Lieber Pierre,

ein trauriges Thema mit dem wir uns heute beschäftigen, aber es ist leider tatsächlich wahr, dass jedes Jahr mehr als 100.000 Vermisstenanzeigen Minderjähriger bei der Polizei eingehen. Dabei ist bei fast 96% so, dass sehr schnell aufgeklärt werden kann, was genau passiert ist und tatsächlich viele Kinder auch wieder zurückkommen. Allerdings tröstet das nicht die verbleibenden ca. 4%, die entweder nie wieder aufgetaucht sind und über einen langen Zeitraum bis heute als vermisst gelten oder auch diejenigen, die nachweislich einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen sind und offiziell für tot erklärt wurden. Was immer zum Vermissen führt, es sind oft Ausreißer oder auch – im Falle von Trennung und Familienstreitigkeiten in bilateralen Beziehungen – Kindesentführungen, die von elterlicher Seite aus vollzogen wurden. Ich würde nun nicht alleine das Internet verantwortlich machen, wenngleich es als Kontakt-Hof für Pädophile und Täter dient und ihnen damit sehr leicht gemacht wird. Altersgrenzen müssten stärker kontrolliert werden, da gebe ich dir vollkommen Recht, aber vorrangig ist die elterliche Aufklärung und ggf. auch Überwachung der Minderjährigen durch geeignete und zu installierende Schutzmaßnahmen, die durchaus möglich sind (Laptop ebenso wie mobiles Telefon). Passt es im Elternhaus nicht, sind dort Bedrohungen und Streit an der Tagesordnung, suchen Minderjährige ein Ventil und einen Weg, um das a) ertragen zu können oder b) ernst genommen zu werden und c) sich wieder ein gutes Gefühl zu vermitteln. Ein stabiles Kind jedoch ist in der Lage, mit seinen Eltern über alles zu sprechen und bei ihnen Hilfe zu suchen, wenn ihnen etwas komisch vorkommt. Da liegt oft die Crux für die Anfälligkeit der Minderjährigen, denn sie wissen manchmal gar nicht, ob sie bei ihrer Familie willkommen sind und ob man sie ernst nimmt und ihnen zuhört. Stimmt also die Basis der Familie und die Kommunikation bzw. der Austausch in den eigenen Reihen, müssen Kinder nicht weglaufen oder sich eine andere erwachsene Bezugsperson suchen, die sie wieder ins Lot bringt (ihrer Meinung nach). Ist es vielleicht auch manchmal Rebellion, frei nach dem Motto „Euch zeig ich´s aber!“? Auch hier fühlt es sich mehr nach Machtkampf an und ich wage zu bezweifeln, dass Kids sich von ihren Nächsten respektvoll behandelt fühlen.

Auf der anderen Seite sind nun diejenigen, die eine Hilflosigkeit und Verzweiflung der Minderjährigen grausam ausnutzen und sie zu sexuellen Handlungen zwingen, bestialisch quälen, misshandeln, töten… eine Motivation, die ich weder kenne noch nachvollziehen kann, denn Welpenschutz ist unantastbar. Welche psychischen Erkrankungen da nun bei den Tätern vorliegen und welchen extremen Situationen sie vielleicht ursprünglich selbst einmal ausgesetzt waren, damit sie zu Tätern wurden, wäre ein neues Thema.

Vorausgesetzt, die Eltern ticken normal, ist das Verschwinden des eigenen Kindes ein Super-Gau, ein Trauma, eine Belastung, von der sie sich nie erholen, keine Ruhe finden, sich vor Selbstvorwürfen zerfleischen und ich bin in Gedanken bei all den Menschen, denen derart Schlimmes widerfahren ist. Dennoch ist die Polizei die erste Anlaufadresse, ebenso empfehlenswert ist die „Initiative für vermisste Kinder“ in Hamburg mit deren Notfall-Nummern sowie das internationale „Global Missing Children´s Network.“ Sofern keine offizielle Todesmeldung erfolgt, besteht Hoffnung – für alle Betroffenen.

 

Mit herzlichen Grüßen,

Petra

 

© Petra M. Jansen

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