Erforderlich und angemessen oder Völkerrechtsbruch“? titelt die ZEIT.

Nach den Luftschlägen in Syrien will die Bundesregierung sich für eine Wiederaufnahme der Verhandlungen einsetzen. Die Bundesregierung werde alle diplomatischen Mittel nutzen, um die Verhandlungen voranzubringen und dazu auch ihre Kanäle nach Russland nutzen, um dort auf eine konstruktive Haltung zu dringen, sagte Außenminister Heiko Maas am Samstag in Berlin. Als Vergeltungsmaßnahme für den mutmaßlichen Einsatz von Chemiewaffen in Syrien, für den der Westen die Regierung unter Präsident Assad verantwortlich macht, hatten die USA, Großbritannien und Frankreich in der Nacht zum 14. April 2018 Ziele in Syrien angegriffen.

Ein Vergeltungsschlag alleine führt zu nichts, außer vielleicht zu einem Reputationsgewinn. Dass der Angriff weitere Menschenleben kosten würde oder dass die Militäraktion abenteuerlich fadenscheinig begründet war, sind nicht die Kritikpunkte. Kritiker zielen nicht auf humanistische Anliegen oder Putin-Trump oder Assad-Bashing ab, sondern auf etwas anderes und das macht es gerade interessant. Es gibt einen Standpunkt, der nicht selten ist.

Es geht um Europas unbedeutende Rolle in Syrien und es wäre wünschenswert, dass dies anders wäre. Dass Europa politische Relevanz im Syrien-Konflikt hätte. Immerhin hat der Kontinent mit einer große Menge Kriegsflüchtlinge zu tun.

Die Ansätze westlicher Syrien-Politik sind gescheitert. Nach sieben Jahren Syrien-Konflikt steht man vor einem Scherbenhaufen westlicher, im Übrigen damit auch europäischer und deutscher Syrien-Politik.

Ist das Nostalgie, die der verpassten Chancen und vergangener Größe westlicher Politik? Nein, empören wir uns doch! Wobei nicht ganz klar ist, worüber – über das europäische Versagen oder darüber, dass Russland und Iran die zentralen Akteure sind und eben nicht der Westen.

Wenn man die an die Wand gefahrene Syrien-Politik des Westens nimmt, wird am Resultat veranschaulicht, dass Assad trotz Ankündigungen westlicher Politiker noch immer an der Macht ist. Dies hilft nicht viel weiter, sagt es uns doch noch lange nicht, wie ein anderer Plan aussehen hätte können oder aussieht und welche Chancen er in Europa gehabt hätte oder hat.

Wo ist die rechtliche Grundlage für den Angriff? Die rechtliche Grundlage wäre Selbstverteidigung gewesen oder die Autorität des UN-Sicherheitsrats. Die humanitäre Intervention ist ein rechtlich fragwürdiges Konzept.

Nur eine politische Lösung könne dauerhaften Frieden in dem Bürgerkriegsland bringen, unterstrich Außenminister Maas in Berlin. Deutschland wolle sich mit Frankreich für die Schaffung eines internationalen Formats einflussreicher Staaten einsetzen, das den politischen Prozess voranbringen könne. Zuerst brauche es einen dauerhaften Waffenstillstand in Syrien, damit humanitäre Hilfe wieder möglich werde. Dann seien eine Übergangsregierung, eine Verfassungsreform und Wahlen notwendig. Die Chemiewaffenbestände in Syrien sollten unter Aufsicht der Vereinten Nationen zerstört werden. Das hatten Putin und Assad schon zu Zeiten der Obama-Regierung zugesagt, aber bis heute nicht wahrgemacht.

Natürlich kann man den USA und ihren Verbündeten den Bruch des Völkerrechts vorwerfen, doch der UNO-Sicherheitsrat, der für völkerrechtskonforme Militärschläge zuständig wäre, hat sich wegen des russischen Vetos zu oft als handlungsunfähig erwiesen. Die Verantwortung dafür, dass die Situation nicht außer Kontrolle gerät, „liegt jetzt bei Russlands Präsident Wladimir Putin, der entgegen allen Versprechen zugelassen hat, dass Syrien seine Chemiewaffen nicht vernichtete“ (NZZ).

Der syrische Diktator hat sich einmal mehr über das internationale Verbot solcher Waffen hinweggesetzt. Seine Herausforderung zu ignorieren hätte nicht nur bedeutet, dass man Assad erlaubt, weiterhin Massenvernichtungswaffen gegen sein eigenes Volk einzusetzen. Man hätte zudem eine Normalisierung der chemischen Kriegführung riskiert, die als Reaktion auf die Gräuel des Ersten Weltkriegs seit 1925 verboten ist.

Man geht davon aus, dass von den 10 Millionen Toten des Ersten Weltkrieges ca. 90.000 – 0,9 Prozent (!) – durch die Einwirkung von chemischen Kampfstoffen zu beklagen waren (Wikipedia).

