Lieber Pierre,
Weihnachten ging schneller vorbei als wir die Vorweihnachtszeit überhaupt genießen konnten. Lag es nun an dem dummen Datum mitten in der Woche, an dem Montags noch Klassenarbeiten in den Schulen geschrieben wurden (reine Quälerei und Provokation) oder daran, dass viele Menschen bis Mittwoch oder gar Donnerstag nachmittags arbeiten mussten und sich nur schwer in besinnliche Stimmungen unter dem Tannenbaum bringen konnten? Abschalten war dieses Jahr kaum möglich. Der Kaufrausch wieder ein klarer Aufruf, dem Fest der Liebe bloß die Kohle in die Fresse zu stopfen anstatt Liebe zu fühlen und zu genießen. Und ob das Jesuskind wirklich geboren wurde, darüber gibt es keine sicheren Quellen – alles Aberglaube? Ich denke schon, die Menschen müssen sich an was festhalten, wenn sie selbst schon unfähig sind, ihre Lieben zu behalten und dafür zu sorgen, dass es Freunden und Mitmenschen gut geht. Und nun, lieber Pierre, geht es weiter… am Donnerstag knallen Millionen in die Luft und verpesten unsere bereits verpestete Umwelt. Tiere erschrecken sich, die Feuerwehr ist im Großeinsatz, aber die Menschheit knallt sich die Seele aus dem Leib. Verstanden haben sie nichts. Sie haben nicht verstanden, dass Knaller, Bomben und Raketen andernorts Tausende umbringen und zu Flüchtlingen werden lassen (die dann natürlich hier auf keinen Fall willkommen sind, ironisch gemeint).
Prost Neujahr! Wenn meine Befürchtungen wahr sind, dann dürfen wir uns in 2016 warm anziehen, denn es wird große Veränderungen geben, die bereits klar sichtbar sind. Wer das leugnet, hat entweder keinen kritischen Verstand oder ist ein dummer Ignorant. Lieber Pierre, heute wurde mir sehr klar, wie kurz unser Leben ist und mit wie vielen unwichtigen Dingen wir uns beschäftigen. Es gibt nur einen einzigen Weg: Minimalismus, Reduktion, bewusste Wahrnehmung, was um uns passiert und wo es hakt, Bescheidenheit und Entschleunigung.
Viele Vorsätze werden geschmiedet für das neue Jahr und niemand hält sie ein, wie immer. Lernt der Mensch etwas dazu? An Sylvester kann es sein, dass ganze Straßenzüge in die Luft fliegen – polnische Schmuggler haben bereits verkappte Kriegsmunition in Umlauf gebracht. Also dann, lieber Pierre, schau auf die Etiketten. Wenn das der gleiche Schwindel ist, wie wir ihm sonst im Leben begegnen – menschlich ebenso wie auf allen anderen Ebenen – dann heißt es: HEAVY NEW YEAR! Cheers!
Auf ein neues Jahr der allgemeinen Verarschung
herzlichst,
Petra
© Petra M. Jansen
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