Liebe Petra,

Der Attentäter einer Moschee in Quebec hat aus Hass sechs Muslimen niedergestreckt. Der Mörder ist ein Bewunderer von der französischen Nationalfront und ihrer Chefin und das stimmt mich sehr nachdenklich. Marine Le Pen hätte niemals solch einen Anschlag bewilligt, im Gegenteil – aber die ausländerfeindlichen Parolen ihrer Anhänger sind Gift, wenn sie von verwirrten Gestalten als ein Dogma empfunden werden. Ich kannte einen Schuldirektor, der einen seiner Schüler tadelte, weil er jemanden verbal erniedrigt hatte. „Wörter können töten“, sagte er und hatte Recht – vor allem, wenn sie falsche Ohren erreichen. Ich appelliere deshalb immer wieder meine Kontrahenten ihre Wortwahl gut zu sortieren. Eine gute Meinung muss nicht mit Hasstiraden geschmückt werden. Wenn die Argumentation stimmt, reicht es, diese Thesen ruhig auszusprechen und das gilt auch für Meinungen, die ich keineswegs trage. Ich schaffe es –  ohne wüste Beschimpfungen –  meinen Standpunkt klarzustellen und alleine darum sollte es gehen. Der Fall von Québec zeigt, welchen Schaden die Gehirnwäsche anrichten kann. Wenn auf Facebook sogenannte Freunde, Barak Obama als Affe titulieren, der keinen Verstand haben kann, weil er ein Stinktier ist, braucht man sich nicht zu wundern, dass Gewalt angewandt wird. Übrigens kamen diese Bemerkungen von Bewunderern von Donald Trump und  Marine Le Pen. Ich erwarte von ihr, dass sie persönlich gegen solche Diffamierungen Stellung nimmt. Würde sie das nicht tun, könnte man annehmen, dass sie solch ein Verhalten befürwortet. Vielleicht hat sie es bereits aufgegeben, ihre Ultras zu mäßigen? Das würde in diesem Fall bedeuten, dass ihr die Fäden aus der Hand rutschen.

Da wir Schreiberlinge sind, muss uns bewusst sein, was wir mit unseren Publikationen ausrichten können. Einfach seine Meinung ganz brutto in die Arena zu werfen, ist schädlich. Ich will nicht behaupten, dass alles sterilisiert werden muss, aber es kann nicht schaden einige Grobheiten, die man in einem ersten Wisch loswerden möchte, zu filtrieren. Ich habe mir überlegt, ob ich den widerlichen Eintrag zu Obama kommentieren sollte und war schon fast daran es zu tun, aber Facebook hat vorgesorgt und diese Fäkalien entfernt. Mancher wird es als Zensur betrachten. Objektiv gesehen ist es eine, aber wenn es sich um eine unfaire rassistische Attacke handelt, würde ich diesen Schritt befürworten. Ich gehe davon aus, dass manche Grenzen gesetzt werden müssen, hauptsächlich wenn es sich um das Privatleben handelt oder wenn, wie in diesem Fall, eine Gruppe von Menschen – hier im Klartext die Schwarzen – als minderwertig betrachtet werden, aber wie soll der kleine Mann wissen, wie er sich verhalten soll, wenn einer der mächtigsten Männer des Planeten seine Klappe nicht in Griff hat? Haben wir es mit lauter kleine Trumps zu tun? Das könnte meinen.

Wir haben gesehen, wohin Hassschriften gegen die Juden, wie der Stürmer im Dritten Reich, geführt haben. Anständige junge Menschen, die sonst keine Fliege etwas angetan hätten, die oft gläubig waren und als gute Söhne betrachtet wurden, haben während des Feldzugs in Polen und in der Ukraine, Hunderte wenn nicht Tausende, aus ihrer Sicht, als Untermenschen eingestuften Wesen, gefoltert, getötet und das in der Uniform der Wehrmacht. Das ist der Beweis, wie effizient die NS-Propaganda-Presse war. Wenn negative Bilder und Aussagen jahrelang verbreitet werden, sind die Leser, die Hörer und die Zuschauer irgendwann konditioniert und wenn sie aus ihrer normalen Umwelt entrissen werden, wie es für die Soldaten 1939 der Fall war, werden die Hemmungen über Bord geworfen, wie es im polnischen Feldzug der Fall war. Das ist der Grund, warum ich für mehr Strenge plädiere und das schon bei jedem kleinsten Ansatz, vor allem wenn es um die Herabsetzungen von Menschen, von ganzen ethnischen Gruppen geht, sonst regnet es hier, liebe Petra. Ich habe schon fleißig meine Gymnastik hinter mich gebracht, aber leider keine Leibesübungen um den Frieden verteidigen zu können und auch, wenn ich physisch gerne auf die Barrikaden steigen würde, schaffe ich es nicht mehr so recht. So bleibt mir, den Geist auf Trab zu halten.

 

Im diesen Sinne,

ich umarme dich

 

Pierre

//pm

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert