie du es gerade tun musst, lieber Pierre. Keine Zeitung lesen, keine Zeile mehr tippen – alles liegt brach und bis das wieder möglich sein wird, sind die Nachrichten in den Blättern überholt. Es ist eine Kleinigkeit, die dich nieder rafft und jetzt bist du angewiesen auf den Blick in die Ferne und Weite. Ich finde das gar nicht so schlecht, wenngleich ich niemandem etwas Schlechtes wünsche. Augenklappe auf, Augen schonen, lesen geht nicht im Moment und heute sehe ich die Vorteile. Man ist plötzlich gezwungen, den Blick auf seine Umgebung zu machen, die Augen öffnen sich im wahrsten Sinne des Wortes. Schauen wir denn normalerweise über zwei Wochen einfach nur in die Ferne und lassen unsere Gedanken schweifen? Nein, wir sind abgelenkt und entweder mit lesen (auch virtuell) oder tippen beschäftigt. Für einen Schriftsteller bedeutet diese Aus-Zeit eine Qual, nicht wahr? Doch es öffnet den Blick und du wirst sehen, du wirst jetzt andere Dinge sehen als zuvor. Lieber Pierre, du siehst jetzt etwas, vor dem du deine Augen vielleicht verschlossen hattest – die Schönheit der Natur, das hübsche Gesicht deiner Frau (endlich einmal wieder so bewusst), die Sonne (weil du nicht nur hinter dem PC gequetscht Texte tippst), den Regen (du hast Zeit, lange Spaziergänge zu machen), die Welt. Jetzt hast du eine „verordnete“ Freizeit und dein Körper, dein Geist und deine Produktivität werden es dankbar annehmen und umsetzen. So ist es immer mit den Krankheiten oder einer Zeit, in der der Mensch auf Eis gelegt ist und ich finde daran durchaus viel Positives.
Dein Tagesablauf hat sich vorübergehend völlig verändert, du magst dich damit vielleicht nicht abfinden wollen, aber es ist ein Signal, dass er streikt. Es ist eine Bereicherung und eine neue Perspektive, lieber Pierre, denn wir alle sind viel zu vehement mit den täglichen Aktivitäten beschäftigt und damit, unbedingt funktionieren zu müssen. Ich höre immer wieder „nein, das geht nicht. Ich kann nicht ohne Auto sein“ oder „ich muss jeden Tag wissen, was in der Zeitung steht“ und wie du siehst, es geht alles. Es geht sogar viel besser als unsere innere Bequemlichkeit uns suggeriert und es geht immer – mit der richtigen Einstellung. Vielleicht bekommen wir auf diese Art und Weise eine Demut vor dem Leben. An einem Punkt, an dem nichts mehr selbstverständlich ist und wir den unbequemen Weg gehen oder den Verzicht üben müssen. Und vielleicht tun wir dann endlich mal Dinge, die wir vorher nie gemacht haben…

gute Genesung, lieber Pierre,
Petra

© Petra M. Jansen

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Liebe Petra,

hast du keine Angst vor dem Fegefeuer? Wird es dich erfassen wegen Religionslästerung? Ich finde deine Meinung sehr erfrischend, auch wenn ich in mir einen tiefen Glauben verspüre, fern von jedem Dogma. Jedes Mal, wenn die Schriften, die aus meiner Sicht zweifellos zur Weltkultur gehören, für irdische Zwecke missbraucht werden, steigt die Wut in mir. Sie sind aus meiner Sicht die einzigen Referenzen an die ich mich halten kann und ein Wegweiser, dem ich sehr wohl auch kritisch gegenüber stehe. Hände weg, ihr Pharisäer! Wie könnt ihr das Wort Christi derart für eure miesen Zwecke verbiegen? Was habt ihr aus dem Glauben gemacht? Dennoch will ich auf ihn, in dieser aggressiven Welt, nicht verzichten. Ein stiller Glaube, um mich ganz einfach wieder zu finden.

Nach der schrecklichen Katastrophe in den französischen Alpen, schenke ich heute meine Gedanken den Opfern und ihren Angehörigen. Ein psychisch-kranker Copilot übt Selbstmord und tötet in seiner Verzweiflung 149 Kinder, Frauen und Männer. Ist er Täter oder Opfer? Das einfache Volk bezeichnet ihn als Mörder, aber war er in der Lage seine Tat zu ermessen? Ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Wer mit Psychiatrie zu tun gehabt hat, weiß sehr genau, dass solche Kurzschluss-Aktionen meistens sehr spontan vorkommen und von einer Minute zur anderen kann sich die Stimmung ändern. Der Mensch, der vorher so gelassen war, wird zur Bestie und hat den Drang, alles zu vernichten. Da besteht keine Logik, alles ist in solch einem Fall irrational und nur eines besteht: der Wille zum Tod. Fehler wurden gemacht und die Germanwings wusste, dass der Bord-Offizier Probleme gehabt hatte. Anstatt eine kontinuierliche psychische Kontrolle vorzunehmen, wird es jedem selbst überlassen, ob er bereit ist, mit Psychologen in den Dialog zu treten. Aber das birgt die Gefahr, dass dies falsch bewertet werden könnte und hier die berechtigte Angst vor einem Entzug der Fluglizenz und das Aus einer Karriere. Für einen jungen Mann ein Alptraum. Am Tag des Unglückes war er vom Arzt krankgeschrieben worden. Er zog vor die Unterlagen zu zerreißen, um kein Verdacht aufkommen zu lassen und das führte zur Katastrophe. War das der ständige Stress, als Versager eingestuft zu werden? Ein sehr hoher Preis!

