Im globalen Kampf gegen die tödlichen Krankheiten Malaria, Tuberkulose und Aids stehen für die kommenden drei Jahre 12,9 Milliarden Dollar zur Verfügung, umgerechnet etwa 11,6 Milliarden Euro. Diese Summe versprachen die Geberländer des Globalen Fonds letzten Samstag im kanadischen Montreal. Bis 2019 sollen mit dem Geld acht Millionen Menschenleben gerettet und 300 Millionen Neuinfektionen verhindert werden.

Deutschland sagte 800 Millionen Euro zu. Die USA kündigten an, die Spenden anderer bis zu einer Summe von umgerechnet 3,6 Milliarden Euro zu verdoppeln.

Kein Geringerer als Microsoft-Mitgründer Bill Gates, dessen Stiftung einen besonderen Fokus auf den Kampf gegen Malaria, HIV und Tuberkulose legt, lobte den finanziellen Beitrag Deutschlands. Er mache „die Welt ein Stück weit gesünder, gerechter und stabiler“, sagte Gates. Die „Bill and Melinda Gates Stiftung“ kündigte an, in den kommenden drei Jahren bis zu 538 Millionen Euro zu spenden. „Ich glaube, dass der Globale Fonds als eine der größten Errungenschaften der Menschheit in die Geschichte eingehen wird“, so Gates.

Neben Dutzenden Vertretern aus Afrika und Südasien nahmen auch U2-Sänger Bono und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon teil. Der Globale Fonds, den es seit 15 Jahren gibt, habe im Kampf gegen Aids, Malaria und Tuberkulose geholfen, rund 20 Millionen Menschenleben zu retten, bestätigte der Ende 2016 aus dem Amt scheidende Ban.

Der Sprecher des Globalen Fonds, Seth Faison, drängte die Länder dazu, den Fokus trotz anderer Infektionskrankheiten wie Zika und Ebola weiter auch auf die in Montreal thematisierten Leiden zu richten. „Aids, Tuberkulose und Malaria sind nicht so sehr in den Nachrichten, weil sie uns schon bekannt sind“, so Faison. Sie träfen aber jedes Jahr Millionen Menschen. Zika und Ebola seien furchteinflößend, aber die Zahl derjenigen, die betroffen seien, liege noch in den Tausenden.

Gates sei zuversichtlich, dass es ein Erfolg werde. Man werde für die Jahre 2017 bis 2019 mehr Geld eintreiben als beim letzten Mal. Damals waren es 11,7 Milliarden Dollar. Nach den USA hat ein Drittel der beteiligten Länder angekündigt, seine Beiträge zu erhöhen; und das bei angespannten Haushalten. Nur wenige wollen ihr Engagement herunterfahren, die meisten wollen mindestens den Status Quo halten. Wenn man am Ende zwischen zwölf und 13 Milliarden Dollar erhalte, sei das ein schöner Fortschritt. Als größter Privatgeber werde man selbstverständlich nennenswert aufstocken. Die Summe wird die Tage in Montreal bekanntgegeben.

Was wird von Deutschland erwartet? Deutschland hat bisher 2,15 Milliarden Euro in den Fonds eingezahlt. Berlin hat neulich die Summe von 800 Millionen Euro in Aussicht gestellt.

Die Hoffnung trägt, dass Deutschland signifikant erhöht. Zuletzt kamen für die Jahre 2014 bis 2016 rund 665 Millionen Euro aus Berlin. Bundeskanzlerin Merkel hatte 2015 schon eine sehr erfolgreiche Konferenz für den Impfstoffe-Fonds geleitet. Die Ankündigung von Entwicklungsminister Gerd Müller gestern hat das Projekt einen wichtigen Schritt vorangebracht. Es ist ein Signal, dass Deutschland einen so bedeutenden Beitrag leisten will, um den Gesundheitszustand der Menschen weltweit zu verbessern. Die Bundesrepublik gilt in dieser Hinsicht als Zugpferd.

Ausreichende Ernährung, Gesundheitsschutz, Bildung und ökonomische Entfaltungsmöglichkeiten sind am Ende entscheidend. Der „Global Fund“ ist in diesem Zusammenhang eine Erfolgsstory. Es gibt viele Helden. Länder haben klug zusammengearbeitet. Aber das Ganze bleibt eine Herausforderung. Die Aufgabe der Initiatoren ist es, das Projekt im öffentlichen Diskurs zu halten. Terroristische Aktivitäten dürfen nicht ablenken. Steuerzahler und Wähler müssen immer wieder davon erfahren, welche Fortschritte der „Global Fund“ macht.

Der Schlüssel zum Erfolg ist die Großzügigkeit!

