Manches Mal hat man doch wirklich das Gefühl, nur von Idioten umgeben zu sein. Der Mensch hat sich irgendwann einmal vom Vierfüßler über gebückten Gang zum Aufrechtgehen entwickelt. „Homo erectus“ nennt sich das Resultat. Wenn man durch die Fußgängerzone geht hat man das Gefühl, dass die Entwicklung wieder rückläufig ist. In gebeugter Haltung schreitet Mann bzw. Frau voran. Grund: ein vielseitiges Gerät, landläufig „Handy“ oder modern „Smartphone“ genannt. Wir sind zu Gefangenen dieser Technik geworden. Ja, wir passen schon unseren Gang diesem Gerät an. „Degenerative Aspekte“ nennt man das, glaube ich … Das ist nicht nur äußerlich. Auch die Wahrnehmungsfähigkeit nimmt ab. So lief doch neulich ein junger Kerl, am mobilen Gerät rumwurschtelnd, kerzengerade gegen einen Laternenpfosten. „Boing!“. Wahrscheinlich eine Riesenbeule, aber – Gott sei Dank – ist dem mobilen Teil nichts passiert. So wie sich der Mensch zurückentwickelt, so gibt es auch eine Evolution bei der Computertechnik. Es wird wohl bald eine App geben: „Vorsicht Laterne! In 10, 9, 8, … Metern!“. Man lebt digital. Geil! Wenn man so nebeneinander herläuft und miteinander schreibt: „Alles gut?“ – „Jo!“ – „Machsten grad?“ – „Geh neben Dir her!“ – „Ach so! :-)“. (Anmerkung des Verfassers: den modernen Handy-Slang beherrsche ich nicht! Mann, bin ich rückständig!). Ja, ein Lob an die Flat, die Menschen sind kommunikativer geworden. Früher war das alles viel zu teuer. Und so wortkarg! Verwechsele ich etwas? Nee, oder?! Versucht man so ein Handyweiblein oder -männlein verbal zu kontaktieren, läuft das folgendermaßen ab: Erst wird die Kommunikationsaufnahme überhört. Das kann absichtlich sein oder unbeabsichtigt (vgl. oben Wahrnehmungsfähigkeit!). Manchen Exemplaren wachsen auch Kabel aus den Ohren. Die haben dann schon die nächste Evolutionsstufe erreicht. Jetzt kommt der zweite Versuch verbaler Kommunikation. Irritiertes Umschauen, letzter Sicherungsblick auf den Bildschirm, Anschauen des Gegenüber. Und dann, mit fragendem bzw. genervtem Blick entweicht dem Exemplar ein Ton: „Hä?“. Soll angeblich schon eine Szenesprache geben, keine Ahnung! Real ein Tier besitzen? Uncool, No-Go! (altdeutsch: out, Sprachgebrauch Mitte 20. Jahrhundert: hat man heute nicht mehr!) Ist nur Stress! Wenn man die animierten Viecher auf dem Bildschirm putzt oder füttert, gibt’s richtig Kohle. Selbst fürs Streicheln! Die machen dann „Miau“ oder „Wau!“. Und wenn man keinen Bock mehr hat, dann „geht man raus“. Einfach abschalten! Wozu für umme also noch einen realen Hund ausführen?! Die Technik ist dazu da, um uns zu kontrollieren. Installieren einer Taschenlampen-App, Frage: „Zugriff auf Standortermittlung zulassen?“ Das verstehe ich bis heute nicht. Wozu das denn? Nach dem Motto: „Es gibt kein Licht, nicht dunkel genug. Versuchen Sie es später noch einmal!“. Zum Schluss noch mein gestriger Alptraum: Ein Smartphone führte seinen Hund an der Leine spazieren. Nein, es war kein Hund …
© Thomas Dietsch