Es ist eine Schande, dass wir es in dem Jahr, in welchem wir uns des letzten Jahres dieser Urkatastrophe vor 100 Jahren besinnen, nicht geschafft haben, das bestialische Morden mit Chemiewaffen aus dem menschlichen Repertoire der Grausamkeiten zu streichen.

Es geschah vor 50 Jahren: Es waren die Zeiten der „68er“. Am 11. April 1968 wurde in Berlin eine der führenden Figuren der Studentenbewegung, Rudi Dutschke, von dem Neonazi Josef Bachmann durch mehrere Schüsse lebensgefährlich verletzt.

Dutschke war nicht bloß ein wortgewaltiger Student. Er war für viele das Symbol des Protests einer Generation junger Menschen, die den Staat nur noch als reaktionär empfanden. Der Tod des Studenten Benno Ohnesorg am 2.Juni 1967, erschossen von einem Polizisten bei Protesten, der Vietnamkrieg, die wenig aufgearbeitete Zeit des Nationalsozialismus, die Große Koalition in Bonn, die eine außerparlamentarische Opposition auf der Straße provozierte, in diesem Reizklima fielen die Schüsse.

Dieses Reizklima hatten Zeitungen des Springer-Konzerns noch befeuert, allen voran die BILD. „Stoppt den Terror der Jungroten jetzt“, forderte das Blatt. Das Gesicht dieser Attacken war Dutschke. Er redete in abstrusem Soziologen-Deutsch, war in der linken Szene keineswegs unumstritten, aber seine Leidenschaft, sein stechender Blick, gaben ihm enorme Ausstrahlung. Wortführer für die einen, Hassfigur für die anderen.

Dieses Attentat und die darauf folgenden, teilweise gewalttätigen Demonstrationen veranlassten den damaligen Bundesjustizminister und späteren Bundespräsidenten Gustav Heinemann zu einer außergewöhnliche Fernsehansprache. Damit gelang es dem überzeugten Christen und Sozialdemokraten, die explosive Stimmung in Westdeutschland zu befrieden.

Die Rede zeigte eindrucksvoll, wie Politiker dazu in der Lage sein können, sich feindlich gegenüberstehende Bevölkerungsgruppen anzusprechen – und gleichzeitig die eigene politische Überzeugung zu vermitteln.

Eine solche Rede eines führenden Politikers hätte man sich in den vergangenen Jahren gewünscht – zum Beispiel nach den Terroranschlägen im Juli 2016: der Angriff eines Islamisten in der Regionalbahn in Würzburg, das Massaker eines rechtsradikal eingestellten Jugendlichen in München, der Sprengstoffanschlag eines Islamisten in Ansbach. Eine Rede, die auf Feindesrhetorik und Ausgrenzung verzichtet, die eigene Verantwortung für gesellschaftliche Entwicklungen nicht verschweigt und die vor allem das herausstellt, worauf sich alle Bürgerinnen und Bürger verständigen können: die Grundwerte unserer Verfassung. Heinemann betont nicht, wer und was zur Gesellschaft gehört oder nicht. Dafür stellt er die Würde des Menschen in den Mittelpunkt – nicht die des Deutschen.

Diese Tonlage ist heutzutage vielen Politikern abhandengekommen. Aber auch nach 50 Jahren lässt sich von ihr lernen, wie in einer aufgeheizten gesellschaftspolitischen Situation mit Konflikten umgegangen und das in den Mittelpunkt gestellt werden kann, was für ein friedliches Zusammenleben unabdingbar ist: die Vielfalt der Meinungen und der Lebensweisen, die im strittigen Diskurs der Klärung bedürfen, ohne die Menschenwürde zu verletzen. Vor allem aber sollten wir uns ein Beispiel am letzten Satz der Heinemann-Rede nehmen: die gesellschaftliche Auseinandersetzung so zu führen, dass daraus ein Gewinn für alle erwächst. In diesem Sinn sollten wir alles dafür tun, dass der notwendige Streit, die heißen Debatten, die Klarheit der Positionen dazu führen, dass wir uns gemeinsam die Demokratie und ihre Möglichkeiten neu aneignen – genauso, wie dies ab 1968 trotz aller Fehlentwicklungen der Fall war. Unser Grundgesetz ist ein großes Angebot – nehmen wir es an.

Rudi Dutschke ließ sich 1970 in Arhus, Dänemark, nieder. Er musste mühsam wieder Sprechen und Lesen lernen. Aber letztlich kostete ihn das Attentat doch noch das Leben. Weihnachten 1979 erlitt er in seiner Badewanne einen epileptischen Anfall, Spätfolgen der Schussverletzungen. Dutschke ertrank. Er wurde 39 Jahre alt.

Viele dieser Probleme begleiten unsere Republik bis heute wie ein Schatten: die Bedrohung durch Rechtsradikalismus und Neonazismus, eine sich entgrenzende Gegenwehr von linken Seite, eine ebenso emotionalisierende wie entpolitisierende Pressepolitik und die undurchsichtige Rolle, die hier der Staat wieder einmal mit einem seiner Geheimdienste gespielt hat.

