Lange Zeit war nicht absehbar, wie die Konferenz zu Ende gehen würde. Die Klimaaktivistin Greta Thunberg schrieb, es sehe so aus, als falle die Konferenz auseinander (zeit.de).

Streit gab es vor allem um den Handel mit Verschmutzungsrechten, der in Artikel 6 des Regelwerks zum Pariser Klimaabkommen geregelt werden soll. Es geht dabei um die sogenannten NDCs, nationale Klimaschutzbeiträge. Industrieländer sollen sich Emissionseinsparungen auf ihre NDCs anrechnen lassen können, wenn sie in einem ärmeren Land ein Solarkraftwerk finanzieren. Umstritten war insbesondere, ob die unter dem Kyoto-Protokoll vergebenen Verschmutzungsrechte unter dem Paris-Abkommen weiter gelten sollen. Außerdem waren sich die Konferenzteilnehmer uneinig, inwieweit Länder, die durch den Klimawandel bereits Schäden erlitten haben, unterstützt werden sollen.

Vertreter aus 196 Staaten und der EU hatten in Madrid zwei Wochen lang verhandelt. Im Vorjahr hatten sie in Polen ein Regelwerk für den internationalen Klimaschutz vereinbart, dabei aber einen Teil offen gelassen. Es geht dabei um den Handel mit Klimaschutz-Gutschriften.

Die Hoffnung von Entwicklungsländern und Inselstaaten auf einen eigenen internationalen Fonds zur Bewältigung von bereits eintretenden klimabedingten Schäden und Verlusten erfüllte sich nicht. Die Idee einer Öffnung des bereits bestehenden Grünen Klimafonds, der Gelder für Klimaschutzmaßnahmen und für die Anpassung an die Erderwärmung bereitstellt, blieb in dem Beschlusstext vage.

In der spanischen Hauptstadt hatten zuvor die mit Abstand längsten Verhandlungen bei einer Weltklimakonferenz stattgefunden. Bisheriger Rekordhalter als längste Uno-Klimakonferenz war gemäss erfahrenen Klimareportern das Treffen 2011 im südafrikanischen Durban (watson.de), das um 6.30 Uhr geendet hatte.Trotz dem langen Überziehen lagen die knapp 200 vertretenen Staaten in ihren Positionen zuletzt noch weit auseinander. „Es ist ein harter Kampf, hier wenigstens keine Rückschritte zu erleiden“, hieß es am Morgen aus Kreisen der deutschen Delegation.

Die Welt bewegt sich in Sachen Klimaschutz nicht voran – sie steckt fest. Besonders kleine Staaten und arme Länder sind gefangen in einer Todeszelle, deren Wände Verantwortungslosigkeit, Egoismus, Profitgier und vor allem mangelnde Weitsicht heißen. Doch unser Lebensstil droht uns alle in Haft (t-online.de) zu nehmen. Und zwar bald.

In Madrid wurden Geschäfte auf Kosten der Menschheit gemacht. Es ist nichts Neues, dass die einen sich zum Leid anderer bereichern. Doch 2019 liegt die Sache anders: Kippt das Klima, spielt Profit keine Rolle mehr. Dann geht es um das nackte Überleben. Kaum geahnte Flüchtlingsströme werden die Folge sein, wenn zahlreiche Länder nicht mehr bewohnbar sind. Der Planet wird nur noch wenige lebenswerte Orte beheimaten. Was bringt dann all das Geld, das wir 100 Jahre vorher gespart haben?

Klimaneutralität 2050 bedeutet, dass dann alle Treibhausgase vermieden oder gespeichert werden müssen. Erforderlich ist dafür ein kompletter Umbau von Energieversorgung, Industrie, Verkehr und Landwirtschaft und die Abkehr von Kohle, Öl und Gase. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte am Mittwoch in ihrem „Green Deal“ einen Fahrplan vorgestellt, wie dies binnen 30 Jahren möglich sein soll. Ratspräsident Michel wollte nun unbedingt, dass sich die EU-Staaten hinter das Ziel stellen.

Polen holte jedoch für sich eine Sonderregel bei der Klimaneutralität heraus. Das Land bezieht 77 Prozent seines Stroms aus Kohle. Ministerpräsident Mateusz Morawiecki sagte schon bei seiner Ankunft, beim Erreichen des Ziels sollte ein unterschiedliches Tempo gewährt werden. Im Gipfelbeschluss heißt es nun, ein Land könne sich noch nicht darauf verpflichten, das Ziel umzusetzen.

Die Weltgemeinschaft hat eine letzte Chance, zu beweisen, dass sie es mit dem Klimaschutz ernst meint. Bis zur Klimakonferenz in Glasgow müssen die Staaten ihre neuen Klimaziele vorlegen – und die müssen hoch sein. Nur dann zeigen sie, dass sie die Welt nicht den Trumps und Bolsonaros überlassen.

 

 

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