Hinter den Ermittlungen um Bestechung im Europaparlament steckt auch ein Geheimdienst-Krimi mit einem Ermittler wie aus einem Roman. Eva Kaili schiebt die Schuld offenbar auf ihren Lebensgefährten, der zugibt, Teil einer kriminellen Organisation zu sein (sueddeutsche.de). Ob Bestechung oder Bestechlichkeit im internationalen Geschäftsverkehr oder im eigenen Land, ob Käuflichkeit in der Politik oder der Versuch, durch Schmiergelder
Vorteile zu erlangen – Korruption verursacht nicht nur materielle Schäden, sondern untergräbt auch das Fundament einer Gesellschaft. In unserem Fall ist es die Integrität des Europaparlamentes und seiner Abgeordneten. Die Ermittler werfen Kaili, der inzwischen geschassten Vizepräsidentin des Parlaments vor, gegen Bezahlung zugunsten der autokratischen Staaten Katar und Marokko interveniert haben. So äußerte sich Kaili in einer Parlamentsrede positiv über die Reformen in Katar und engagierte sich offenbar intern für Visa-Erleichterungen für Bürger des Emirats. Weil Gefahr im Verzug war, fuhren die Ermittler sofort mit einem Durchsuchungsbefehl zur nahe gelegenen Wohnung Kailis. Sie fanden dort Luxushandtaschen, Mobiltelefone und weitere 150.000 Euro (welt.de). Insgesamt
wurden bisher fast 20 Wohnungen und Büros durchsucht, rund 1,5 Millionen Euro wurden sichergestellt. Die Korruptionsaffäre im Europaparlament könnte aus einem zweitklassigen Mafia-Thriller stammen. Während die Polizei am Wochenende Hausdurchsuchungen bei den Verdächtigen durchführte, versuchte der Vater der Hauptverdächtigen, Eva Kaili, sich noch mit einem Koffer mit 600.000 Euro davonzustehlen. Die Werte Europas, für die wir auf unserem Kontinent stehen, sind Tatsache in Gefahr. Aber der Rechtsstaat funktioniert. Man geht gegen die schwarzen Schafe vor. Es ist keineswegs so, dass der Rechtsstaat nicht funktionierte, wie zum Beispiel Viktor
Orbán uns glauben machen will. Nein, er fasse sich an die eigene Nase: Die Korruption in Ungarn ist unvergleichlich
hoch, das Rechtsstaatssystem wurde in der Vergangenheit abgebaut und politisiert. Nein, solche Mitglieder brauchen wir nicht! Die Milliarden für Ungarn wurden zu recht eingefroren; Europa kann sich keine Schmarotzer und Querulanten leisten. Tja, wer im Glashaus sitzt, der werfe nicht mit Steinen …
Aber: Der Skandal wird wegen seines Umfangs und wegen der internationalen Schlagzeilen längere Zeit im Gedächtnis bleiben. Und er bestätigt alle diejenigen, die vor allem von rechts sowieso gegen die EU hetzen, ihre Politik und Institutionen in Zweifel ziehen. Überfällig ist die Verschärfung des Transparenzregisters. Bisher mussten nur Treffen mit Firmen und Organisationen angegeben werden. Vertreter von Staaten waren ausgenommen – mit Verweis auf die nötige diplomatische Diskretion. Noch letztes Jahr hatte eine Mehrheit im Parlament abgelehnt, die Treffen mit Vertretern ausländischer Regierungen zu veröffentlichen. Es ist zu hoffen, dass der Katar-Schock“ (handelsblatt.com) ausreicht, um die Parlamentarier nun zum Handeln zu bewegen.

Die Republik in Gefahr?! Naht der Umsturz? Der liberale Rechtsstaat ist nicht jedermanns Geschmack, gut! Das liegt an seiner Eigenart, unautoritär zu sein. Die meisten Menschen erleben die Ordnungsmacht des Staates in Form von Briefen, deren Umschläge je nach Eskalationsstufe unterschiedliche Farben haben. Man kennt das Gefühl, von einem Polizisten mit einer bunten Kelle aus dem Verkehr gewunken zu werden, um dann ein höfliches Gespräch zu führen. Der Staat verzeiht viel, lässt den Bürgern Auswege, sich als gesetzestreu zu bewähren. Man muss schon einiges tun, damit frühmorgens ein Spezialeinsatzkommando im Hausflur steht. Die Zahl derjenigen, die das Bundesamt für Verfassungsschutz dem Reichsbürger-Milieu“ zuordnet, ist im Vergleich zum Vorjahr um 2.000 auf 23.000 Personen gestiegen (sueddeutsche.de). Das ist ein Anstieg um rund 9,5 Prozent. Etwa zehn
Prozent der Reichsbürger gelten laut Verfassungsschützern als gewaltbereit. 239 Gewalttaten von Reichsbürgern sind in 2021 registriert worden.

