Liebst du mich, wenn ich hässlich bin?  P J - ohne Ornament P - plus ! 150x150

Liebst du mich noch, auch wenn ich nichts mehr habe?

Es ist leicht zu lieben, was klug und ästhetisch ist.

Aber liebst du auch etwas ohne Zähne?

Kannst du lieben, was andere bestimmt nicht wollen?

Liebst du ein fettes Ding, voller Zweifel und Hass?

Einen Menschen, den niemand mehr haben will?

Liebst du mich noch, wenn ich in die Windeln scheiße?

Und kein vernünftiges Wort mehr über meine Lippen kommt?

Liebst du mich, wenn ich so arm bin, dass ich mir nichts mehr leisten kann?

Und wie ist es, wenn ich Hunger habe?

Könntest du liebend den Arm um mich legen, wenn ich kotze?

Ekelt es dich an, wenn ich spucke und zum Popeln den Finger nutze?

Liebst du ein schönes Bild und die perfekte Hülle?

Kannst du lieben, was menschlicher Abschaum ist?

Bin ich nicht ein Mensch mit Gefühlen?

Warum nur?

Kannst DU mich nicht lieben?

 

 

© Petra M. Jansen

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Liebe junge Leute,

Pierre Mathiashört endlich mit dem blöden Spruch auf, der das Alter als schön und friedlich bezeichnet. Nein, das ist es nicht! Ich kann davon ein Lied singen, denn mein Körper verfällt immer mehr, aber mein Geist ist zwanzig Jahre alt. Einerseits bin ich blutjung, auf der anderen Seite werde ich allmählich in einen Greis verwandelt. Ich würde gerne jede „Blüte“ erobern, aber als Wrack habe ich kaum eine Chance. Immer mehr wird die Liebe verbal und das kotzt mich an! Hinzu kommt, dass ich mich jeden Morgen im Spiegel anschauen muss. Na ja, könnte schlimmer sein, aber einen Adonis bekomme ich nicht zu sehen und in der Regel macht das Altern mehr Schäden bei den Männern als bei den Frauen. Allmählich zeichnet sich der Verfall ab und das ist mehr als schmerzhaft und umso mehr, weil der Kopf nach neuen Ufern blickt. Nein, damit will ich mich nicht abfinden und um die bösen Geister zu jagen, posaune ich laut und kräftig, dass ich jung bin und wenn jemand erstaunt ist, wie alt ich tatsächlich bin, freue mich wie ein Jüngling. „Das kann doch nicht wahr sein, das hätte ich nicht gedacht!“ Nur so viel brauche ich um meine Eitelkeit zu befriedigen, aber von der Wahrheit bleibe ich nicht verschont. Weiterlesen

Liebe Revoluzzer, Pierre Mathias

am 1. Januar habe ich einen Spaziergang durch Kreuzberg gemacht und überall lagen die Überbleibsel der Silvesternacht: abgefackelte Raketen und Knallkörper. Ein Tag nach einer großen Schlacht, kaum Leute auf der Straße, das Volk döste. Ende der Durchsage oder? Nein. Die Trostlosigkeit eines heruntergekommenen Viertels war eindringlicher denn je zu spüren. Wenn Menschen die Straßen bevölkern, gibt es Leben und das Umfeld versinkt in einer gewissen Betriebsamkeit. Jetzt aber nur noch banale Graffiti, kaum zu vergleichen mit den genialen Mauer-Malereien, die als Protest gegen das DDR-Regime dienten. Eher der Ausdruck einer generellen Langweile und nicht einmal Frust ist zu entnehmen – von Gewalt kann keine Rede sein. Ist das der Ausdruck der Resignation? Sind wir an einem Punkt angelangt, bei dem die Kraft ganz einfach ausgegangen ist? Das war für mich ein bedrückendes Gefühl und ich hätte es vorgezogen ein wenig Gewalt zu fühlen, auch wenn ich sie niemals gutheißen würde. In der Gewalt herrscht ein wenig Leben und der verzweifelte Versuch etwas zu verändern. Hier aber war nur eine trügerische Ruhe zu entnehmen. Ob etwas hier brodelte? Ich hatte nicht dieses Gefühl. Weiterlesen

