Lieber Pierre,

eine bedenkliche Situation dieser Brexit und die in Frage kommenden Premier-Nachfolger haben offenbar allesamt die Hosen voll. Es bleibt nur noch eine Dame der beiden Torys-Damen übrig, denn die Erstere hatte auch keine Courage, dieser nun folgenden Aufgabe gerecht zu werden. Die heutigen Worte von Theresa May „Ich werde aus der Brexit-Situation einen Erfolg für Großbritannien machen und es wird ein harter Kampf, unsere Interessen durchzusetzen.“ Na dann… Prost, unterlasse ich jetzt mal besser, denn die Tee trinkenden Alten sind es gewesen, die dieses traditionsreiche Land aus der EU gewählt haben und die Jungen, die darin eine große Chance sehen und hatten, waren zu träge, um ihre Stimme abzugeben. So ist das, wenn man in einer Demokratie keinen Gebrauch von seinem freien Wahlrecht macht, dann darf man hinterher nicht jammern. Mrs. May war keine Befürworterin des Brexit, tut aber heute nun alles, dem Wunsch des Volkes gerecht zu werden und zeigt Fahne im Wind (im negativen Sinne). Jaja, da wären wir wieder bei den alten politischen Regeln…

Lieber Pierre, mir gefällt das ganz und gar nicht, wie du dir denken kannst. Die Zeiten des goldenen Königreichs sind lange vorbei, aber die Alten halten an Traditionen fest, die keine mehr sind. Zahlreichen Studenten aus aller Welt wird das Studieren und der Aufenthalt schwerer gemacht und wie heute verkündet, soll nun sorgfältig geprüft werden, welche EU Bürger zukünftig eine Arbeitsgenehmigung und Aufenthaltsrecht bekommen  – von Nicht-EU-Bürgern ganz zu schweigen.

Für mich ist das alles ein Grund, nicht wieder in das alte Pfund zu investieren und wieder einmal geht es um Ausgrenzung, Abschottung und selbstbestimmte Regeln, wie viele „Flüchtlinge“ ins Land kommen dürfen. Wieder einmal geht es um Nationalbewusstsein, Ängste und Grenzen für „Andere“. Beschämend. Hat London nicht auch den multikulturellsten Touch weltweit und ist auch genau deshalb eine hippe Metropole, die für die ganze Welt spannend ist? Rosamunde Pilcher mit den verstaubten Häkel-Deckchen und Meeresbrandungs-Rauschen auf romantischen Klippen ist aber nicht die moderne Welt, das ist die geistige Alte-Leute-Kaffeefahrt-Reise mit Teetässchen und Stützstrümpfen. Allenfalls gut für Liebesgesülze, Herzschmelz und sentimental tropfender Augenwischerei.

Großbritannien tritt bald in zähe Verhandlungen mit Brüssel und – ohne jemandem eins auswischen zu wollen – jetzt dürfen keine Zugeständnisse gemacht werden, weder im Dienstleistungs- noch Investitions-, noch Binnenmarkt-Sektor. Raus ist raus und da gibt es keine Vergünstigungen! Harte Schiene, aber in meinen Augen die Einzige, die sinnvoll ist, damit ein Europa zu einem starken Europa zusammenwachsen kann. Einen anderen Weg gibt es nicht und wer freiwillig davon abweicht, der muss die Konsequenzen tragen. Schade für die Menschen in dem Land, die das nicht wollten und auch sehr schade, wenn Großbritannien stark ins Rudern kommen wird. Schottland will sich davon abgrenzen, eine kluge Entscheidung.

Eigentlich wollte ich gar nicht politisch werden, aber wann immer mir menschliche Dummheit begegnet, lässt es mich nicht kalt und das war eine große Dummheit. Dumm war es ohnehin, dass Cameron dem Volk die Wahl gelassen hat. Gib dem Volk die Macht und alles geht den Bach runter. So ist es leider. Volksabstimmungen sind absoluter Unsinn, denn das Volk ist nicht in der Lage, vernünftig zu reagieren, zu agieren, geschweige denn einen neutralen, konstruktiven Entschluss zu fassen. Was dabei rauskommt, sieht man nun in Großbritannien… eine ehemalige Kolonialmacht, ein Königreich – im Inneren zerrissen und zersplittert und auf Kurs in eine Richtung, die weder weltoffen noch sinnvoll ist. Eine Sonderrolle haben die Briten ohnehin schon immer gespielt und jetzt spielen sie wieder. Ein gewagtes Spiel auf Kosten der Europäer! Das zum Thema „des Volkes Wahl“.

 

Herzliche Grüße, bye bye

 

Petra

 

© Petra M. Jansen

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