Die Fortsetzung von Orbáns Herrschaft bedeutet nichts Gutes für Ungarn und viel Ärger für Europa. Denn dieser gewissenlose Stratege ist ein Meister des Spaltens. Zu Hause hat er es allen Beschwörungen der „Nation“ zum Trotz längst geschafft, die Gesellschaft mit tiefen Gräben zu durchziehen. Denn eine zerklüftete politische Landschaft ist immer die beste Garantie dafür, dass er ungestört weiterregieren kann. Das dazu gehörige Wahlsystem hat er sich schon 2011 selbst maßgeschneidert.

Nach dem Katzenjammer die Angst: Wird die vom ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán geführte Regierung jetzt, mit dem großen Wahlsieg ihrer Partei Fidesz im Rücken, die Opposition mit Repressalien verfolgen? Angekündigt hatte Orbán das auf einer Kundgebung am 15. März, als er ausrief: „Nach den Wahlen werden wir selbstverständlich Genugtuung fordern, moralische, politische und auch juristische Genugtuung“.

Die Schwäche der Gegner erklärt den Triumph der Regierung aber nur zum Teil. Der Schlüssel war Viktor Orbán selbst. Die Ungarn wählten Orbán, nicht primär wegen der Inhalte, die er vertritt, sondern wegen seiner Person. Dass er erfolgreich die Angst vor Migranten schürt, zeigt seinen politischen Instinkt. Die Bevölkerung hält es ihm zugute, dass er Ungarn in den letzten acht Jahren aus einer schweren Wirtschaftskrise herausgeholt hat. Doch seine größte Errungenschaft besteht darin, dass ihn eine Mehrheit als Garant für eine berechenbare und sichere Zukunft des Landes sieht. Andere mögen bessere Ideen haben oder intellektuell interessanter sein. Doch in einer Gesellschaft, die von Misstrauen und der Angst vor fremden Einflüssen geprägt ist, verkörpert er Stabilität.

Es gebe keine Gewalt in den Straßen und auch keine Geheimpolizei, die nachts an die Türen kritischer Bürger klopfe, schrieb Jan Werner Müller, Populismus-Forscher aus Princeton, jüngst in der New York Review of Books. Die Macht werde subtiler ausgeübt: durch die Kontrolle der Medien, die Vergabe von Fördergeldern, einen ausgehöhlten Rechtsstaat und das permanente Gerede von Ungarn als verfolgtem Volk – und von Viktor Orbán als Kämpfer gegen die ausländischen Eliten.

Schon 2017 Jahr hatte sich das Plenum des Parlaments für ein Rechtsstaatlichkeitsverfahren nach Artikel 7 des EU-Vertrags ausgesprochen. Theoretisch könnte es zum Entzug von Stimmrechten Ungarns im EU-Ministerrat, dem Beschlussorgan der Regierungen, führen. Voraussetzung ist indes eine – unwahrscheinliche – einstimmige Entscheidung. Genauso wie Polen bei der Kritik an seiner Justizreform auf ein Veto Ungarns gegen harte Sanktionen vertrauen konnte, so kann auch Orbán darauf setzen, dass ihn Warschau bei einem Votum im Ministerrat nicht im Stich ließe. Allgemein wird auch in Brüssel erwartet, dass der Regierungschef nach seinem Wahltriumph in der europäischen Arena noch selbstbewusster und -gerechter auftreten wird.

In der EU geht man davon aus, dass eine Neuauflage der Regierung Orbán zu weiteren Konflikten zwischen Budapest und Brüssel führen wird. Seit 2010 steuert der rechtskonservative Politiker einen Konfrontationskurs zur EU. Streitpunkte sind unter anderen die Asylpolitik, die Einschränkung von Medienfreiheit, Unabhängigkeit der Justiz und Bürgerrechten sowie der mutmaßliche Missbrauch von EU-Fördergeldern. Von der EU beschlossene Quoten zur faireren Verteilung von Asylbewerbern boykottierte Orbán.

Im Wahlkampf hatte Orbán behauptet, dass die EU, die UN und der US-Milliardär George Soros Pläne verfolgen würden, um Zehntausende Migranten in Ungarn anzusiedeln und das Land zum „Einwanderungsland“ zu machen. Nur wenn er weiterregiere, könne dies verhindert werden. Beweise für die angeblichen Pläne legte er keine vor. Soros, ein aus Ungarn stammender Holocaust-Überlebender, hatte sein Geld als Börsenspekulant gemacht – heute unterstützt er Zivilorganisationen, die sich für Demokratie und Menschenrechte einsetzen.

Was jetzt? Viktor Orbán ist 55 Jahre alt. Trotz seiner langen Zeit an der Macht also jung genug für langfristige Strategien. Er wird von nun an für den Wahlgang im Jahr 2022 vorsorgen.