Normalerweise, wenn etwas Gefährliches passiert im Lande, arbeiteten Behörden besonders diskret. Da treten schwarz gekleidete Polizisten nachts die Tür ein und holen Verbrecher aus dem Bett. Warum? Damit sich jene weder absetzen, Beweismittel verschwinden lassen, noch größeres Unheil anrichten können. Das ist logisch. Eine Razzia mit Ankündigung über die Presse? Der Plan der Verschwörer war laut Bundesanwaltschaft ein Putsch in Deutschland. Die Beschuldigten, so heißt es, hätten es sich zum Ziel gesetzt, die bestehende staatliche Ordnung in Deutschland zu überwinden und durch eine eigene, bereits in Grundzügen ausgearbeitete Staatsform zu ersetzen“ (derstandard.de). Man sei sich bewusst gewesen, dass dieses Vorhaben nur durch den Einsatz militärischer Mittel
und Gewalt gegen staatliche Repräsentanten verwirklicht werden kann. Hierzu würde auch die Begehung von Tötungsdelikten zählen. Bilder vom Sturm auf das Capitol in den USA werden hier wach …
Schließlich ist etwas sehr verstörend: Im politischen Berlin war seit Tagen zu hören, es sei eine große Sache im Busch“ (nzz.ch). Manche Medien wussten offensichtlich von den bevorstehenden Razzien und Verhaftungen, denn viele Redaktionen veröffentlichten fast zeitgleich – wie nach einer Sperrfrist – umfangreiche Berichte zu der eigentlich doch ganz neuen Eilmeldung. Werden Informationen über Razzien geleakt, gefährdet dies den Einsatz der Polizeibehörden, gefährdet auf beiden Seiten Menschenleben. Viele der „Reichsbürger“ sind nicht nur waffenaffin, sondern auch gewaltbereit und in der Lage, diese Waffen zu benutzen. Man denke nur an Polizisten und Soldaten aus dem Milieu. Die Demokratie hat gesiegt. Dieses Mal …
Aber, auch wenn es Verhaftungen gab: die Gefahr brodelt im Untergrund. Schwachsinn, Verschwörung und Gewaltbereitschaft sind nicht verschwunden. Unsere freiheitlich demokratische Grundordnung muss wehrhaft bleiben; das bedeutet nichts anderes als wachen Auges auf die Ränder des politischen Spektrums zu blicken.
Diejenigen, die Freiheit gegen Terror tauschen möchten, sind allgegenwärtig.

Bald ist es wieder soweit: So könnten sie sich gegenseitig gemahnt, geschubst, zur Seite gedrückt haben, die
Kinder früherer Jahrhunderte, wenn sie heimlich einen Blick durchs Schlüsselloch wagten. In jenes verheißungsvolle Zimmer nämlich, wo am Heiligen Abend ein Tannenbaum mit funkelnden Goldkugeln, Wachslichtern und gesponnenem Glas so hell erstrahlen würde, dass er für die lange Zeit der Kälte und der Dunkelheit entschädigte.
Ein Ritual entstand um die Mitte des 19. Jahrhunderts: Es war der protestantische Norden, der den Adventskranz als lichterspendenden Zeitmesser ins Leben rief. Mit einem alten Wagenrad, auf das er Zweige flocht und 24 kleinere und größere Kerzen steckte, versuchte damals der Theologe Johann Hinrich Wichern (landidee.info) ihm
anvertraute, in Armut lebende Kinder mit der langen Adventszeit zu versöhnen. Erst mit dem Ersten Weltkrieg gelangte dieser norddeutsche Brauch nach Süddeutschland.

