Liebe Petra,
hier einige Gedanken über unser Leben in der Stadt und über die Bedeutung unserer Umwelt:
Mein Auto und die Stadt
Die meiste Zeit bleibt es stehen und da kann man sich die Frage stellen, warum es unbedingt notwendig ist, eines zu besitzen. Ein Drittel der Stadtbewohner Frankreichs würden keine Einwände haben sich von ihrem Wagen zu trennen. Da ist es absolut legitim, die Frage zu stellen, ob es nicht besser wäre, die Autos nach Bedarf zu mieten. Die Städte wären somit das Blech los und könnten wieder atmen. In fast jedem Stadtteil ist es möglich Leihwagen für kurze Trips sofort zu leasen. Das geschieht völlig problemlos und könnte immer mehr zum Modell des urbanen Lebens dienen. Schon aus Luftgründen wäre es in unserem Interesse, dass die Autos nur bedingt in die Innenstädte fahren dürften. Mit einer entsprechenden Tendenz wäre es möglich, viel Geld für den Straßenbau zu sparen und durch die Parkhäuser, die oft auf wertvolle Grundstücke gebaut wurden, sollten den Wohnungen Platz lassen. Das setzt aber voraus, dass die öffentlichen Verkehrsmittel ausgebaut werden müssen und dass der Transportpreis verringert werden sollte. Das ist durchaus möglich, wenn anderswo gespart wird, es würde das Zentrum einer Stadt attraktiver machen und viele Menschen dort anziehen. Soziologisch ist es schlecht, wenn die Paketwirtschaft solche Maßstäbe wie heute einnimmt. Der Handel müsste wieder in den Zentren florieren. Die Innenstadt sollte wieder ein Platz werden, bei dem man sich die Zeit nimmt zu plaudern – ohne die Menge von Autos, die immer mehr die Straßen verstopfen, könnte das Ganze wieder attraktiv werden.
Die Stadt neu erfinden
Habt ihr euch gefragt, warum die Fußgängerzonen oft so steril sind? Es gibt viel zu wenige Entspannungsplätze, wo die Fußgänger einfach verschnaufen können. Dort sollten Cafés eingerichtet werden, bei denen der Passant sich mit Freunden treffen kann und auch die Sterilität der Kaufhäuser sollte durchbrochen werden. Es wäre wünschenswert, sie durch Boutiquen zu ersetzen – wenigstens was die Hauptstraßenfront angeht. Es muss auch dafür gesorgt werden, dass ständig eine Animation vorhanden ist – das geht vom Straßentheater bis zu den Musikern. Die Stadt muss ein Erlebnis werden. Das klingt alles mehr oder weniger anziehend, aber wer soll es bezahlen? Die Konkurrenz mit Amazon und Co. ist so groß, dass sehr viele kleine Läden Pleite gemacht haben. Was besonders schmerzhaft ist, ist der Tod des Buchhandels. Um wirklich Reformen in Gang zu setzen, muss dieses Problem unbedingt schnell gelöst werfen. Es stellt sich die Frage, wie die Boutiquen attraktiver gemacht werden könnten, denn ich erwarte schon, dort Produkte zu finden, die ich anderswo nicht beziehen kann sowie einen sehr kompetenten Service. Leute, die im Stande sind – was die Elektronik angeht – kleine Reparaturen vorzunehmen. Kurzum Verkäufer, die sehr agil sind. Vom Preis her, ist es nahezu unmöglich den Versandhandel zu unterbieten, also muss man prioritär an dem Ambiente basteln. Das würde bedeuten, die Stadt humaner zu gestalten und aus der Öde wieder belebte Orte zu organisieren, Foren entstehen zu lassen, bei denen die Debatte wieder gepflegt wird.
Die Wüste lebt, nicht die Innenstadt
Zweifelslos war es ein Irrtum die Menschen aus den Innenstädten zu jagen. Wir haben es oft nur noch mit Kulissen zu tun, die die Stadt als solche zum Absurdum führt. Sie hat somit ihre Funktion verloren. Wie kann man ihr wieder Leben einverleiben? Eine fast unmögliche Aufgabe, die jedoch zu machen ist, wenn der Wille dazu vorhanden wäre. Mit einer Verkehrsberuhigung könnten die jetzigen Parkhäuser in Wohneinheiten umgewandelt werden. Dienstleistungsunternehmen zum Beispiel, sollten in die Peripherie umziehen, dafür die frei gewordenen Bürohäuser als „Domizil“ umgewandelt werden. Somit würde sich der Pendlerverkehr in Richtung Innenstadt stark reduzieren, nach außen aber akzentuieren. Dies könnte sich aber durch eine Arbeitsplatzreform stark verändern, wenn das Modell des Home-Office, der Heimarbeit, wirklich greifen würde. Zahlreiche Aufgaben können von zu Hause erledigt werden. Wenn man die Städte wieder erträglich machen will, darf nicht gekleckert werden. Das wäre durchaus möglich, aber wie sieht es mit den Kosten aus? Der Grund jedes Bürohauses sollte vom Staat gekauft werden und die Häuser hingegen würden weiter im privaten Besitz verbleiben. Es wäre wünschenswert, den Bewohnern die Option zu bieten selbst Eigentümer zu werden. Mit der Reduzierung des Grundpreises würde die Anschaffung wesentlich günstiger sein. Wenn man im jetzigen Stand bleiben würde, könnten die Innenstädte schnell in Wüsten verwandelt werden. Da die Kaufhäuser und die Boutiquen, wie schon im zweiten Artikel erwähnt, durch den Druck der Versandhäuser nicht standhalten könnten, wäre Öde angesagt. Ein paar Schritte von unserer Münchner Wohnung gibt es eine Kaufmeile, deren Geschäfte pleite machen. Jetzt werden – trotz sehr hohe Mieten – immer noch neue Zugänge registriert, aber für wie lange noch? Einige Lokalitäten stehen bereits Monaten leer., Tendenz steigend!