Dass man rechtzeitig seine Macht sichern und die Truppen in Stellung bringen muss, diese Lehre hatte Orbán bereits nach der Wahlniederlage von Fidesz im Jahr 2002 gezogen. Als er dann im Jahr 2010 erneut in das höchste Staatsamt gelangte, ging er diesmal konsequent vor, baute die Verfassung, die Justiz und die Medien um und erlaubte es einer ihm ergebenen Gruppe von Geschäftsleuten, auf krummen Wegen Reichtum anzuhäufen.

Man brauche eben eigene Oligarchen, um die Macht zu sichern, heißt es in Orbáns Umgebung.

Ein schmales Bändchen von 180 Seiten mit vielen Grafiken und Schaubildern. Doch das hatte es in sich. „The Limits to Growth“, deutsch „Die Grenzen des Wachstums“ setzte 1972 den Startpunkt für die globale Umweltdebatte. Herausgegeben von dem 1968 gegründeten Thinktank „Club of Rome“, schaffte die Studie zur Zukunft der Menschheit es fast überall auf die Bestsellerlisten und erweiterte den politischen Horizont um das Thema Nachhaltigkeit – das damals noch niemand so nannte. Übersetzt in über 30 Sprachen, wurden von ihm 30 Millionen Exemplare verkauft. Das hat seither kein anderes wissenschaftliches Werk geschafft.

Das benutzte Weltmodell diente der Untersuchung von fünf Tendenzen mit globaler Wirkung: Industrialisierung, Bevölkerungswachstum, Unterernährung, Ausbeutung von Rohstoffreserven und Zerstörung von Lebensraum. So wurden Szenarien mit unterschiedlich hoch angesetzten Rohstoffvorräten der Erde berechnet, oder eine unterschiedliche Effizienz von landwirtschaftlicher Produktion, Geburtenkontrolle oder Umweltschutz angesetzt.

Der Report kam als reine Weltuntergangsprophezeihung rüber. In den pessimistischen Szenarien ihres „Weltmodells“ hatten die Forscher um Dennis Meadows von der US-Universität MIT berechnet, was passiert, wenn die Weltbevölkerung ungebremst wächst, kaum neue Rohstoffvorkommen entdeckt und auch keine großen technologischen Fortschritte erzielt werden. Und das Ergebnis, das der MIT-Großrechner für diesen Fall ausspuckte, waren dramatisch: ein wirtschaftlicher und ökologischer Kollaps der Weltgesellschaft im Laufe des 21. Jahrhunderts. Als Folge würde die Weltbevölkerung drastisch zurückgehen, in Hunger und Elend. Dass es auch andere Szenarien gab, in denen durchgespielt wurde, wie dies zu vermeiden sei, interessierte die Öffentlichkeit damals weniger.

Gerade in den letzten Jahren macht der Thinktank wieder mehr von sich reden. Und die älteren unter den Club-of-Rome-Mitgliedern sind radikaler geworden. Einer der Zukunftsforscher, der schon 1972 am „Grenzen-Bericht“ mitarbeitete, der Norweger Jørgen Randers und sein Co-Autor Graeme Maxton, machten in ihrem jüngsten Club-of-Rome-Bericht von 2016, „Ein Prozent ist genug“ eine Reihe konkreter Vorschläge, wie der Schwenk zu nachhaltigen (Wikipedia) Gesellschaften noch zu schaffen sei – etwa durch neue Grenzen für den globalen Handel, grüne Konjunkturpakete, mehr Urlaub, späteren Renteneintritt.

Die 100 Mitglieder, weltweit anerkannte Expertinnen und Experten in ihren jeweiligen Disziplinen, sehen sich nach wie vor den Gründungsprinzipien des Clubs verpflichtet: Gerade dem Einsatz für eine nachhaltige Zukunft der Menschheit durch eine holistische, interdisziplinäre und langfristige Perspektive. Die größten Herausforderungen unserer Welt hängen zusammen und können nicht als singuläre Phänomene betrachtet werden.

In den kommenden Monaten werden eine Reihe an Veranstaltungen stattfinden, an denen die Entwicklungen über die letzten 50 Jahre reflektiert und die zukünftigen Herausforderungen für die Menschheit und den Planeten diskutiert werden.

Auch der Club muss sich verändern. 50 Jahre sind vergangen! Unzählige Publikationen hat der Club of Rome veröffentlicht, sich verändert und angepasst. Doch er ist heute nicht mehr so präsent und einflussreich wie damals. Wissenschaftler, damals so inspiriert von der Gruppierung, wünschen sich eine Erneuerung. Eine Anregung zu sagen: Bitte reformiert Euch! Zuerst braucht es mehr Frauen im Club, mehr Hautfarben unterschiedlicher Art, mehr kulturelle Aspekte. Denn der Club of Rome wird eigentlich heute mehr gebraucht als je zuvor.

Vielleicht bieten die Treffen und Feiern des Club of Rome zum 50-jährigen Jubiläum eine Gelegenheit darüber nachzudenken, wie man sich erneuern kann.

Auf jeden Fall: Happy Birthday! Weiter so!

