Vietnam am 08. Juni 1972: die Bewohner des Dorfes Trang Bang flüchten nach einem Napalm-Angriff. Das Mädchen Kim Phuc in der Bildmitte hat sich die brennenden Kleider vom Leib gerissen. Die Aufnahme des Fotografen Nick Ut wurde mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet und zum Pressefoto des Jahres 1972 gewählt.

Für Facebook ist eine der wichtigsten Kriegsfotografien der Welt ein Fall unerlaubt veröffentlichter Nacktheit. Erst zensierte das soziale Netzwerk das Profil eines norwegischen Autors, dann das einer Zeitung, schließlich das der Ministerpräsidentin.

Die E-Mail kam am Morgen des 07. September 2016: Die norwegische Zeitung „Aftenposten“ solle ein Bild aus ihrem Facebook-Auftritt löschen oder es verpixeln, hieß es aus dem Hamburger Büro des weltweit größten sozialen Netzwerks. Nacktheit sei nicht erlaubt und wenn diese Vorgabe gelegentlich Kunstprojekte oder Kampagnen beeinträchtige, die einer guten Sache dienten, entschuldige man sich für die Unannehmlichkeit.

Was „Aftenposten“ veröffentlicht hatte, war weder ein Kunstprojekt noch Teil einer Kampagne. Es war auch kein digital bearbeitetes Bild, das in erzieherischer, humoristischer oder satirischer Absicht veröffentlicht wurde – auch in solchen Fällen behält sich Facebook vor, Ausnahmen zu gestatten. Es ist eine der wichtigsten Kriegsfotografien der Welt: Nick Uts Aufnahme fliehender Kinder vor den Napalm-Bomben in Vietnam aus dem Jahr 1972, in der Mitte ein neun Jahre altes Mädchen, schreiend, nackt.

Der norwegische Autor Tom Egeland hatte es ein paar Wochen zuvor als eines von sieben Bildern auf Facebook beschrieben und veröffentlicht, die das Bild vom Krieg verändert haben. Facebook entfernte das Bild umgehend, und als nicht nur der Schriftsteller, sondern auch Kim Phuc selbst, vor 44 Jahren als Neunjährige im Zentrum des berühmten Fotos, den Eingriff Facebooks kritisierte, wurde Egeland gesperrt. „Aftenposten“ berichtete, veröffentlichte das Bild abermals, und wurde wieder von Facebook zensiert.

Die hat er sich nun genommen für seinen Brief, der mehr ist als die Protestnote eines Journalisten, der sich gegen vermeintliche Unannehmlichkeiten wehrt. Es ist eine erhellende Analyse der Macht, die Zuckerbergs Medienimperium inzwischen besitzt, der unerträglichen Oberflächlichkeit, mit der Facebook Stellung bezieht, und der Gefahr, die vom sturen Durchsetzen seiner weltweit geltenden Regeln ausgeht.

„Falls Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann bedeutet sie das Recht darauf, den Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen“, so das berühmte Vorwort von Orwells „Farm der Tiere“. Medien haben die schwerwiegende Verantwortung, in jedem einzelnen Fall abzuwägen, was veröffentlicht werden müsse – eine Pflicht und ein Recht, das nicht durch Facebooks Algorithmen unterlaufen werden dürfe. Statt die Menschen einander näher zu bringen, wie es sich Facebook auf die Fahnen geschrieben hat, wird lediglich der Verdummung Vorschub geleistet, wenn das Unternehmen nicht zwischen Kinderpornographie und einem Dokumentarfoto aus einem Krieg unterscheidet.

Eingriffe wie Bildersperrung sind Machtmissbrauch. Facebook muss seine Richtlinien nicht nur an die unterschiedlichen Weltregionen anpassen, sondern die Arbeit von Redakteuren von Veröffentlichungen anderer Facebook-Nutzer unterscheiden.

Mit Bildern wie dem Nick Uts und Berichten, die der offiziellen Darstellung entgegenstanden, haben die Medien zum Ende des Vietnam-Kriegs beigetragen. Es ist eine wichtige Aufgabe der freien, unabhängigen Presse, auch unangenehme, manchmal sogar unerträgliche Informationen zu veröffentlichen, um zu einer offenen, kritischen Debatte beizutragen. Mit Facebooks jüngstem Fehlgriff ist es Zeit für eine offene, kritische Debatte über das Freiheitsverständnis und die Verantwortung eines sozialen Netzwerks.