So beginnt auch die Geschichte des Adventskalenders im Jahre 1838. Wichern, Leiter des evangelischen Knabenrettungshauses „Rauhes Haus“ bei Hamburg, hatte wahrscheinlich genug von der Frage, wann endlich Weihnachten sei. So entwickelte er eine Idee zur Darstellung der verbleibenden Tage. Er nahm sich das besagte alte Wagenrad und einen Holzkranz und steckte 20 kleine rote und vier große weiße Kerzen darauf. Bei den täglichen Andachten, zu denen alle gemeinsam Adventslieder sangen, durften die Kinder eine rote Kerze anzünden, an den Adventssonntagen zusätzlich eine weiße. So entwickelten sich viele Methoden. Familien hängten häufig nach und nach 24 Bilder mit weihnachtlichen Motiven an die Wand oder malten Kreidestriche an die Tür, für die Sonntage jeweils einen langen Strich, und täglich durften die Kinder einen wegwischen. Sehr verbreitet waren außerdem „Adventsbäumchen“, teilweise auch selbstgebastelte Holzgestelle. Tag für Tag steckten die Kinder eine kleine Fahne oder einen Stern mit Bibelversen daran, manche Familien zündeten zusätzlich auch eine Kerze an. Das zunehmende Licht stand dabei als Sinnbild für die bevorstehende Ankunft des Lichts der Welt, Jesus Christus. Und dann der Baum: Der Weihnachtsbaum ist keine christliche Erfindung. Aber die Christen nahmen den eigentlich heidnischen Brauch in ihre religiöse Symbolik auf. Denn wie anderes Immergrün stehen Tanne oder Fichte für ewiges Leben, Ausdauer und Überleben. Der erste historisch beschriebene Weihnachtsbaum der Geschichte wurde 1419 auf einem öffentlichen Platz in Freiburg von der Bäckerschaft der Stadt (weihnachtszeit.net) aufgestellt. Eine weitere Beschreibung liefert eine Mainzer Chronik vom Weihnachtsbaum in Stockstadt am Main. Richtig populär auch in Familien wurde der Christbaum erst ab dem 18. Jahrhundert. In der christlichen Weihnachtsbaum Geschichte ist der Christbaum mit seinem satten Grün ein Symbol der verheißenen Geburt von Jesus Christus. Schönen zweiten Advent!

So richtig mag sie nicht aufkommen, die Adventsstimmung. Zumindest nicht für mich! In Katar ist Weltmeisterschaft – eigentlich ein Sommerevent. Und in der Ukraine ist Krieg. Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen … Das beißt sich! Oder ist es gerade jetzt entscheidend, sich auf die Bedeutung der Adventszeit zu besinnen?! Ich weiß es nicht, ehrlich! Wo kommt Advent her? Was ist die Bedeutung dieser Zeit? Ein Essay …
Advent (lateinisch: adventus „Ankunft“), eigentlich adventus Domini (lat. für Ankunft des Herrn), bezeichnet die Jahreszeit, in der die Christenheit sich auf das Fest der Geburt Jesu Christi, nämlich Weihnachten, vorbereitet (wikipedia). Die Adventszeit steht nicht für sich allein, sondern sie zielt auf Weihnachten hin. Um dieses Fest richtig zu begehen, ist eine Vorbereitung nötig – ganz wie bei der Planung einer großen Geburtstagsfeier. Bei einem religiösen Fest geht es dabei nicht um organisatoische Arbeiten, sondern um eine geistige Vorbereitung. Diese geistliche Vorbereitung wurde klassisch mit Fasten und Gebet duchgeführt. Das Fasten wird vom katholischen Kirchenrecht für den Advent aber bereits seit 1917 nicht mehr gefordert, das Gebet rückte dadurch mehr in den Mittelpunkt. Warum damals Fasten und Buße? Stark vereinfacht kann man sagen, dass sich nach einer Zeit des Verzichts ein Fest auch schöner und intensiver anfühlt – im Gegensatz dazu sind viele Menschen heute nach vier Adventssonntagen am eigentlichen Weihnachtsfest von Lichterglanz, Weihnachtsliedern und Lebkuchen schon übersättigt. Vor dem siebten Jahrhundert nach Christus war die katholische Adventszeit in vier bis sechs Adventssonntage uneinheitlich eingeteilt. Papst Gregor der Große räumte damit auf und legte im 7. Jahrhundert vier Sonntage als Adventssonntage fest (weihnachtszeit.net). Die Zahl Vier steht symbolisch für die viertausend Jahre, die die Menschen nach damaliger Lesart nach dem Sündenfall auf den Erlöser Jesus Christus zu warten gehabt hätten.