Kaum zu glauben, es ist heute fünfzig Jahre her:

Wenn seine Zeit gekommen sei, dann wolle er keine lange Trauerfeier und keine ausschweifende Grabrede, sagte der Bürgerrechtsführer Martin Luther King Jr. am 4. Februar 1968. Der Redner solle einfach nur sagen, dass er ein Tambourmajor gewesen sei, der für Gerechtigkeit und Frieden getrommelt habe.

Zwei Monate später war King tot. Diese Predigt hatte er in der Ebenezer Baptist Church in Atlanta im Bundesstaat Georgia gehalten. In der Kirche, in der King aufwuchs. Die er als Pastor bis zu seinem Tod leitete. Die zur Keimzelle des Bürgerrechtskampfs wurde und in der Kings Trauerfeier stattfand. Ebenezer Baptist: die berühmteste schwarze Kirche in den USA.

Sein ungebrochener Mut, sich für die Rechte der Schwarzen einzusetzen, stieß auf große Begeisterung in der Gesellschaft. Aus einer kleinen Gruppe war eine große Bewegung geworden: Am 28. August 1963 nahmen in Washington, D.C. mehr als 250.000 Menschen, darunter auch Weiße, an einer friedlichen Demonstration teil. Der „Marsch auf Washington“ zählt als Höhepunkt der Bürgerrechts-Proteste.

Bei dieser Demonstration hielt Martin Luther King auch seine wohl bedeutendste Rede: „I have a dream“, die in die Geschichte eingegangen ist. Nach diesem Protestmarsch auf Washington begann J. Edgar Hoover, der damalige Chef des FBI, intensiv damit, Martin Luther King und andere Bürgerrechtler bespitzeln zu lassen, um letztlich die Bürgerrechtsbewegung zu zerstören.

Doch sein Wille, die Rechte der Schwarzen zu stärken, fand in den USA endlich Anklang. Es herrschte Aufbruchstimmung in den USA. Der junge Präsident John F. Kennedy traf sich mit Martin Luther King und das Gesetz zur Aufhebung der Rassentrennung wurde beschlossen.

Zwar wurde John F. Kennedy noch im November 1963 ermordet, doch sein Nachfolger Lyndon Johnson führte das Vorhaben zu Ende. Am 2. Juli 1964 wurde der „Civil Rights Act“ verabschiedet. Dafür erhielt King im selben Jahr noch den Friedensnobelpreis und wurde vom amerikanischen Nachrichtenmagazin Time zum „Mann des Jahres“ ernannt.

Doch sein Erfolg gefiel nicht allen. Am 4. April 1968 wurde Martin Luther King – wohl von weißen Rassisten – mit einem einzigen Schuss auf dem Balkon eines Motels in Memphis erschossen.

Martin Luther King kümmerte sich in dieser Zeit schon längst nicht nur um typisch „schwarze“ Themen. Vielmehr engagierte er sich verstärkt in der Kampagne gegen den Vietnamkrieg. Das brachte ihm im Weißen Haus wenig Sympathien ein. Am 3. April 1968 hielt er eine große Rede. In dieser gebrauchte er eine Formulierung, die man im Nachhinein als eine Art Abschiedsgruß lesen kann. King sagte, er sei auf einem Berg gewesen und habe „das Gelobte Land gesehen“. Am nächsten Tag wurde Martin Luther King erschossen.

Als Reaktion auf das Attentat brachen einerseits in vielen Städten schwere Unruhen aus. Andererseits verabschiedete der Kongress noch im selben Monat eine Erweiterung der Bürgerrechtsgesetzgebung, die Diskriminierung beim Wohnungskauf oder Vermietung verbot. Diese Regelungen hätten King sicher gefreut. Aber er wäre auch nicht müde geworden, auf weiter bestehende Missstände aufmerksam zu machen, den Regierenden also weiter „auf die Nerven“ zu gehen.

Sich einen Afroamerikaner als Präsident im Weißen Haus vorzustellen, ist mutmaßlich mehr als Martin Luther King in den sechziger Jahren zu träumen gewagt hätte. Aber auch hier sieht man, dass Geschichte nicht linear verläuft. Zwar hat Barack Obama zwei Amtszeiten absolviert. Aber heute werden im Weißen Haus wieder Dinge gesagt, getan und gedacht, die naive Optimisten für immer im Dunkel der Geschichte verschwunden glaubten. Die Träume unterschiedlicher Gruppierungen prallen im heutigen Amerika unversöhnlicher aufeinander als seit Jahrzehnten. Das Land könnte einen Versöhner wie Martin Luther King brauchen, auch wenn der sich wegen der Polarisierung der Gesellschaft wieder in akute Lebensgefahr begäbe.

Ostern, die Auferstehung Christi … Und die Zeit des Hasen. Osterhase, oder auch neuhochdeutsch: Traditionshase! So neu ist dieser Plumpaquatsch aber auch nicht. In der DDR gab es auch die „Jahresendflügelfigur“, weil „Engel“ zu einfach, ja zu christlich war.

Wie kommt der Hase eigentlich in unsere Tradition? Fakt ist, in der Bibel taucht er nicht auf. Wie wurde dieses heidnische Fruchtbarkeitssymbol zum christlich-abendländischen Kulturgut?

