Der französische Stararchitekt Jean Nouvel nennt Museen „Sammelbecken der Emotionen“, als er anlässlich der feierlichen Eröffnung des Louvre Abu Dhabi am 11. November 2017 durch den von ihm konzipierten Museumskomplex führt. Er erhielt den Auftrag bereits vor elf Jahren, als das Emirat Abu Dhabi beschloss, auf der Insel Saadiyat fünf Museen zu bauen. Sie markieren den kulturellen und touristischen Anziehungspunkt für die Zeit nach dem Ende der Erdölförderung. Dass der Louvre Abu Dhabi („LAD“) auf der Insel des Glücks vor den anderen Museen fertiggestellt wurde, hat finanzielle und diplomatische Gründe. Nahe bei Abu Dhabi existiert der wichtige französische Militärstützpunkt Al Dhafra mit etwa 700 stationierten Soldaten. Von dort starten auch die „Rafale“-Angriffsflugzeuge der USA, die Positionen des sogenannten „Islamischen Staats“ im Irak und in Syrien bombardieren.

In diesem Sinne ist es logisch, dass der Gründung des LAD ein Staatsvertrag zwischen Frankreich und Abu Dhabi zugrunde liegt. Das boomende Emirat lässt sich das – neben den Baukosten von ursprünglich angesagten 582 Millionen Euro – etwa eine Milliarde Euro kosten: für die Nutzung des Namens Louvre (400 Millionen Euro), für die Gesamtorganisation von temporären Ausstellungen in Abu Dhabi (195 Millionen Euro für 15 Jahre) und zehn Jahre lang Leihgaben für die permanente Ausstellung (190 Millionen Euro). Für die Gesamtorganisation gründete Frankreich die Agence France-Muséums. Ihr gehören vorwiegend Kunsthistoriker an, die sowohl für die Ausstellungen verantwortlich zeichnen wie auch in den Ankaufskommissionen sitzen. Derzeit umfasst die LAD-Sammlung 230 Objekte.

Zu den erwähnten Kosten addieren sich die immensen Transport- und Versicherungsbeträge für die aus Frankreich zur Verfügung gestellten Werke. Diese Kosten trägt ebenfalls das Emirat.

Die Exponate des neuen Museums decken alle Weltgegenden und alle Epochen von der Antike bis zur Jetztzeit ab. Der LAD ist ein „universales“ Kunstmuseum. Zu bewundern sind unter anderem ein Buddha-Kopf, eine steinerne Hindu-Göttin, ein jemenitischer Pentateuch, eine Madonna mit Kind von Giovanni Bellini oder Houdons Porträtbüste des gottlosen Voltaire. Nicht zu vergessen eine skulptierte Nymphe und eine gemalte Venus, die dem Betrachter eine nackte Brust beziehungsweise ein nacktes Gesäß zeigen. So soll der LAD die Offenheit der Emiratis zeigen und ihr Bestreben, einen Dialog zwischen den Völkern anzustoßen. Das ist die PR-Version. Bei genauerem Hinsehen sind da ganz andere Motive für die Schaffung des Museums zu erkennen.

Die ältesten Museen entstanden dort in den siebziger und achtziger Jahren, die sogenannten „Wurzel-Museen“, wegen ihrer Funktion, den Staatsbürgern die historische Verankerung vor Augen zu führen. Das idealtypische „Wurzel-Museum“ zeigt in einem traditionellen Altbau archäologische und ethnographische Objekte, ist schwach mediatisiert und wird von einheimischen Funktionären verwaltet, die das Arabische als Arbeitssprache verwenden. Mit dem 2008 in der qatarischen Hauptstadt Doha eingeweihten Museum für islamische Kunst kam dann ein zweiter Museumstyp auf, „Spiegel-Museum“ genannt. Der LAD entspricht ihm in allen Punkten: In einem durch einen „Stararchitekten“ entworfenen Neubau zeigt er Kunstschätze aus aller Welt, ist stark mediatisiert und wird durch Westler verwaltet, deren Arbeitssprache Englisch ist.

Sein Zielpublikum sind im Gegensatz zu den „Wurzel-Museen“ nicht Einheimische, sondern vorwiegend Europäer und US-Amerikaner. Weniger die normalen Touristen als die Meinungsmacher – ob sie den „Wüsten-Louvre“ nun aus eigener Anschauung kennenlernen oder bloß durch Bilder und Berichte. Hier zählt weniger die reale als die mediale Existenz des Museums. Begründet wird dieses scheinbare Paradoxon mit dem, was man für die wahren Motive beim Bau des LAD hält. Da ist zunächst die Imagepflege. Seit der Islamischen Revolution stehen alle Golfstaaten unter dem Pauschalverdacht des religiösen Fanatismus. Da kommt erschwerend hinzu, dass zwei der Attentäter des 11.September aus den Emiraten stammten.

Das gesamte Gebäude des LAD ist mit einer silbergrauen Flachkuppel überdeckt, die zugleich als klimatischer und thermischer Schutz dient. Mit ihrem Durchmesser von 180 Metern bedeckt sie die gesamte 97.000 Quadratmeter umfassende Museumsfläche. Sie besteht aus einem technisch und optisch komplexen Geflecht aus Stahl, welches das Büro des Architekten mit einer Wiener Baufirma realisierte. Die Kuppel ist lichtdurchlässig und reflektiert das Lichtspiel auf die weißen Mauern. Auch sie spielt auf klassische arabische Bauprinzipien an und ist inzwischen zum Symbol des LAD geworden, ähnlich der Glaspyramide des Pariser „Bruders“.

Möge der LAD ein Zeichen der Völkerverständigung werden.

 

Le Louvre a jeté son ancre à Abu Dhabi. Emmanuel Macron va inaugurer demain le nouveau musée conçu par Jean Nouvel. 600 œuvres, dont la moitié prêtés par la maison-mère, y sont exposées. Mohamed Khalifa Al Mubarak, le jeune ministre de la culture et du tourisme de l’émirat est fier qu’un Léonard de Vinci, un Monet, un Rothko, un Jackson Pollock, un Van Gogh, ainsi que des objets d’arts de l’islam, des antiquités chinoises ou japonaises puissent être montrées à partir de samedi aux amateurs d’arts. Ce qui caractérise la France est qu’elle considère la culture comme sa meilleures ambassadrice. Je ne connais aucun pays dans le monde, qui met à contribution à ce point l’art dans sa politique étrangère et j’en suis fier. Il est un trait d’union qui a pour but de rapprocher les hommes. Il ne se prête pas à la polémique, mais s’adresse à la sensibilité de tous. Il a le pouvoir de rendre les frontières plus perméables, non pas pour faire passer des terroristes, mais pour unir les hommes et les femmes de bonne volonté. Il contribue à sa manière à donner voie au dialogue. Nous verrons ce que le projet d’Abu Dhabi aura pour conséquences dans la péninsule arabe. Il ne serait pas honnête de ma part d’ignorer les raisons économiques qui ont poussé les politiciens à faire ce geste. Il ne l’aurait probablement pas fait pour le Mali par exemple. Mais pour être juste, il ne faut pas oublier ce que fait la France pour la sauvegarde des patrimoines, aussi en Afrique. Le musée est aussi une réponse politique de taille aux dévastateurs de la culture, comme le sont les terroristes de l’EI. Le but escompté est de démontrer, que l’islam peut accepter l’art, tant qu’Allah ne serve pas de modèle à un peintre. Vouloir prouver théologiquement que le Coran dans son ensemble est opposé à la culture, est une absurdité qu’il faut contrer par tous les moyens disponibles. Weiterlesen