Der Brauch des Adventskalenders entwickelte sich Mitte des 19. Jahrhunderts. Einen richtigen „Erfinder“ gibt es nicht – vielmehr kamen um 1840 in den Familien unterschiedliche Formen auf, die Wartezeit auf Weihnachten greifbar zu machen (erzbistum-koeln.de). Die ersten einfachen Adventskalender waren 24 Kreidestriche an der Wand. Täglich wischten die Kinder einen Strich bis Weihnachten weg. Noch früher, in der Antike, gedachte man in dieser Zeit der Geburt der römischen Mithras-Gottheit, einer mythologisch-kultischen Personifizierung der Sonne. Das Schmücken eines Baumes zur Wintersonnenwende gehörte im Mithras-Kult ebenso bereits zu den Bräuchen. Dann geriet der Brauch in Vergessenheit, bis er als Weihnachtsbaum in der Reformationszeit Wiederauferstehung feierte. Christen übernahmen oft solche Anleihen, um fortan die Geburt Jesus Christus mit ihnen zu feiern. Der Zeitpunkt der Wintersonnenwende nach altem julianischem Kalender bot sich dafür förmlich an. Schönen ersten Advent!

Für viele ist die Fußball-WM in Katar ein Symbol – für die negativen Entwicklungen der letzten Jahre. Noch nie war eine Weltmeisterschaft so unbeliebt wie diese. Von Vorfreude war wenig zu spüren – statt dessen gab es negative Schlagzeilen: Ausbeutung der Arbeiter auf den WM-Baustellen, Zensur, schlechte Menschenrechtslage, PR-Show. Dass es zur Vergabe der WM an Katar kommen konnte, hat sehr viel damit zu tun, wie sich der Fußball in den letzten 30 Jahren entwickelt hat. Sportswashing: Der Begriff setzt sich aus Sport und Whitewashing zusammen. Beim Sportswashing versucht ein Land, das eigene Ansehen und die Reputation durch die Veranstaltung von großen Sportevents zu verbessern (augsburger-allgemeine.de). Der Fokus soll auf den Sport gelenkt werden, um über Diskriminierung, geringe Menschen- und Frauenrechte und andere Missstände hinwegzutäuschen. Insbesondere arabische und asiatische Länder kaufen aus diesem Grund auch Sportvereine auf der ganzen Welt (a.a.O.). Es sind vor allem autokratische Staaten, wie zum Beispiel Russland und China – und auch der Golfstaat Katar – die Sportswashing betreiben. Letzterer ist nicht zuletzt aufgrund seiner riesigen Gas- und Erdöl besonders reich und dadurch auch besonders mächtig und einflussreich. In islamischen, autoritären Regimen herrschen jedoch
andere Rechte, die weit entfernt von den demokratischen Grundwerten sind, die wir in der westlichen Welt vorleben. So werden dort zum Beispiel Religionsfreiheit, Rechte von Homosexuellen oder Frauenrechte mit Füßen getreten. Entweder sind sie nur eingeschränkt oder einfach gar nicht vorhanden. Auch das Beispiel Alkohol: 48 Stunden vor dem WM-Auftakt setzte sich Gastgeber Katar doch noch durch: Rund um die Stadien wird kein Alkohol verkauft. Entgegen der Kritik und Sponsoreninteressen kippte das Emirat am Freitag die mit dem Weltverband Fifa vereinbarte Kompromisslösung, die den Verkauf zumindest im Umfeld der acht Arenen ermöglicht hätte. Es werde weiterhin ein „angenehmes, respektvolles und zufriedenstellendes“ Stadionerlebnis sichergestellt, teilte die Fifa mit. Biersponsor Budweiser schrieb bei Twitter am Mittag: „Also, das ist misslich“ – und löschte den Tweet wenig später
wieder (focus.de).

