Liebe Petra,

und jetzt spielt der französische Philosoph Alain Finkielkraut auch noch verrückt. Schon eine merkwürdige Welt in der Sex nur noch ein Synonym von Gewalt zu sein scheint. Haben wir nur noch mit Impotenten zu tun?

Verbale oder reale Vergewaltigung?

Als der Philosoph Alain Finkielkraut in einer Talkshow äußerte: „Ich sage den Männern, vergewaltigt die Frauen. Jede Abend tue ich das Gleiche mit meiner Gattin!“ Auch wenn es polemisch gemeint ist, hat diese Aussage in Frankreich für Wirbel gesorgt. Die Feministin Caroline de Haas hat behauptet, dass er Roman Polanski, der zahlreichen Frauen belästigt hätte, unterstützt. Der Filmregisseur wurde in den USA verurteilt, mit dem Verdacht, sexuelle Handlungen mit einem Mädchen gehabt zu haben. Deshalb kehrt er seit Jahrzehnten nicht mehr nach Amerika zurück, wo er im Knast landen würde. Valentine Monnier, ein früheres französisches Model, hat ihm vorgeworfen, sie 1975 sexuell angegriffen zu haben und das einige Tage vor der ersten Ausstrahlung von „J‘accuse!“, ein Streifen über den Fall Dreyfus. Der 83jährige widersprach dem, aber alle Termine wurden daraufhin abgesagt. Unter diesen Umständen finde ich den Satz von Alain Finkielkraut völlig deplatziert und kann mir schon vorstellen, was ihn dazu bewegt hatte, solch einen Ausbruch zu wagen. Manchmal hat man den Eindruck, dass immer mehr Prominente somit angegriffen werden, um sie irgendwie loszuwerden und dass jedes kleinste Zeichen einer Zuneigung zur Sünde wird. Beim Fall Polanski, wie es die Presse wiedergegeben hat, trifft dies nicht zu. Es gibt zu viele Beweise, um das Gegenteilige zu behaupten und das war keine Bagatelle. Um jede Art von Hexenjagd zu vermeiden, sollte jeder Verdacht persönlich recherchiert werden und wenn es zu konkreten Indizien kommt, sollte eine Anzeige erfolgen. Was ich aber negativ finde, ist das Ganze als eine gesellschaftliche Plage zu stilisieren. Es wäre dringend nötig, die Lage generell zu definieren, um dann wirklich wirken zu können. Ich weiß, es ist äußerst schwer dies nicht emotional zu betrachten, aber keine Diskussion sollte tabu sein. Wollte der Philosoph Finkielkraut das äußern? Ich weiß nicht, welcher Geist ihn gebissen hat!

Die soziologischen und historischen Gründe des Frauenaufstandes

Die Frauen wurden und werden häufig wie Leibeigenen unterdrückt und misshandelt. Ein Zustand, der für mich unerträglich ist. Ich verstehe nicht, wie Männer so mit den Müttern ihrer Kinder umgehen können und wieso noch heute zahlreiche Wesen von den Machos umgebracht werden. Unter dieser Prämisse ist es sehr wohl verständlich, dass die Wut sehr groß und dass selbst ein Gefühl der Rache nicht auszuschließen ist. Das zeigt, dass auf diesem Sektor noch fast alles zu machen ist. Anstatt Männer vor Gericht zu zerren, wenn es zu spät ist, sollte festgestellt werden, was im Vorfeld zu tun ist. Ich denke, dass solche Auswüchse in der Mehrzahl an einer verfehlten Erziehung liegen. Es wäre die Rolle der Eltern, ein gutes Beispiel zu zeigen, immer respektvoll gemeinsam umzugehen, auch wenn der Segen schief hängt. Ist das zu machen, wenn die Emotionen jederzeit explodieren könnten? Können Aggressionen alleine durch Vernunft abgewandt werden? Dies ist fast nicht machbar. Die Kids befinden sich auch unter Strom, wenn die Eltern auseinandergehen, deshalb ist es notwendig, in einem Land, in dem mehr als 50% der Ehen kaputt gehen, dass Lehrer und Erzieher diese Problematik in der Schule thematisieren. Man könnte durchaus annehmen, dass man durch Rollenspiele zu mehr Erkenntnissen kommt, aber es müsste zuerst definiert werden, was Liebe ist. Ist es nicht vor allem der Grundstock zu einer respektvollen Lebensgemeinschaft und der Versuch mit dem Partner oder der Partnerin das Leben zu meistern? Ich würde zuerst pragmatische Argumente herauspicken um die Vorteile einer partnerschaftlichen Bindung zu definieren und im ersten Abschnitt eines Unterrichtes, den Sinn und den Unsinn einer Annäherung darstellen. Dies um den Kids klarzumachen, wie eine Existenz zu zweit aussehen sollte und was zu beachten ist, um Spannungen zu mildern. Dass Aggressivität zustande kommt, weil für viele nicht klar ist, was eine Bindung bedeutet und vielleicht auch hervorzubringen, was der Geist der Familie ausmachen sollte. Das heißt, nicht bei dem kleinsten Konflikt das Handtuch zu werfen.

