Also ich habe den Begriff zum ersten Mal in Verbindung mit Stuttgart 21 gehört. „Wutbürger“! Der Bürger/die Bürgerin macht sich Luft! Es reicht! Es langt! Jetzt gehen wir auf die Straße! Pegida … War es da nicht genauso?! Ich will die Hintergründe jetzt nicht bewerten. Auf was es hier ankommt ist der Begriff des „Wutbürgers“ als solchem. Es sei die Frage gestellt, ob wir mittlerweile und mehrheitlich nicht solche sind. Wo kommt das her? Sind unsere Lebensbedingungen so schlecht? Die ersten werden sagen: Klar! Es wird immer schlimmer! Zeit, dass mal einer Klartext redet! Ist das wirklich so? Auf der Rangliste nach dem Bruttoinlandsprodukt rangiert Deutschland auf Platz 4 der Welt, hinter USA, China und Japan. So schlecht kann es nicht sein, dass unsere Bewohner auf die Barrikaden gehen müssen. Woran liegt es also? Ich will einmal die Stichworte „Informationsfluss“ und „Informationszugänglichkeit“ einstreuen. Das Internet! Noch nie war Information so leicht zugänglich wie heute. Das hat nichts mit Wissenssteigerung zu tun. Aber auch das ist ein anderes Thema! Wenn wir in die unterschiedlichsten Foren schauen, ist es oft so, dass an einer bestimmten Stelle ein Stichwort gegeben wird, man antwortet und schon schaukelt es sich hoch. Wir werden zu Wutbürgern erzogen. Die Erziehung erfolgt unterschwellig, im Unterbewusstsein. Wladimir Putin setzt zum Beispiel sogenannte „Trolle“ ein. Das sind Meinungsmacher, die im Internet, unter anderem in Foren, Stimmung für Russland und gegen den politischen Gegner machen. Den USA sagt man Gleiches nach. Es kann also sein, dass man in einem Forum mit einem bezahlten Meinungsmacher diskutiert. Soweit die Politik! Es geht um nackte Interessen. Um diese zu wecken beziehungsweise publik zu machen, muss man sie artikulieren. Man muss das Volk auf die Straße locken, damit es diese in die Welt trägt. Oder man verbreitet sie online. Am besten beides … Der Hintergrund ist der, dass wir als Bürger und Bürgerinnen instrumentalisiert werden. Wir sind Sprachrohr. Stuttgart 21: Man kann darüber diskutieren, ob man für den Umbau oder die Erweiterung eines Bahnhofes so viel Geld investieren muss. Man kann die Frage stellen, ob so viel Natur verbraucht werden muss. Auf der anderen Seite gibt es eines zu beachten: Stuttgart 21 ist ein Projekt nicht nur für die nächsten zwanzig Jahre, sondern auch für das Ende dieses und den Beginn des nächsten Jahrhunderts. Was wir heute bauen, hat Auswirkungen in über hundert Jahren. Die Zeiten der „schwäb´sche Eisebahne“ sind vorbei. Wir können unseren Kindern nicht Zustände von vor fünfzig Jahren überlassen. Die Wahrheit und das Maß liegt wie immer in der Mitte! Es gibt zusehends Menschen, die sich über alles und jenes aufregen; über Tatsachen! Wenn es regnet, regnet es! Das kann man nicht ändern. Man kann sich darüber aufregen oder es auch lassen. Aber genau diese Menschen sind die geeigneten Adressaten für die Meinungsmacher: sie werden instrumentalisiert, um auf die Straße zu gehen, für Interessen einzustehen. Damit wir uns nicht falsch verstehen: wir haben das Recht auf freie Meinungsäußerung und jenes, zu demonstrieren. Aber ein jeder, eine jede prüfe, ob man die eigene Meinung vertritt, von der man überzeugt ist oder sich dem Mainstream anschließt, „weil´s halt so ist“!
Die Moral von der Geschicht´: Gelassene Menschen können freier denken!
© Thomas Dietsch