Gesichert ist, dass die Vorstellung vom eierversteckenden Osterhasen gar nicht so alt ist – und dass er eine deutsche Erfindung ist. Vor etwas mehr als 300 Jahren wird der Brauch in der Pfalz, am Oberrhein und im Elsass bekannt. Erstmals schreibt 1678 der Heidelberger Georg Franck von Frankenau vom Osterhasen – also drei Jahrzehnte nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges und 16 Jahre bevor der Koran erstmals an einem deutschsprachigen Ort – in Hamburg – gedruckt wurde.

Der Weg des Hasen zum Osterfest ist diffus. Die Gebrüder Grimm stellten im 19. Jahrhundert die These auf, dass es eine germanische Frühlingsgöttin gegeben habe, die den Märchensammlern zufolge Ostara hieß. Sie soll Namensgeberin für Ostern sein. Das heilige Tier an Ostaras Seite sei der Osterhase gewesen, so steht es in Meyers Großem Konversations-Lexikon von 1908. Das klingt sehr teutonisch, ist aber Mumpitz. Zumindest glaubt kaum ein ernstzunehmender Wissenschaftler diese Vorgeschichte. Die alten Germanen hatten demnach keine Ostara und folglich auch keinen heiligen Osterhasen.

Der Grimm’schen Behauptung widerspricht auch die große Auswahl anderer Eierbringer, von denen Kindern in Mitteleuropa teilweise bis heute erzählt wird: in Westfalen ist es der Fuchs, in Tschechien der Hahn, in Thüringen der Storch, in der Schweiz der Kuckuck, in der Grenzregion zu den Niederlanden der Ostervogel, in manchen Regionen sind es das Osterlamm, das Christkind oder der Nikolaus.

Fast zeitgleich zum christlichen Ostern findet Pessach statt, das Fest, mit dem die Juden jedes Jahr die Befreiung aus der Sklaverei des Pharaos feiern. Der Osterhase hat keine Verbindung zum Judentum, Hasen gelten nach den Speisegesetzen auch nicht als koscher. Christliche Fährten zum Osterhasen gibt es, aber sie klingen ganz und gar nicht abendländisch. So soll der Hase in der byzantinischen Tiersymbolik für Christus gestanden haben – demnach wäre der Osterhase am Bosporus erfunden worden.

Im Frühchristentum wurde in der Bibel vermeintlich der Hase als Synonym für den hilfebedürftigen Menschen identifiziert. Blöd nur, dass dem Kirchenvater Hieronymus damals ein Übersetzungsfehler unterlaufen war: In den Psalmen ist nicht die Rede vom Hasen, sondern vom Klippschiefer (FOCUS 20.04.2014), einem Meerschweinchen ähnelnden Dachsgetier, das dort wohnt, wo heute vor allem Muslime leben: im Heiligen Land, in Arabien und in Afrika südlich der Sahelzone. In der Encyclopædia Britannica ist vermerkt, dass der Glaube an den Osterhasen vor allem in protestantisch geprägten Gegenden entstanden ist – als Kontrastprogramm zu den katholischen Osterriten.

Breitenpopulär wurde die Vorstellung vom Osterhasen erst Ende des 19. Jahrhunderts. Im deutschen Kaiserreich fabrizierten die Zuckerbäcker zu Ostern süße Hasen, in Kinderbüchern tauchte der Osterhase auf, während des Ersten Weltkriegs diente der Hase sogar als patriotisches Postkartenmotiv. Deutsche Auswanderer trugen die Mär vom Osterhasen und seinen versteckten Eiern hinaus in die weite Welt, bis nach Amerika und Australien.

Aber zurück zum schokoladigen „Traditionshasen“, der laut AfD wegen der „Unterwerfung“ des Abendlandes seinen österlichen Beinamen verloren hat. Seit der Wende zum 20. Jahrhundert fertigen Chocolatiers auch Schokoladenhasen. Heute ist das Angebot nur schwer überschaubar. Allein schon zur besseren Unterscheidung tragen die einzelnen Modelle Namen, etwa „Traditionshase“.

Hinter diesem Begriff stecken übrigens keine religiösen oder politischen Motive, sondern logistische: Um verschiedene Waren voneinander unterscheiden zu können, geben Supermärkte in ihren Warensystemen manchen Produkten eigene Namen. Hießen alle Osterhasen „Osterhasen“, käme man ständig durcheinander.

So wurde bei Karstadt und Rewe aus dem Lindt-Osterhasen der „Traditionshase“ – vor 26 Jahren(!) (uebermedien.de 31.03.2018). Zweieinhalb Jahrzehnte lang hat’s niemanden gejuckt, und auf einmal wird der Traditionshase mit Fackeln und Mistgabeln durchs Dorf getrieben.

Frohe Ostern!