L‘éducation sentimentale, der Roman eines jungen Mannes

Gustave Flaubert hat bewiesen, wie feinfühlig er die Psyche der Menschen analysiert. Es geht vor allem um Gefühle und wie man mit denen umgeht, ganz speziell wenn es um Mann und Frau geht. Wenn sich eine Liebschaft anbahnt, ist man zuerst blauäugig, hat den Hang schwärmerisch zu werden. Man sieht nur die Sonnenseite des Verhältnisses. Jede Art von Hürde wird bewusst beiseitegeschoben, weil sie als Hindernis zur Vollendung der Liebe betrachtet werden. Das könnten sie in der Tat sein, aber besser vorher als danach. Sehr schnell erweist sich, dass die Interessengemeinschaft nicht vernachlässigt werden darf, dass die Zuneigung sehr wohl mit konkreten Fragen verbunden ist. Es ist klar, man möchte nicht, dass die Schmetterlinge den Bauch verlassen und dass man sehr wohl die Realität nicht vernachlässigt. Da wären wir beim zweiten Teil der Aufklärung angekommen. Zuerst sollten Knaben und Mädchen sich besser kennenlernen. Es herrscht viel Unwissen über die Charakterzüge innerhalb der Geschlechter. Welcher Zusammenhang ist zwischen den Körper und dem Mentalen zu machen? Wie kann man eine Symbiose von beidem fördern und ein Zusammenschweißen hervorbringen? Wenn Einklang in uns herrscht, führt das zu einer Stabilisierung der Gefühle. Sie müssen auf dem Weg zur Vollendung vorhanden sein, um eine zwischengeschlechtliche Beziehung in Betracht zu ziehen. Ich denke, dass viele Vergewaltigungsfälle davon resultieren. Der Aufbau von Gefühlen kann viel Zeit in Anspruch nehmen und daher zu Ungeduld führen. Irgendwie zu einer Art Wut, die verursacht wird, wenn man nicht unbedingt willkommen ist. Das heißt, der notwendige Rhythmus ist nicht vorhanden. Die Jungen – vor allem – sollten erfahren, wie die Mädchen ticken. Es gibt durchaus Muster, an die man sich halten kann. Umgekehrt sollten die Mädchen keine Provokation anzetteln, was auch der Fall sein kann, denn sehr oft ist es der Frust, der zur Vergewaltigung führt, nicht die Lust.