Liebe Vettern,Pierre Mathias

nein, ihr seid nicht gemeint, wenn ich von der Vetternwirtschaft rede. Wie wir wissen gibt es nur anständige Genossen in unserem Breitengrad – keine Kanaken wie am Mittelmeer oder anderswo. Wenn wir ab und zu schmieren, können wir nichts dafür und außerdem handeln wir nur aus Nächstenliebe. Wenn ein griechischer Beamter die Hand offen hält, was sollten wir tun? Ihm einfach sein Glied abschneiden? Das tun nur die Barbaren. Eines sollte aber fest stehen: wir sind von einem tiefen Anstand geprägt, alles läuft nach Maß bis in die kleinsten Kommunen. Wenn ich in den Verwaltungen weile, treffe ich nur Staatsdiener, die blind vor Liebe ihre Pflicht erfüllen, an sich denken sie nicht. Nie würden sie in Versuchung kommen, Moneten für sich selbst einzustecken. Liebe Vetter, ich habe keinen von euch getroffen, der irgendwie bevorzugt worden wäre, die bösen Onkels sind nur eine Fata Morgana – es gibt sie nicht. Leben wir in einem Paradies? Ja, dank euch liebe Beamte, weil ihr nur vor euch hin döst. Weiterlesen

P J - ohne Ornament P - plus ! 150x150Wie immer. Jedes Jahr wiederholt es sich und wir werden nie müde, unsere guten Vorsätze zu verfassen und das der Welt kund zu tun. Dieses Jahr lief alles scheiße, aber das nächste Jahr wird besser. Ganz sicher, ich weiß es genau! So sieht es Jahr für Jahr aus und es ist so fein menschlich. Was dieses Jahr der Hasenfuß war, dem treten wir im neuen Jahr die Füße platt. Dieses Jahr kam der Traumprinz nicht vorbei, aber ganz gewiss wartet er schon, das steht fest. Und der Job? Na klar, man spürt es förmlich, es riecht nach Geld. Bis jetzt ging es mehr schlecht als recht, aber das wird im neuen Jahr ganz anders werden. Eigentlich waren die letzten Jahre sowieso eher mau, so k a n n es ja nur besser werden. Weiterlesen

Liebe Frauen,Pierre Mathias

die Lust, sich mit euch auseinanderzusetzen ist bei mir immer vorhanden. Ich liebe die Frauen für das was sie sind: feinfühlig, verführerisch, zart. Klar, auch hier gibt es andere Exemplare, aber – mit Verlaub – ich ignoriere sie. Sie sind für mich sowohl die Stütze, die ich brauche – ein wenig „Mutter“ steckt immer in euch – als auch das Spiegelbild meiner Gefühle und nur in eurer Präsens kann ich mich wiederfinden. Deshalb auch der Respekt, den ich euch erbringen will und es käme mir nicht in der Gedanke euch zu desavouieren, wenn ich sexuell versagen würde. Euch als Hure zu beschimpfen, ist das Zeichen der Hilflosigkeit. Nein, das seid ihr nicht! Wenn Liebe nur käuflich sein würde, wäre das ein Armutszeugnis und ich finde, dass solche Worte verletzend sind. Wer sie ausspricht sollte wissen, welchen Schaden er ausrichtet. Männer, was wären wir ohne die Frauen? Wir brauchen sie, um überhaupt geistig bestehen zu können, das sollte uns klar sein! Weiterlesen

