Überall herrscht Rekordverschuldung. Einmal anders betrachtet: steht uns eventuell eine weltweite Schuldenkrise bevor?

In der letzten Zeit stand Griechenland im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Doch das griechische Fiasko ist nur die Spitze des Eisbergs: Nach Ansicht von Michael Snyder schlittert die ganze Welt auf eine beispiellose Schuldenkrise zu. Snyder führt auf seinem Blog aus, dass sich die Schuldenquote aller Staaten der Erde zusammengenommen derzeit auf 286% beläuft. Das ist so hoch wie nie zuvor.

Global gesehen hat sich ein Schuldenberg von 200 Billionen USD (= 200.000.000.000.000 USD) angesammelt; rund 28.000 USD Schulden für jeden einzelnen Bewohner unseres Planeten. Doch die Hälfte der Bevölkerung lebt täglich von weniger als 10 USD, das heißt die Wahrscheinlichkeit, dass diese gewaltige Summe jemals zurückgezahlt werden kann, tendiert gegen Null. Snyder zufolge ist die einzige Option, die sich innerhalb unseres derzeitigen Finanzsystems bietet, den unvermeidlichen Einsturz dieser Schuldenpyramide so lange wie möglich hinauszuzögern. Mit anderen Worten: das kapitalistische Wirtschaftssystem ist, zumindest was das Problem des Schuldenabbaus angeht, am Ende.

24 Staaten der Welt befinden sich wirtschaftlich am Rande des Abgrunds. Griechenland ist bei Weitem nicht der einzige Staat mit einem kaum zu bewältigendem Schuldenproblem. Auch anderen westlichen Nationen wie Irland, Portugal, Spanien und Kroatien droht eine Krise vergleichbaren Ausmaßes. Zudem sei die Verschuldungssituation in Armenien, Belize, Costa Rica, Zypern, der Dominikanische Republik, El Salvador, Gambia, Grenada, Jamaika, dem Libanon, Mazedonien, den Marshall-Inseln, Montenegro, Sri Lanka, St. Vincent und den Grenadinen, Tunesien, der Ukraine, dem Sudan und Simbabwe mindestens ebenso ausweglos wie die auf der griechischen Halbinsel. Hierzu kommen noch weitere 14 Länder, deren Lage bereits als kritisch einzustufen ist.

Halten wir fest: selbst die wohlhabenden Staaten sind nicht in der Lage sind, ihre Kredite zurückzuzahlen. Die Schuldenlast der USA hat sich seit 2007 geradezu verdoppelt (2015: 18.151 Billionen USD – 2007: 9.328 Billionen USD) und viele europäische Länder, die kürzlich Finanzhilfen für Griechenland beschlossen, könnten schon bald selbst darauf angewiesen sein. Auch in Asien sind die Aussichten nicht besser: Die Verbindlichkeiten Chinas steigen immer schneller, in Japan belaufen sich die Staatsschulden bereits auf 230% des Bruttoinlandsproduktes. Wie lange können die jeweiligen Zentralbanken den drohenden Crash noch hinauszögern?

Die einen verschreien die Warnungen vor der globalen Verschuldung als Märchen, andere wiederum betreiben wissenschaftliche Studien damit und darüber. Bereits in den ersten beiden Sätzen ihrer mehr als 120 Seiten starken Studie bringen die Experten des McKinsey Global Institute (MGI) die Misere auf den Punkt: „Nach der Finanzkrise von 2008 sowie der längsten und tiefsten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg war erwartet worden, dass die Volkswirtschaften der Welt ihre Schulden abbauen würden. Es ist nicht passiert.“ Egal wie man es betrachtet: selbst Märchen haben einen wahren Kern …

© Thomas Dietsch

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