Gleichgewicht zwischen Stadt und Land bewahren
Durch die Situation auf dem Arbeitsmarkt geht die Urbanisation der Peripherie der Städte immer weiter und im Gegensatz leeren sich die Dörfer. Diese Evolution ist milde gesagt völlig negativ. Die Metropolen sind immer schwerer zu verwalten, das Land blutet aus, deshalb muss alles unternommen werden, diesen Trend zu stoppen, wenn möglich umzukehren. Das kann nur klappen, wenn die numerischen Autobahnen ausgebaut werden, wenn überall das Netz als Arbeitswerkzeug angewandt werden kann. Nur mit der höchsten Effizient in Sachen Internet können Firmen überzeugt werden, mit Mitarbeitern aus den ländlichen Gegenden zu kooperieren und das muss 100prozentig funktionieren. Auch hier wäre das Home-Office effektiv, aber das reicht bei weitem nicht aus. Die Bevölkerung braucht ein attraktives Angebot in verschiedenen Gebieten, wenn es um die Steigerung der Lebensqualität geht – das geht vom Kaufangebot von Waren bis zur kulturellen Vielfalt. Es muss alles unternommen werden, dass keine Langweile aufkommt. Das hatte seinerseits André Malraux sehr wohl verstanden, als er als Minister den Aufbau einer Kultur-Infrastruktur flächendeckend plante. Die Dimension des Problems wurde ihm klar, mit dem Fall Ford in Poitiers. Der Autohersteller wollte dort ein Werk aufbauen. Die Bezahlung war höher als in der Banlieue von Paris, gute Arbeitsbedingung. Und doch scheiterte dieses Projekt, weil niemand in der Provinz arbeiten wollte, vor allem weil das Freizeitangebot zu eingegrenzt war und ist der Beweis, dass Wirtschaft und Kultur sich nicht widersprechen. Nur mit einer Ausgewogenheit des Angebots zwischen Stadt und Land kann es zu einem Gleichgewicht kommen.
Das Gedicht
Und was tun die Menschen? Sie ersticken sich
gegenseitig, weil der Lebensraum immer kleiner
wird. Überall stößt man sich die Köpfe an, versucht
vergeblich reine Luft einzuatmen, redet sich ein,
dass der Stau zum modernen Leben dazu gehört.
Gestank aus dem Auspuff, der Krebs verursachen
kann. Toll! Überall Partikel, die uns krank machen,
aber auf Diesel möchte keiner verzichten. Auch die
Sau die zum Schlachthof geführt wird, um die Menschen
zu ernähren, ist völlig verseucht. Sie trägt den Namen Bio.
Was sagt das schon aus? Um diesem Spuk den Rücken zu
kehren, versuche ich mich in ein Paradies versetzen zu
lassen, aber dort sind nur noch Menschen mit Gasmasken.
Wie ein Segelschiff in einer Flasche versuchen
wir mit unserer kranken Umwelt zu recht zu
kommen. Quarantäne ist angesagt, wenn es darum
geht, weiße Menschen vor dem Ungeziefer zu
schützen. Abstand mit den Untermenschen zu bewahren,
wäre ein Gebot der Zeit, aber das geschieht nur selten,
weil Gummi die Menschen vereint! Solche schlimme
Worte unterwandern die Umweltdiskussion, beschmutzen
sie immer wieder. Ziel für die Gegner ist, einen negativen Touch weiter
zu verbreiten, die Menschen zu überzeugen, dass alles Quatsch ist,
was sie so sagt. Wenn Zeitgenossen nicht in ihrer Rübe clean sind,
verpennen sie den Anschlusszug und so weiter und sofort. Manchmal
frage ich mich, ob es nicht besser wäre unter eine Brücke zu pennen.
Ab in den Bio-Friedhof, wo nur noch Biomenschen vergraben
werden. Gute Seelen, die immer anständig waren.
Sie wenigstens stinken nicht den Himmel hoch, weil sie sich
vor Donald Trump flach gelegt haben und sich haben einreden lassen,
dass alles Paletti ist! Wo sind die Umweltpatrioten in den
USA geblieben? Warum schlagen sie nicht – wie die Gelben
Westen – Alarm? Sollten wir nicht lieber in die Vergangenheit
zurückkrebsen, die Gardinen runterkullern lassen und
von Mallorca mit seinen dämlichen Touristen träumen?
Augen zu, Nase zu, Ohren zu, alles zu und weiter
genießen als ob gar nichts sei. So leben halt die Menschen,
wenn sie nicht gestört werden wollen.
Alles Liebe, ich umarme dich!
Pierre
//pm