„Dass die Sagrada Família, eine der wichtigsten Kirchen der Christenheit, das ursprüngliche Anschlagsziel von Barcelona war, ist ein Wendepunkt, der die europäischen Christen, die nicht nur Taufscheinchristen sind, zwingen wird, sich politisch zu entscheiden“ (The European).

Der Plan scheiterte kurzfristig. Man stelle sich aber vor, dieses Ziel wäre erreicht worden.

Die Zahl der Toten wäre mutmaßlich in die Hunderte gegangen.

Angesichts der vielen Anschläge in den vergangenen Monaten wirken Europas Sicherheitsbehörden relativ hilflos. Auch bei uns in Deutschland. Der Verfassungsschutz zählt immer mehr gewaltbereite Extremisten.

Die Polizeibehörden warnen, dass eine effektive Überwachung der bekannten Fanatiker personell nicht mehr zu leisten sei. Die Justiz ertrinkt in Verfahren gegen die Dschihadisten und ihre Helfer. Und ein Ende ist nicht abzusehen, denn die Strategie des Terrors hat sich verändert.

Der Feind hat aufgerüstet, indem er abgerüstet hat. Alltagsgegenstände wie Küchenmesser oder Autos werden zu Waffen. Die Anschläge finden ohne langfristige Planung und oft ohne Ausbildung im Terrorcamp statt. Die Attentäter werden per Chat aus Syrien oder Libyen ferngesteuert, oder sie fühlen sich einfach nur durch die Propaganda und die Taten anderer Mörder inspiriert.

Terror zu jederzeit, an jedem Ort, jeder kann Opfer werden. Eine beängstigende Erkenntnis! Dennoch scheint es so, als hätten wir uns damit schlichtweg abgefunden. Als hätten wir akzeptiert, dass es inzwischen zum normalen Alltagsrisiko gehört, von einem selbst ernannten Gotteskrieger erschossen, zerfetzt oder überrollt zu werden.

Die Waffe der Wahl heißt: Trotz. Wie ein Mantra wiederholen sich die Sätze. Wir werden uns nicht terrorisieren lassen, heißt es nach jedem Anschlag. Wir haben keine Angst. Die Terroristen werden unsere Lebensart nicht zerstören.

Das mag tröstlich klingen und kämpferisch, fast schon heroisch. Aber es ist auch ein Placebo. Natürlich verändert uns der Terror. Jeder, der mal versucht hat, mit einer Cola-Flasche oder einem Shampoo im Handgepäck in ein Flugzeug zu steigen, weiß das.

Es ist daher an der Zeit für eine Bilanz. Die Sicherheitsstruktur in Europa muss überarbeitet und neu justiert werden. Die Systeme der Terrorabwehr mögen gut sein – aber sie sind ganz offensichtlich nicht gut genug. Es wurde einiges in Gang gesetzt in den vergangenen Jahren. Der verstärkte Datenaustausch und die Errichtung gemeinsamer Plattformen von Polizeibehörden und Geheimdiensten zum Beispiel. Aber das reicht ganz offensichtlich nicht aus.

In Deutschland sollen die Sicherheitsbehörden in den kommenden Jahren aufgerüstet werden. Es gibt mehr Personal und mehr Befugnisse. Islamistische „Gefährder“ ohne deutschen Pass sollen künftig schneller abgeschoben, die deutschen „Gefährder“ besser beobachtet werden. Notfalls mit elektronischer Fußfessel und einem neuen Bewertungssystem. Ob das wirklich hilft, muss sich erst noch zeigen.

Bei manchen salafistischen Kongressen nehmen mehr als 2.000 Gläubige teil laut spanischem Innenministerium. Die spanische Polizei ist auf den islamistischen Terrorismus gut vorbereitet und hat in der Vergangenheit mehrere Anschläge verhindert. Aber mit der Integration der jungen Muslime aus der zweiten Einwanderergeneration hat auch Spanien große Probleme. Diese jungen Leute haben den Eindruck, weder in den Herkunftsländern ihrer Eltern, noch in Westeuropa dazuzugehören und sind so für die radikalen Botschaften zum Beispiel der Salafisten besonders empfänglich.

Die große Mehrheit der muslimischen Schüler bekommt in den öffentlichen Schulen Spaniens keinen islamischen Religionsunterricht. In Katalonien leben mehr als 75.000 muslimische Kinder, die an der Schule nichts über ihre Religion erfahren. Das ist ein Problem. Die jungen Muslime haben Identitätskonflikte, interessieren sich daher intensiv für ihre Religion.

Ohne Religionsunterricht bleibt ihnen nur das Internet. Dort finden sie sehr attraktive Videos, im Hollywood-Stil gedreht. So kommt es zur Radikalisierung.

Es empfiehlt sich also, in unseren Schulen staatlich geprüfte Religionslehrer einzusetzen. An ihnen ist es, wissenschaftlich korrekten Religionsunterricht zu erteilen, statt irgendwelchen selbsternannten Imamen oder Hetzern die Vermittlung von Islamismus statt der Religion des Islam zu überlassen.