Facebook äußerte sich auf Anfrage zunächst noch nicht dazu, ob der gelöschte Post erneut veröffentlicht wird. Man sei sich bewusst, dass es sich um ein ikonisches Foto handele. Dennoch sei es schwierig, Unterscheidungen zu treffen, in welchen Fällen das Foto eines nackten Kindes zugelassen werde und in welchen nicht, erklärte ein Sprecher der Seite. Es gelte, die richtige Balance zu finden, um Menschen die Möglichkeit zu geben, sich selbst zu äußern und gleichzeitig einen sicheren und respektvollen Umgang für unsere globale Gemeinschaft zu garantieren.

Facebook werde seine Standards weiter verbessern, um die bestmögliche Anwendbarkeit sicherzustellen. Viele Worte, denen Taten folgen mögen.

Laut Süddeutscher Zeitung hat Facebook nach der massiven Kritik das Posting eines Zeitungsberichts mit einem berühmten Foto aus dem Vietnam-Krieg (1955 bis 1975) wieder online gestellt. Obwohl auf dem Bild ein unbekleidetes Kind zu sehen sei, erkenne das Online-Netzwerk die historische Bedeutung des Fotos an. Wollen wir hoffen, dass es nicht bei dem Einzelfall bleibt. Und auch, dass es nicht jedes Mal eines Shitstorms bedarf, damit das Netzwerk sich seiner sozialen Verantwortung bewusst ist.



La guerra di Vietnam finì 40 anni fa. Nonostante la superiorità militare Vietnam ha sconfitto gli Stati Uniti con le sue tattiche di guerriglia. Per gli Stati Uniti, è stata la prima guerra persa nella storia. Negli anni seguenti si parla della cosiddetta „sindrome del Vietnam“. Ne soffrono singoli soldati, ma è anche un trauma di un’intera nazione. Ogni presidente successivo deve confrontarsi con questo. George W. Bush ha tuttavia optato per l’invasione dell’Iraq. Un secondo Waterloo per gli Stati Uniti. Barack Obama si è sottomesso alla sindrome e ha respinto l’invasione della Siria. Ed è giusto così! I tempi in cui gli Stati Uniti erano la polizia mondiale sono finiti. Per quale ragione?! In 2013 ammontano le spese militari a 1,75 miliardi dollari per giorno. Non c’è da stupirsi che il disavanzo pubblico è in costante aumento. Dopo la seconda guerra mondiale, la gara è iniziata: il comunismo contro la libertà. Si doveva essere presente ovunque. Durante entrambi i blocchi hanno venduto la loro ideologia. Ma il mondo non è diviso in due parti, o l’uno o l’altro: è sfaccettato. Tra le altre Africa centrale non è né occidentale né comunista. Sviluppa il suo proprio parametro che dobbiamo rispettare. Basta con guerre inutili e traumi!

Vor 40 Jahren endete der Vietnamkrieg. Trotz militärischer Überlegenheit bezwang Vietnam die Vereinigten Staaten mit seiner Guerilla-Taktik. Für die USA war es der erste verlorene Krieg in der Geschichte. Man spricht in den Folgejahren von dem sogenannten „Vietnam-Syndrom“. Daran leiden einzelne Soldaten, aber es ist auch ein Trauma einer ganzen Nation. Jeder nachfolgende Präsident muss sich diesem stellen. George W. Bush hat sich trotzdem für den Einmarsch im Irak entschieden. Ein zweites Waterloo für die Vereinigten Staaten. Barack Obama hat sich dem Syndrom gebeugt und den Einmarsch in Syrien abgelehnt. Zu Recht! Die Zeiten, in welchen die USA Weltpolizei spielten, sind vorbei. Warum auch?! 2013 betrugen die Militärausgaben 1,75 Milliarden $/Tag. Kein Wunder, dass das Staatsdefizit ständig zunimmt. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann das Wettrennen: Kommunismus gegen Freiheit. Man musste überall präsent sein. Währenddessen haben beide Blöcke ihre Ideologie verkauft. Die Welt ist aber nicht zweigeteilt, entweder – oder: sie ist vielfältig. Unter anderem Zentralafrika ist weder westlich, noch kommunistisch orientiert. Es entwickelt eigene Maßstäbe, die wir zu respektieren haben. Schluss mit unnötigen Kriegen und Traumata!

© Thomas Dietsch