Liebe Petra,

meine schlaflosen Nächte bringen mich manchmal auf merkwürdige Gedanken. Um drei Uhr morgens hatte ich mich in einen jungen Mann aus Eritrea versetzt. Meine Familie lebte von dem mageren Ertrag einer kleinen Landwirtschaft und so lange das Klima nicht verrückt spielte, war die Hoffnung auf ein Minimum an Versorgung berechtigt, aber jetzt trocknet alles aus. Wir konnten uns nicht mehr ernähren, ganz abgesehen vom Wasser, das uns dringend fehlte. Was hätte ich anderes tun sollen als das Weite zu suchen? Zuerst der Gang zur Stadt, in der jeder von uns hoffte, wenigstens Krümel des Wohlstandes einfangen zu können. Illusion! Die Kinder mussten betteln gehen und sich prostituieren. Dazwischen einige Gestalten im Kolonialstil, die auf unseren Rücken ihre Geschäfte machten. Schwer bewacht von Söldnern hatten wir keine Gelegenheit, ihnen unser Leid vorzutragen, mit der Hoffnung vielleicht einen Job zu bekommen? Sehr schnell merkte ich, dass ich für sie nur Abschaum war und unter solchen Umständen konnte ich nicht in meiner Heimat bleiben. Oder hätte ich eine Karre nehmen sollen um dieses ganze Gesindel umzulegen? Das hätten sie schon verdient, aber ich verabscheue jede Art von Gewalt.

Eine Stunde später, nach einem längeren Besuch auf der Toilette, war ich als junger Eritreer in einem Flüchtlingslager in Libyen angelangt. Dort versuchte ich etwas zu verdienen, um mir einen großen Traum zu ermöglichen: die Reise in den Garten Eden, denn dort herrschte, wie ich hörte, Gerechtigkeit. Jeder könnte dezent leben und frei denken. Um aber dorthin zu kommen, musste ich mehr als 2000,00$ hinblättern, das ist der „Lohn“ der Schlepper! Ich wusste schon, dass viele Menschen ertrunken waren, denn die Schiffe waren alt, brüchig und völlig überfüllt. Dennoch entschloss ich mich, diesen Schritt zu wagen, was blieb mir anderes übrig? Die Barkasse kenterte. Ich gehöre zu den wenigen Überlebenden und konnte, nach einer langen Odyssee, Deutschland erreichen. Ich dachte, dass ich an meinem Ziel angekommen sei, von wegen.

Dann erfolgte die Gegenüberstellung mit einem Beamten. Er wollte beweisen, dass ich kein politischer Flüchtling sei. „Niemand hat sie gedrängt, das Land zu verlassen!“ „Sie irren sich, der Hunger!“ Aber der vollgefressene Mensch, der mir gegenüber saß, wollte nicht wahr haben, dass Afrika von erbarmungslosen Geschäftsleuten aus Amerika, Europa oder China geplündert wird und dass sie auch die Schuld tragen, wenn Millionen Menschen verhungern. „Ich bedauere sehr diese Umstände, aber ich kann sie nicht als politisch bewerten, deshalb sind Sie hier unerwünscht!“ Ich versuchte ihm klar zu machen, dass internationale Multis uns rücksichtslos auspressten und letztendlich nur unseren Tod wünschten und dass Europa auch eine Schuld an unserer Misere trüge. Ich versuchte ihm zu erklären, dass viele afrikanische Bauern gezwungen wurden einen genmanipulierten Samen zu verwenden, der nur einmal zu benutzen war und dies zu erhöhten Preisen. Das fand er zwar eine Frechheit, aber meine Argumente ließen ihn letztendlich kalt. Er war in seinen Gedanken beim Stammtisch versunken, wo seine Genossen ihm eintrichterten, dass „die Kaffer“ hier nichts verloren hätten. „Es würde noch fehlen, dass sie unsere Weiber schwängern.“

Mein Rücken tut mir zwar weh, liebe Petra, aber neben diesen Schicksalen mit denen wir alltäglich konfrontiert sind, ist das nur eine Lappalie. Irgendwie schäme ich mich, auch wenn ich genau weiß, dass wir nicht in der Lage sind das Leid der gesamten Menschheit zu lindern. Ich würde aber mir wünschen, dass Menschen, die nicht weiter als zu ihrer Nasenspitze blicken, sich in einen Flüchtling versetzen könnten. Uns sollte uns klar sein, dass wir ein riesiges Glück haben hier geboren zu sein und das in friedlichen Zeiten, was bei unseren Eltern nicht der Fall war.

 

In diesem Sinne,
herzliche Umarmung,

Pierre
//pm