Aber davon sind wir weit entfernt. Auch in Deutschland.

Religion und Politik … Geht das zusammen? Ich habe meine Zweifel! Man hat zunächst zwei Elemente: Die Religion und die Politik. Die Politik, wie der Name schon sagt, beschäftigt sich mit der öffentlichen Sache. Die Angelegenheiten des Staates und der Gesellschaft. Jene gilt es zu regeln, viele Interessen müssen unter einen Hut gebracht werden.

Die Religion befasst sich mit Gott. Nur mit Gott? Wohl nein! Allein wenn man bei den Buchreligionen in den heiligen Büchern nachliest, dann wird man eines anderen belehrt. Schaue ich als Christ beispielweise in die Bibel und in die zehn Gebote, dann fällt folgendes ins Auge:

Die ersten drei Gebote legen Bestimmungen für die Beziehung zwischen Gott und Mensch fest. Die Gebote fünf bis zehn wiederum regeln das zwischenmenschliche Zusammenleben. Eine Mischform stellt das vierte Gebot dar, welches zur Sabbatheiligung aufruft. Einerseits weist der ausführliche Text in 2. Mose 20, 9-11 auf den göttlichen Ursprung des Sabbats in der Schöpfung hin. Der siebente Wochentag ist somit zunächst ein Gedenktag. Doch auch dem Menschen nützt das Arbeitsverbot am Sabbat, weil er sich dadurch erholen kann. Arbeitsmedizinische Erkenntnisse stützen dies, denn ein echter Ruhetag nach sechs Tagen voller Arbeit oder privater Geschäftigkeit stellt die schonendste Form der Lebens- und Arbeitszeitgestaltung dar. Andere Religionen wie Islam und Judentum mögen das ähnlich regeln.

Es gibt also, was den Umgang der Menschen miteinander angeht, eine Überschneidung von Politik und Religion. So weit, so gut! Was aber, wenn in eine bisher liberale Staatsauffassung auf eine streng oder gar radikal ausgelegte Religion trifft? Strenger Hinduismus auf das normale Leben in Indien? Ein offener arabischer Staat und strenge Auslegung des Koran? Die Greueltaten des Islamischen Staates, welcher die Einrichtung eines sogenannten Gottesstaates anstrebt, sind hinlänglich bekannt. In Indien hat vor einiger Zeit ein wütender Mob einen Schied totgeschlagen, weil er angeblich – das Gerücht war noch nicht einmal verifiziert – Rindfleisch verzehrt hat. In Indien gelten (aus religiöser Sicht) Rinder als heilige Tiere. Zu einer ernstlichen Strafverfolgung kam es bisher nicht.

Konflikte sind vorprogrammiert!

Aber auch in Europa wird die Angelegenheit heiß diskutiert. Schon in unserer Präambel zum Grundgesetz steht: „Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, …“.

Nach Ansicht des Staatsphilosophen Josef Isensee ist die Trennung von Staat und Religion nicht sinnvoll, da das Christentum eine historische Grundlage Deutschlands sei. Außerdem führte seiner Ansicht nach die Entfernung von religiösen Symbolen, zum Beispiel aus Klassenzimmern, zu einer „Verödung der Kulturlandschaft“.

Das würde bedeuten, dass in den Schulen die historischen Grundlagen, aus denen unser Gemeinwesen entstanden ist, verschwänden, und es würde eine sterile Welt geschaffen, in der möglicherweise eine Pseudo-Religion einziehen könnte anstelle des Christentums. Unsere Stadtbilder sind geprägt von der christlichen Vergangenheit, die – genau genommen – keineswegs vergangen ist, sondern eben noch ein wesentliches Stück Gegenwart ist. Das Christentum lässt sich als historische Grundlage unseres Landes und ganz Europas begreifen, und der Staat gewährt dem Christentum wie allen anderen Religionen die grundrechtliche Freiheit und Gleichheit.

Man darf aber nicht übersehen, dass einige bekannte Köpfe unseres Landes, unter anderem der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt, der Auffassung sind, dass das Christentum mittlerweile an seine Grenzen stößt. Solange eine mittelterliche Liturgie auf einen postmodernen Staat trifft, wird sich dieser Konflikt auch nicht lösen lassen. Im Gegenteil! Es wird noch mehr Kirchenaustritte geben. Und die Kirche hat schon genug Federn lassen müssen. Die katholische Kirche hätte vor zwanzig Jahren nie und nimmer Geschiedene, Wiederverheiratete oder Homosexuelle in ihren Kreisen geduldet.

Nicht zuletzt: Hat nicht schon die Wirtschaft uns zu Konsumjüngern gemacht? Wurden hier nicht ähnliche Methoden wie dazumal von der Kirche angewandt? Soviel zu Ersatzreligion!