Die Behauptung, der Sport sei nicht politisch, ist vielfach widerlegt: Sportgroßveranstaltungen wie die Olympischen Spiele oder die jetzige Fußballweltmeisterschaft sorgen für Diskussionen, weil sie auf mitunter intransparente Weise in Länder vergeben wurden und werden, die demokratischen Anforderungen nicht genügen. Zugleich nutzen Spitzensportler/-innen zunehmend ihre mediale Reichweite, um politische Botschaften zu senden und auf Missstände hinzuweisen .In fortgeschrittenen Industriegesellschaften lassen sich verschiedene Systeme unterscheiden, so unter anderem das Politiksystem, das Wirtschaftssystem, das Bildungssystem, das Rechtssystem, das System der Wissenschaft, der Massenmedien, der Religion, der Kunst, der Architektur und eben auch des Sports. Das System des Sports weist dabei zu jedem anderen gesellschaftlichen System meist vielfältige Beziehungen auf. Der Zusammenhang zwischen Sport und Wirtschaft hat sich in den vergangenen Jahrzehnten äußerst intensiv entwickelt, so dass man bereits von einer Sportökonomie spricht (sport-nachgedacht.de). Wollen hoffen, dass neben Kommerz und Politik zukünftig noch etwas von dem antiken olympischen Gedanken bleibt. Dabei sein ist alles …

Bei den Zwischenwahlen am 8. November 2022 wählten die wahlberechtigten Bürger/-innen das gesamte Repräsentantenhaus mit 435 Abgeordneten neu. Außerdem wurde ein Drittel der Sitze des Senats, genauer gesagt 35 Sitze, neu gewählt. Senat und Repräsentantenhaus bilden zusammen den gesetzgebenden
Kongress der USA. Außerdem wurden in 36 der insgesamt 50 Bundesstaaten die Gouverneursposten neu besetzt, also die Staats- und Regierungschef/-innen der einzelnen Bundesstaaten. Das Parlament wird in den USA Kongress genannt, es besteht aus zwei Kammern – dem Repräsentantenhaus und dem Senat. Im Repräsentantenhaus – genannt the House – wird über Gesetze abgestimmt, außerdem haben die Abgeordneten eine Kontrollfunktionen gegenüber dem Präsidenten. Sie können sogar ein Amtsenthebungsverfahren einleiten. Die 435 Abgeordneten, die congressmen und congresswomen, werden von den Bürger/-innen in ihrem jeweiligen Wahlbezirk direkt gewählt, und zwar alle zwei Jahre. Die Wahlbezirke haben alle ähnlich viele Einwohner, dies soll eine faire Stimmenverteilung garantieren.

Der Senat ist deutlich kleiner als das Repräsentantenhaus. Dort sitzen 100 Abgeordnete, also zwei pro Bundesstaat – dabei ist es egal, wie groß der Bundesstaat ist. Dementsprechend sind die beiden Stimmen aus Wyoming, dem nach Einwohnern kleinsten US-Bundesstaat, deutlich gewichtiger als jene aus dem einwohnerstärksten Bundesstaat Kalifornien. Die Amtszeit der Senator/-innen beträgt sechs Jahre, wobei alle zwei Jahre ein Drittel neu gewählt wird. Das soll sicherstellen, dass der Senat kontinuierlich arbeiten kann (kurier.at). Der Senat kontrolliert den Präsidenten, er stimmt zudem über die Ernennung von Ministern und der Richter des Supreme Court ab und ratifiziert internationale Verträge. Kommt es zu einem Amtsenthebungsverfahren, einem Impeachment gegen den Präsidenten, wird der Senat als Gericht tätig und fällt die letztgültige Entscheidung. Gesetze müssen in beiden Kammern des Parlaments beschlossen werden. Mit Ausnahme von Fiskalgesetzen, die nur vom Repräsentantenhaus eingebracht werden können, dürfen beide Kammern Gesetze initiieren. Bei Zwischenwahlen werden häufig die Mehrheitsverhältnisse im Kongress neu geregelt. Von ihnen hängt der Handlungsspielraum eines Präsidenten ab. Die Republikaner hoffen, bei den Zwischenwahlen die Mehrheit im Repräsentantenhaus und im Senat zurückgewinnen und weitere Gouverneursposten mit Kandidierenden der eigenen Partei besetzen zu können. Dies hätte für Joe Biden die Regierungsarbeit erschweren und Rückenwind für Donald Trump bedeuten können. Präsident Biden wäre die sogenannte „Lame Duck“ …