Kalter Krieg

Wir erinnern uns alle an John le Carrés Buch „Der Spion, der aus der Kälte kam“ und an US-Präsident John F. Kennedy, der 1963 vor dem Rathaus Schöneberg ausrief: „Ich bin ein Berliner!“. China brach mit der Sowjetunion und schlug einen Weg ein, der ins Grauen der Kulturrevolution führen sollte. Es war die Zeit, in der Kennedy sein Land in den verheerenden, falschen Krieg in Vietnam trieb. Dieser Feldzug sollte dem Kommunismus Einhalt gebieten – und erschütterte das Vertrauen des Westens in die eigene moralische Überlegenheit zutiefst. Wir reden vom „Kalten Krieg“.

Die Furcht ist heute groß, dass die Kälte zurückkehrt. Werden wir – analog zu den Weltkriegen – bald vom „2. Kalten Krieg“ sprechen?! Die New York Times spricht angesichts des mutmaßlich von Moskau verschuldeten Giftanschlags auf den Doppelagenten Skripal in Salisbury einen „cold war flashback“. Furcht war ein Wesensmerkmal der Blockkonfrontation; die Furcht, aus dem Kalten Krieg könne ein heißer, gar ein nuklearer werden.

Auch darum besitzt das Wort vom neuen Kalten Krieg einen solch suggestiven Sog: Es lädt die Konflikte der Gegenwart historisch auf. Und erinnert nicht wirklich vieles daran? Da ist die Kriegsrhetorik Putins, der kürzlich mit seinen Atomraketen prahlte, und jene Donald Trumps, der im Konflikt mit Nordkorea nichts anderes tat. Es gibt verbales „Säbelrasseln“ hüben wie drüben, Spionageaffären, gegenseitige Bezichtigungen der Einmischung in innere Angelegenheiten – und nun offenbar sogar Auftragsmorde.

Bei all diesen Parallelen gerät jedoch leicht in Vergessenheit, wie grundlegend sich der echte Kalte Krieg von den Spannungen der Gegenwart unterschied, so bedrückend diese auch sind. Er begann bald nach dem Sieg über Hitlerdeutschland 1945, als der Eiserne Vorhang, wie Winston Churchill beklagte, das verwüstete Europa teilte; als im Kreml noch Stalin herrschte und das eben erst durch die Rote Armee befreite Osteuropa brutal sowjetisierte. Mitten in Europa standen dann jahrzehntelang ungezählte Atomwaffen und gewaltige Armeen.

Das ist glücklicherweise Geschichte (allein die Bundeswehr war damals mit 4.500 Kampfpanzern gerüstet. Heute gilt die Aufstockung auf 300 Panzer als Zeichen wachsender Blockkonfrontation). West und Ost führten in der Dritten Welt zahllose mörderische Stellvertreterkriege und hofierten psychopathische Tyrannen wie unter anderem Pinochet – „Unser Schurke“, nicht der der Gegenseite.

Es konnte Entspannung geben, friedliche Koexistenz durch Gewaltverzicht, Wandel durch Annäherung wie unter Willy Brandt. Ein grundsätzlicher Ausgleich der Systeme und Ideologien aber war niemals möglich. Als Michail Gorbatschow dies von 1985 an versuchte, implodierte das rote Imperium; es war nicht überlebensfähig ohne Feindbild und den Anspruch, für die bessere Welt zu stehen.

Der Westen wurde seit 2014 immer wieder mit russischen Lügen konfrontiert. Wollen wir einmal in Erinnerung rufen: Auf der Krim gab es keine russischen Soldaten – danach wurden sie sogar ausgezeichnet für die Krim-Annexion. Russland hat die malaysische Boeing nicht abgeschossen. In der Ukraine gab es keine regulären russischen Streitkräfte. Es gab keine Einmischung in den US-Wahlkampf. Es gab kein Doping bei der Sotschi-Olympiade. Es gab auch keine Hacker-Angriffe auf den Deutschen Bundestag. Nichts von dem ist bewiesen, außer der russischen Präsenz bei der Krim-Annexion, der Militärtruppen – aber man hat politische Schlussfolgerungen gemacht. Gut, Doping ist bewiesen, obwohl die russische Seite auch da sagt, da ist nichts bewiesen.

Ja, es gibt eine Bedrohung für Freiheit und Demokratie; aber sie lässt sich nicht mehr einfach in einem gegnerischen Block oder System verorten. Diese Bedrohung ist der neu erwachte Nationalismus, geschürt von Populisten; destruktiv, hasserfüllt, aggressiv will er Eigeninteressen auf Kosten anderer durchsetzen. Nationalismus treibt Wladimir Putins Politik ebenso an wie jene Donald Trumps.

Der Egoismus, der Mangel an einer verbindenden Vision wie einst der weltlichen Heilslehre des Sozialismus, ist freilich auch die Schwäche des Nationalismus. Wer dem normativen Projekt der freien Welt – den Ideen der Menschenrechte, der Volkssouveränität, des Rechtsstaates – angebliche großrussische, neuasiatische oder uramerikanische Werte entgegensetzt: Er kann nie mehr sicher sein, dass sein Volk sich auf Dauer mit diesem Etikettenschwindel abfindet.