Der Liebesakt als Waffe

Sie ist ambivalent und durchaus zweigeschlechtlich anwendbar. Man kann sich gegenseitig vernichten. Das geschieht bei manchen Männern, in dem sie Damen sexuell angreifen. Sie sind viel weniger subtil als Frauen, die den Hang zur Ironie haben und die Worte anwenden, die töten können. Auf der einen Seite handelt es sich in vielen Fällen um physische Angriffe, auf der anderen Seite um seelische Torturen. Wenn eine Frau einen Mann angreift, indem sie ihn als impotent darstellt, kann es durchaus negative Konsequenzen haben. Damit ist nicht zu spaßen, weil es letztendlich zur Vergewaltigung oder zum Selbstmord führen kann. Ich will keineswegs die Angriffe entschuldigen, deren Opfer viele Frauen sind, aber in der ganzen Diskussion, die wir heute erleben, fehlt mir diesen  Aspekt, der auch zur Bekämpfung der Vergewaltigung jeder Art gehört. Nur mit Hilfe offener Gespräche, kann es möglich sein, diese Welle an Scheußlichkeiten besser in den Griff zu bekommen – umso mehr, wenn es im Schulalltag geschieht. Es ist erforderlich, dass nicht der Biolehrer aufklärt sondern Sexualpsychologen, die mit der Materie bestens vertraut sind. Anders zu handeln wäre genauso absurd, wie einen Klempner ein Symphonie-Orchester ohne Ausbildung dirigieren zu lassen. Es ist nicht sinnvoll die Zeitungen oder die Sendungen mit Horrornachrichten zuzupflastern, wenn keine umfangreiche Aufklärung stattfindet und es wäre aufrichtig, wenn die Me-too-Bewegung dies fördern würde. Es reicht bei weitem nicht aus, die Vergewaltiger in den Knast zu stecken. Wir müssen mehr für die Kids in Sachen Sexualerziehung agieren und auch die Eltern in die Verpflichtung ziehen bzw. sie ermuntern, sich mit dieser heiklen Frage zu befassen, egal ob Bub oder Mädel.

 

Das Gedicht

 

Ich bin ganz durcheinander, sagt das Mädchen.

Macht mir die Pubertät zu schaffen, fragt sich der Junge.

Ich hätte schon Lust, aber mit dem Richtigen, sagt sie.

Warum errötet sie, wenn wir uns treffen, fragt er.

Er sollte sich den Mut nehmen, mich in seine Arme zu schließen!

Ich will aber keine Abfuhr erleben, sagt er sich.

Habe ich es mit einem Weichei zu tun? Eine heikle Frage.

Warum ist sie so zickig? Manchmal so abwertend, meint er.

Pass auf, wenn du dich nicht rührst, fliegen die Schmetterlinge weg.

Sieh Paul, sie macht mich an, sagt er zu seinem Freund.

Greif zu, ich stelle dir meine Bude zur Verfügung, antwortet er.

Soll ich, sag? Ich habe Angst voll daneben zu sein.

Die Typen sind doch noch unreif, sagt sie.

Deshalb mache ich meinen Lehrer an, antwortet Susanne.

Hast du mit ihm gepoppt, fragt die Freundin.

Er hat mich in die Besenkammer gezerrt, flüstert sie ihr.

Und wie war es, hat es du wenigstens Spaß dabei?

Galaktisch war es, erzählt ihr ihre Freundin.

Was hat er dir gesagt? Schweinereien zugeflüstert?

Er hat behauptet, dass ich seine kleine Maus sei.

Warum erzähle ich ihr diesen Blödsinn, fragt sie sich.

Was ist dir passiert? Bekamst du eine gute Note?

Sein Penis, ein Traum, mehr brauche ich dir nicht zu sagen.

Werde ich Jungfrau bleiben? Das quält sie.

Eines Tages kam die Polizei in die Schule und nahm den Lehrer fest.

Das wurde zum Thema auf den Schulhof. Es wurde gesagt, dass

er beschuldigt wurde, ein Mädchen vergewaltigt zu

haben. „Susanne, weißt du mehr darüber?“ fragte die Freundin.

Sie wurde knallrot und suchte das Weite. Hatte er sie ohne ihren

Willen angegriffen? Eines war sicher, sie bekam

nicht die gute Noten, die sie erpressen wollte. War es

sie, die der Staatsanwaltschaft einen anonymen Brief sandte?

Da er das Gegenteilige nicht beweisen konnte, wurde er gefeuert.

Ein Vorkommen, dass sich immer mehr wiederholt. Fazit: Heute ist

ratsamer Klempner zu werden als Lehrer. Man bekommt es in

der Regel mit älteren Ladys zu tun.

 

Einmal wieder plagen mich die Schmerzen.

 

Ich wünsche dir alles Liebe und umarme dich!

 

Pierre

//pm