Anders als erwartet wurde es kein Erdrutschsieg für die Republikaner: Die Demokraten behalten die Kontrolle im US-Senat, im Repräsentantenhaus ist die Mehrheit noch offen. Der Wahlausgang könnte auch Folgen für Donald Trumps Präsidentschaftsambitionen haben. Es hat lange Tradition in den USA, dass die Partei des Präsidenten bei den Zwischenwahlen in der Mitte seiner Amtszeit abgestraft wird. Auch diesmal war ein deutlicher Wahlsieg für die Republikaner vorhergesagt; ein solcher hätte Präsident Joe Biden das Regieren erheblich schwerer gemacht …

Ein fixer Betrag, jeden Monat vom Staat auf die Konten der Bürger/-innen überwiesen – ohne dass diese etwas dafür tun müssten: Das ist, vereinfacht gesagt, die Idee eines Bedingungslosen Grundeinkommens. Der Vorschlag ist kontrovers, denn er kratzt an einigen elementaren Fragen: Ist der Mensch von Natur aus faul oder fleißig? Wie sehr vertrauen wir unseren Mitmenschen wirklich? Was ist der eigentliche Sinn von Arbeit? Nein, gleich vorab: Bürgergeld ist kein bedingungsloses Grundeinkommen! Selbst Silicon Valley befürwortet das Grundeinkommen. Banales Argument: Wer keine Kohle hat, fragt nicht nach! Als Einkommen ohne Vorleistungen und ohne Bedarf stellt es das Gegenteil dar zum Leistungsprinzip des aktuellen Sozialsystems, das eine Grundsicherung von der Arbeitsbereitschaft abhängig macht und im Zweifel auf strenge bürokratische Kontrollen setzt. Dieser Kurswechsel lässt sich mit gewissen Überzeugungen begründen, auch wenn nicht alle Befürworter es so formulieren würden.
Ein bedingungsloses Grundeinkommen ist gerecht, weil der gegenwärtige Wohlstand auf die Leistungen aller zurückgeht, zum einen der vorangegangenen Generationen, zum anderen auf Tätigkeiten in allen Bereichen auch außerhalb des Arbeitsmarktes. Daher haben alle das gleiche Recht auf einen Anteil daran. Es ist sinnvoll, weil es die Freiheit des Einzelnen stärkt und eine neue Kultur der Anerkennung aller gesellschaftlich notwendigen Bereiche schafft. Damit werden wichtige Tätigkeiten außerhalb des Arbeitsmarktes aufgewertet wie die Sorge für Familien oder für das Gemeinwesen, demokratische Teilhabe wird gefördert. Schlussendlich ist das alles machbar, weil bei vorhandener Produktivität soviel Wohlstand erzeugt wird, dass es finanzierbar ist. Die Entkopplung von Arbeit und
Einkommen entspricht genau der längst eingetretenen Entkopplung von menschlicher Arbeitsleistung und produzierten Werten. Jedem fällt irgendwann die Decke auf den Kopf, sei man auch noch so faul. Man will sich betätigen. Das fördert das Gemeinwohl, man stellt sich sozusagen in den Dienst der Allgemeinheit. Und mal ehrlich: Seele und Geldbeutel tut ́s auch gut.

Wer den Schritt in die Selbstständigkeit wagen möchte, wäre mit dem bedingungslosen Grundeinkommen abgesichert. Wenn sich mehr Menschen trauen, ein eigenes Unternehmen zu gründen, würde das mehr Innovationen hervorbringen, Arbeitsplätze schaffen und die Wirtschaft ankurbeln. Eine der wichtigsten Fragen zum bedingungslosen Grundeinkommen ist seine Finanzierung. Die Meinungen gehen auch bei diesem Thema auseinander. Klar ist: Um das bedingungslose Grundeinkommen zu finanzieren, müsste der Staat sehr viel Geld aufbringen. Schätzungen zufolge wären das pro Jahr knapp 900 Milliarden €, basierend auf einem Grundeinkommen von monatlich 1.000 € (n26.com, 07.10.2022). Diese Summe müsste der Staat zumindest teilweise aus Steuern finanzieren. Unsere Arbeitswelt wird immer mehr robotisiert. Wenn wir als Arbeitnehmer/-innen überflüssig sind, taugen wir nur als Konsument/-innen. Warum nicht den produktiven Maschinen Geld abnehmen in Form von Steuern und es uns zuführen als Grundeinkommen? Aber soweit sind wir noch nicht …