Nicht ohne Grund passieren immer wieder Vorfälle mit Menschen, die in Therapie sind. Wie in einem Räderwerk, in dem ein Sandkorn eine Störung verursacht, kam sehr wahrscheinlich eine Stimmung-Schwankung zu Stande, die ihn zu diesem totalen Gau führte. Es ist nicht rational zu erklären und Menschen sind keine seelenlosen Wesen, die immer so funktionieren, wie es gewünscht wird. Das hat mit Sicherheit unschuldigen Menschen das Leben gekostet. Warum hat er nicht alleine einen Suizid vorgenommen? War es ein Racheakt gegen die Gesellschaft in der er sich anpassen musste? War das die Angst, einsam das Blatt umzudrehen oder ein letzter Versuch zu beweisen, dass er Macht über Tod und Leben besaß? Ein Versuch, seine Anonymität beiseite zu schieben? Das kann man nicht erklären und wäre er noch am Leben, wäre er auch nicht in der Lage, es zu tun. Das ist das Vorzeichen einer gestörten Seele unter der immer mehr Leute leiden. Soll man jetzt Mitleid haben? Trotz aller Erklärungen kann ich es nicht schaffen und mich packt die Wut vor solch einer egoistischen Haltung, auch wenn er dafür keine Schuld trägt, da er krank war.

 

In diesem Sinne.
Alles Liebe aus München, die Stadt in der die Glocken für Ostern läuten werden, egal was passiert.

Pierre
//pm

 

…ist wie Dörrpflaumen. Trocken, dröge und irgendwas fehlt da einfach. Menschen sind auf der Suche nach etwas, das sie fesselt und fasziniert, einem förmlich die Schuhe auszieht. Etwas, das den Verstand raubt, der ohnehin – sollte es einen wirklich gepackt haben – aussetzt. Und das ist gut so! Wer einmal echte Leidenschaft erlebt hat, kann und mag davon nicht wegkommen. Es ist nicht möglich, dieses Level zu verlassen und sich von sanft und zart plätschernden Wellen auf Dauer mitreißen zu lassen. Wie denn auch, wenn man die Wildheit einer Sturmflut kennengelernt hat? Leidenschaft!

Leidenschaft ist genau das, was uns fehlt. Bei so vielen Dingen, die wir tun…wir tun es, aber wir tun es oftmals n i c h t mit Leidenschaft! Genau da liegt das Problem und unterbewusst fühlen wir ein Unbefriedigt-Sein, das uns erst verlässt, wenn wir wieder genau da sind, wo wir uns einst wie Könige gefühlt haben – leidenschaftlich angezogen und gierig danach, ebenfalls leidenschaftlich zu sein.  Liebe ohne Leidenschaft ist so spannend wie die einhundertachtundsechzigste Folge einer Soap, die zwar ganz nett ist, aber gähnend langweilig und das bringt einen im wahrsten Sinne des Wortes auch nicht „hoch“. Wir wollen Verzehren spüren, Verlangen, Tiefgang bei dem, was wir lieben oder tun. Nur so sind wir saugut, tragen unsere Muse in der Jackentasche (ganz nah am Herzen) und strotzen vor Kraft und Energie, die uns höchst produktiv und charismatisch werden lässt.

Was sagen sie? Ich sehe es vor mir…der Schritt zieht sich zusammen, das Herz klopft, der Puls steigt …was interessiert uns der Verstand?  Sie geben a l l e s für ein wenig Leidenschaft, stimmt´s?

Leidenschaft ist eine vollkommen das Gemüt ergreifende Emotion, die keine Mauern kennt. Pure Begeisterung, pure Freude, pure hoch gelebte Gefühlswelt – ohne Wenn und Aber. Sie kennt kein „jetzt nicht“, sie kennt kein „harmonieren wir uns zu Tode“, sie kennt kein „später“. Sie will jetzt, sofort, auf der Stelle verschlungen und weitergegeben werden! Sei es in der Liebe, in der Kunst, in der Musik, im Sex, im Streit. Leidenschaft braucht keine Erklärung, kennt keine Unsicherheit, liebt heiß und streitet heftig, sonst wäre es ja keine. Leidenschaft kennt nur eine Regel: sie ist da oder sie ist nicht da.

N u r die echte Leidenschaft wird auf Dauer begeistern und Bestand haben. Menschen wollen fühlen und überall dort, wo etwas fein abgedämpft oder hinter seelischen Mauern abläuft, wird das Feuer der Leidenschaft – sofern es je aufflackerte – schnell verglühen und schon bald zu einem Aschehaufen. Und den pustet der Wind weg…

 

© Petra M. Jansen

 

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