Wir haben Sie nicht mehr, wir modernen Zeitgenossen. Vielleicht sollten wir uns wieder mal etwas davon nehmen?! Für Kaufleute ist sie kostbar. Und doch spielen wir mit ihr, versuchen sie anzuhalten, drehen an ihr oder stellen sie um. So wie am 25. März, von Winter- auf Sommerzeit. Die Uhren „tickten“ auch von alters her überall anders. Es war nicht immer so, dass wir in Europa in einer Zeitzone lebten, der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ).

Vor 125 Jahren führte Deutschland die Mitteleuropäische Zeit ein. Das hatte Nachteile, die gefährlich sein konnten.

Das Drehen an der Uhr ist zur Routine geworden. Und bleibt dennoch umstritten. In der Nacht zum Sonntag (25. März) wurde die Sommerzeit eingeläutet. Diesmal ist die Zeitumstellung mit einem Jubiläum verbunden: Die Mitteleuropäische Zeit wird in Deutschland 125 Jahre alt. Am 1. April 1893 wurde sie in Berlin per Reichsgesetz eingeführt. Ein Eisenbahnunglück in den USA war einer der Auslöser.

Das Deutsche Uhrenmuseum in Furtwangen im Schwarzwald hat die Geschichte der MEZ zum 125-jährigen Bestehen in Deutschland wissenschaftlich aufgearbeitet. Die Ortszeit richtete sich nach dem Sonnenstand auf der jeweiligen geografischen Länge. Ein Problem ist dies lange nicht gewesen. Doch mit dem Siegeszug der Eisenbahn Anfang des 19. Jahrhunderts änderte sich das.

Das vergleichsweise schnelle Verkehrsmittel Eisenbahn passte nicht zu der Vielzahl der örtlichen Zeiten. So wurden für Züge Einheitszeiten festgelegt, die entlang der Bahnlinien galten und sich meist an der jeweiligen Zeit in den Hauptstädten orientierten. An den Orten, durch die Züge fuhren, zeigten die Uhren meist jedoch eine andere Zeit.

Das sorgte für Verwirrung – mit verheerenden Folgen: Am 12. August 1853 zeigte die Taschenuhr eines Lokführers die falsche Zeit an, der Mann steuerte die Dampflokomotive mit den Waggons auf ein Gleis. Deshalb stießen in Virginia Falls in den Vereinigten Staaten zwei Züge zusammen, 13 Menschen starben. Das Unglück löste eine Debatte aus.

Die Antwort waren Einheitszeiten, die sich an den nationalen Grenzen orientierten. Besonders im kleinräumigen Europa war dieser erste Schritt zur Vereinheitlichung der Zeiten unbefriedigend. An Grenzbahnhöfen sorgten sie für Chaos. Bis Ende des 19. Jahrhunderts galten in den Anrainerstaaten des Bodensees fünf verschiedene Ortszeiten für die Angabe der Tageszeit, die vor allem am deutschen Nordufer sehr kleine Gebiete betrafen (Wikipedia).

Orientierung versprach ein System aus 24 weltweiten Zeitzonen, das den Staaten 1884 auf einer Konferenz in Washington empfohlen wurde. In Deutschland stieß es auf Vorbehalte. Um 1890 stritten Politiker und Fachleute heftig über die Frage, ob sich Deutschland dem System anschließen sollte. Konservative lehnten die Einführung der Mitteleuropäischen Zeit ab, sie wollten die Ortszeiten im Alltag beibehalten.

Wissenschaftler wiederum sagten: Erdbeben und Wetter sowie Bahn- und Postverkehr machten nicht an den Grenzen von Zeitzonen Halt. Besser sei eine einzige Weltzeit. Doch diese kam nicht. Stattdessen etablierte sich die für Mitteleuropa geltende MEZ, die vor und nach Deutschland auch andere europäische Länder einführten. Später kam es zur Unterscheidung zwischen Winter- und Sommerzeit und damit zur Notwendigkeit, regelmäßig die Uhren umzustellen.

Zeitzonen sind sinnvoll. Sie unterscheiden sich voneinander jeweils um eine ganze Stunde. Die Aufteilung der Erde in 24 solcher Stundenzonen bewirkt, dass die Sonne ungefähr um 12 Uhr mittags im Zenit steht – und das weltweit. Somit leben wir in der uns vertrauten Zeit, die sich an dem Stand der Sonne orientiert. Global unterschiedlich sind nur die Stunden. Da Minuten und Sekunden weltweit im Gleichtakt laufen, kann durch einfaches Hinzufügen oder Abziehen einer bestimmten Zahl von Stunden die Weltzeit (UTC) errechnet werden, die unter anderem im Flugverkehr genutzt wird. Diese hilft auch der Wissenschaft und Technik in unserer globalisierten Welt.

Mehrere sogenannter Weltuhren zeigen uns, wie unterschiedlich die Erde tickt.

Das waren noch Zeiten, damals, im 19. Jahrhundert. Aber die Zeit rast!