In einer Stichwahl wird heute, 30.10.2022, in Brasilien über das Präsidentenamt entschieden. Dabei stehen sich der rechtsextreme Amtsinhaber Jair Bolsonaro und der linke Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva gegenüber. Die erste Runde der Wahl hatte Lula gewonnen. Brasilien ist das fünftgrößte Land der Welt und zu einem großen Teil von Regenwald bedeckt, der als grüne Lunge der Erde gilt. Unter dem rechtsextremen Präsident Jair Bolsonaro hat die Zerstörung des Regenwalds im Amazonas-Gebiet drastisch zugenommen, was ihm angesichts des fortschreitenden Klimawandels international Kritik eingebracht hat. Jetzt stellt Bolsonaro sich zur Wiederwahl, doch im Land macht sich Wechselstimmung breit. Der Amazonas ist der größte noch zusammenhängende Regenwald unserer Erde und
beherbergt eine Artenvielfalt, die ihresgleichen sucht. Außerdem gibt es hier mehr als 6.000 indigene Territorien mit teilweise noch unkontaktierten Völkern und einem unermesslich vielfältigen kulturellen Reichtum. Stirbt der Amazonas, verlieren wir all das und der Klimawandel ist nicht mehr aufzuhalten. Denn die gigantischen Tropenwälder halten unsere Erde im Gleichgewicht (wwf.de/amazonas, 30.10.2022).

Dass es Änderungen des Klimas bei zunehmender Regenwaldvernichtung geben wird gilt als sicher, jedoch in welcher Weise, ist wissenschaftlich noch nicht bewiesen. Derzeit funktioniert der Amazonasregenwald mit seinen immensen Ausmaßen als Klimapuffer. Durch den niedrigen Quotienten (0,05 -0,18) seiner Albedo (Quotient der Reflexion einer einfallenden Lichtmenge) und seiner gleichmäßig hohen Luftfeuchtigkeit bleiben hohe Temperaturschwankungen (Tag – Nacht, Sommer –  Winter) aus. Dies würde sich bei einer Versteppung oder Wüstenbildung (Albedo-Quotient: 0,3) wesentlich ändern. Temperaturschwankungen im Tagesverlauf von 50 °C oder mehr bewirken ausgeprägte Luftmassenbewegungen (lebensraum-regenwald.de). Welche Folgen dies im Verlauf mit sich führt, ist noch völlig unklar. Wälder und Bäume, allen voran der Regenwald, sind die grüne Lunge unserer Welt. Die Regenwälder sind für etwa 40 Prozent des Sauerstoffs in der Luft verantwortlich – alleine der Amazonas-Regenwald produziert rund 20 Prozent, also ein Fünftel, des weltweiten Sauerstoffs. Pflanzen helfen unter anderem dabei, CO2 zu binden und können dieses auch in den für uns lebensnotwendigen Sauerstoff umwandeln. Je mehr Regenwald für Futteranbau und Rinderweiden gerodet wird, desto weniger CO2 kann
abgebaut und O2 produziert werden. Die Rodungen verstärken daher auch den Klimawandel. Die konstant hohen
Rodungszahlen und Brände führten unlängst zu der dramatischen Erkenntnis, dass der brasilianische Regenwald inzwischen mehr Treibhausgase abgibt, als er aufzunehmen in der Lage ist. Zusätzlich verursacht die landwirtschaftliche Tierhaltung auch zahlreiche klimarelevante Treibhausgase und Umweltgifte wie Ammoniak und Lachgas. Diese schädigen Bäume und sind mitverantwortlich für das Waldsterben und weitere Umweltauswirkungen wie Feinstaub und die Versauerung des Bodens – auch in Deutschland. Nichts ist in der Politik sicher nach der Wahl, es wurde schon jedes Versprechen gebrochen. Eins ist sicher: Der Regenwald würde Lula da Silva wählen!