Sie eroberten die Neue Welt jenseits des Atlantik, trugen Rüstungen, Helme, Musketen und Schwerter. Schon schwer für die Ureinwohner des amerikanischen Kontinents, ihnen militärisch etwas entgegenzusetzen, taten eingeschleppte Krankheiten bei den Einheimischen ihr Übriges. Dem Militär, gesandt von Regierungen wie Spanien, mit der Aufgabe, in erster Linie amerikanische Goldvorräte für die klammen Kassen der spanischen Krone aufzutun, folgte die Kirche. Es galt diearmen Heidenkinder“, die Indios, zu missionieren. In bis dahin beneidenswerter Zusammenarbeit und Perfektion – Ironie lass nach! – gelang es der spanischen Krone und der katholischen Kirche, Jahrtausende alte Kultstätten, Schriftstücke, Kulturschätze und Wissen des amerikanischen Kontinents für immer zu vernichten. Stets unter dem Banner der Krone und der Kirche, getrieben von der Gier nach goldglänzendem Metall. Wie viel reicher könnte die Menschheit heute sein, hätte man nicht in der religiösen Verblendung und der Goldgier des 16. und 17. Jahrhunderts so viel gemordet und zerstört?!

Gegenwart! Der Kolonialismus ist längst überwunden, die Länder Afrikas und Südamerikas, welche unter der Knute Europas standen, haben sich nach und nach befreit. Die Menschen der Welt sind frei und gleichberechtigt. Eigentlich alles in Ordnung, oder?! Gut, in Syrien kämpft einer gegen sein eigenes Volk, das offensichtlich noch nicht weiß, dass es ihn eigentlich liebt. Vor Lampedusa versinkt ein mit Flüchtlingen überladenes Schiff aus Afrika. Mehr als 270 Menschen ertrinken vor den Toren Europas. Was interessiert uns das? Warum bleiben die nicht zu Hause? Wir haben aus der Geschichte gelernt. Die etwa nicht?

Als die letzten Staaten Afrikas in den 1960er und 70er Jahren unabhängig wurden, tauchte für die „freie Welt“ ein neues Gespenst am Horizont auf: Der Kommunismus! Die Sowjetunion und deren Satelliten hausierten auf unverschämte Weise in den ehemaligen Kolonien. Man missionierte nicht mit der Bibel, sondern mit politischen Ansichten. Dem Westen schwammen die Felle davon … Eine Lösung musste her, um dem entgegenzuwirken. Problem erkannt, die Lösung war schnell gefunden: Entwicklungshilfe! Diese hatte viele Vorteile: Zum einen half man den Menschen wirklich, von politischen Ansichten wurde schließlich niemand satt. Es war an der Zeit, zurückgebliebene Regionen dieser Erde auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. Und zum anderen: ein bisschen Abhängigkeit vom ehemaligen „großen Bruder“ konnte nicht schaden. Man hatte die Entwicklung vor Ort wieder im Griff; wie der Begriff „Entwicklungshilfe“ in einer anderen Lesart schon sagte. Dass es bei dieser Parallelentwicklung auch Reibepunkte geben würde, hatte man so anfangs gar nicht erkannt. Nun denn, die Schützlinge vor Ort mussten sich verteidigen. Also: Waffenlieferungen! Die Sowjetunion lieferte den einen, die „freie Welt“ den anderen. Sogenannte „Stellvertreterkriege“ brachen (richtig formuliert müsste es heißen: brechen immer wieder aus) aus, ganze Industrien, allen voran die Waffenproduktion, verdienten sich eine goldene Nase am Morden in fernen Ländern. Die nackte Wahrheit, kein Roman! Kolonialismus, oder nennen wir es Imperialismus, egal, gibt es heute noch. Hauptsächlich die Länder Afrikas werden zum Büttel Europas und der USA gemacht, ausgebeutet und nicht zuletzt ausgeblutet. Wen wundert´s, wenn diese Hilfe beim „großen Bruder“ suchen?! Niemand kann ihnen das verdenken!

Zurück zu den Conquistadores in Südamerika Anfang der Neuzeit: Was unterscheidet diese von uns? Antwort: eigentlich nichts! Die Methoden sind ein wenig moderner und perfider, aber das war es auch schon.

Seit Tausenden von Jahren entwickelt sich die Menschheit auf dieser Erde. Je nach Region ist dies unterschiedlich. Mag einem so manches in Südamerika oder Afrika rückständig vorkommen, so gilt es die Frage zu stellen, ob unser Stand der Entwicklung der erstrebenswerteste ist, das >>non plus ultra<<. Fukushima lässt grüßen … Wie viel Arroganz maßt sich Europa (die USA sei geschichtlich als Ableger Europas betrachtet) an, sich selbst als die Krone der Schöpfung, als am weitesten voraus, zu betrachten?! Seine Werte anderen aufzuoktroyieren?! Ist es vermessen zu sagen, dass jedes Volk, jede Region im Laufe der Geschichte Werte schafft, die es im Namen der Menschheit zu konservieren und zu pflegen gilt? Ich denke: ja! Mögen wir zum Beispiel ein Zusammenleben in großflächigen Einheiten wie Staaten anstreben, sei es anderen unbenommen, dies in Sippen- oder Stammesverbänden zu tun. Mancher Bürgerkrieg wäre unter Umständen vermeidbar gewesen.

Noch ein letztes Beispiel für die menschliche Arroganz und zugleich Dummheit: Seit ich denken kann sind „Marsmännchen“ grüne Menschen mit Antennen auf dem Kopf. Mal vorausgesetzt, es gäbe weiteres Leben im Universum: Der Mensch in seiner geistigen Beschränktheit betrachtet sich als die „Krone der Schöpfung“. Andere, ob irdisch oder außerirdisch, müssen also genauso aussehen wie wir. Letztere halt ein wenig anders. Also Antennen und grüne Farbe.

Glaubt Ihr wirklich, dass, soweit es noch weiteres Leben in diesem All gibt, dies sich einer so rückständigen Form der Existenz bedient, wie wir sie praktizieren? Ich nicht!

Gehen wir doch mal zurück zur Erde und überdenken einmal unsere Wertmaßstäbe. Ein guter Anfang …

© Thomas Dietsch

 

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