Werte Freundin,

mit tiefer Traurigkeit habe ich die Nachricht vernommen, dass Du in Deine alte Heimat zurückgekehrt bis. Es ist beschämend mitanzusehen, dass das ach so modern sich preisende Europa nicht in der Lage war, Dir eine neue Heimat zu bieten. Gut verstehen kann ich, dass die immerwährende, ja nicht enden wollende Kopftuchdiskussion Dir immer mehr zusetzte, es teilweise schon nicht mehr auszuhalten war. Wenn ich an die Generation unserer Großmütter zurückdenke, so war es zu deren Zeiten Brauch, wenn man ins Dorf ging zwecks Einkaufes bzw. zum Kaffeeklatsch, sich in der herbstlichen Frische ein Kopftuch umzubinden. Der Anblick der größtenteils reiferen Frauen, welche in der Öffentlichkeit Kopftuch trugen, war dazumal nichts Besonderes, sondern im Gegenteil, eher alltäglich. Es störte niemanden. Veritabel: die Zeiten haben sich geändert. Mit ihnen die Sitten. Dieser Erkenntnis mag noch nichts Eigenartiges anhaften, wäre da nicht die umgekehrte gesellschaftliche Tendenz zu verzeichnen, die Kopftuch tragende Frau aus der Gesellschaft auszugrenzen. Das Fass zum Überlaufen brachte Dein Erlebnis im Hallenbad; man hatte Dich in Deinem Burkini ausgelacht, zeigte mit Fingern auf Dich, ja, hatte Dich regelrecht hinausgemobbt. Es ist erschreckend mitzuerleben, wie schnell auch moderne Menschen sich auf die Stufe eines wütenden Mobs herablassen, in der Horde unkontrolliert und unkontrollierbar Dinge zerstören, Menschen verletzen oder gar töten. Mich lässt diese Erkenntnis doch an unserem Intelligenz- wie auch Bildungsgrad zweifeln … Was Dein Erlebnis im Bad angeht, so sei versichert, dass man sich hierzulande vor knapp über hundert Jahren auch hochgeschlossen, wilhelminisch züchtig und artig in die Fluten begab. Männlein und Weiblein natürlich größtenteils getrennt, wie sich das damals gehörte. Heute, da die Mode das genaue Gegenteil ist, man sich nahezu textilfrei ins Wasser begibt, will man davon nichts mehr wissen. Interessant wäre zu eruieren, wer aus dem blökenden Mob überhaupt darüber Bescheid weiß … Von Integration wird gesprochen, Assimilierung erwarten sie. Kritische, weltoffene Individualisten behaupten sie zu sein, in Realität hört man zu oft Sätze wie: „Ich bin ja nicht ausländerfeindlich, aber …“. Wirtschaftliche Prosperität ist dato rückläufig, der Volksmund sagt, die Zeiten würden schlechter. Soweit ich es überblicken kann, war der Mensch bis heute nicht in der Lage, sich diesbezügliches Versagen selbst zuzuschreiben, der Grund musste immer anderswo liegen. Hat man früher freiweg dem staatlichen Nachbarn den Krieg erklärt, gilt es heute, wesentlich subtiler vorzugehen. Man beschuldigt den anderen nicht auf direktem Wege, sondern sucht die Schuld im Unbekannten, dem Fremden, das einen schleichend unterwandert. Die Frau mit der Burka, die Fremde, deren Gesicht man nicht erkennt. Spielt sie doch nicht mit offenem Visier … So lächerlich das auch klingen mag: der moderne Mensch fürchtet sich, hat Angst vor dem Fremden. In dieser Hinsicht frage ich mich, wie weit wir eigentlich uns vom Mittelalter entfernt haben. Ziehen wir es doch vor, uns im eigenen Teich einzuigeln, „unter uns“ zu bleiben. Alles warm und sicher, jeder Neuzugang wird einer strengen Kontrolle unterworfen. Wer nicht in die Gemeinschaft passt, wird exmittiert. Weiterlesen

Neulich in einem chinesischen Restaurant:

Am Nachbartisch sitzen Vater und Sohn. Man bestellt. Auffällig ist die schweigende Gesprächsatmosphäre.

Sohnemann ist beschäftigt: mit einem Computerspiel. Die Haare hängen ihm wie ein Vorhang vor dem Gesicht, der Kopf ist im richtigen Blickwinkel zur Spielkonsole gebeugt. Flink fliegen die Finger über die Tasten.

Gegenüber der Vater in versteinerter Haltung, seinen Nachwuchs musternd ohne jegliche Regung.

Nachdem die Suppen aufgetischt sind, beginnt der Altvordere zu essen. Sohn ist weiter hochkonzentriert in das Spiel vertieft.

Der Vater löffelt in Ruhe Suppe aus der Schale, den Blick nicht ablassend von seinem Gegenüber, welcher wie ein Uhrwerk die Konsole bearbeitet.

Die Suppenschale des Vaters leert sich, eine kurze Pause folgt. Vater mustert Sohn, Sohn kümmert sich intensiv um das Spiel. Während der ganzen Zeit verliert niemand ein Wort.

Verstohlen greift der Vater nach der Schale des Sohnes, zieht sie auf seine Tischseite und beginnt den Inhalt, gelassen den Sohn betrachtend, zu verspeisen.

Seitens des Jüngeren keinerlei Regung zur Sicherung des Mittagsmahls. Nein, Vater speist auch die Ration des Sohnes, was von letzterem in stoischer Spielhaltung toleriert wird.

Wir zahlen und verlassen das Lokal. Ich fange an, mir Gedanken zu machen.
Hier fand keine Unterhaltung statt. Zu sagen hätte es mit Sicherheit einiges gegeben.

Wie sieht die Zukunft der Generation Sohn aus? Weiterlesen