Angesichts anhaltender Raketentests rüstet sich Hawaii gegen einen Atomschlag aus Nordkorea. Dafür wurde nun ein umfangreiches Vorbereitungsprogramm für die Bewohner gestartet. Auch Alaska leitet Schritte ein.
Angesichts der Bedrohungen aus Nordkorea planen die Vereinigten Staaten einen Raketenabwehrtest auf der Insel Kodiak Island im US-Staat Alaska. Marinesoldaten sind angewiesen worden, sich am kommenden Wochenende aus Meeresgebieten zwischen der Insel und Hawaii fernzuhalten, wie aus einer Notiz der US-Küstenwache hervorging.
Aus einem Bericht der Kodiak Daily Mirror weiß man, dass die US-Armee Teile des Raketenabwehrsystems THAAD testen wird. Es ist auch in Südkorea und Guam stationiert, um potenzielle Angriffe aus Nordkorea zu stoppen.
Ein Vertreter der US-Raketenabwehr erklärte gegenüber der Zeitung, schon einmal in diesem Monat sei ein Flugtest von Kodiak erfolgt. Dieser habe die Fähigkeit von THAAD bestätigt, eine Interkontinentalrakete abzufangen. Der nun geplante Test hat nach den Angaben zum Ziel, eine Mittelstreckenrakete innerhalb der Erdatmosphäre aufzuhalten. THAAD ist insgesamt bereits 14 Mal erfolgreich getestet worden.
Hawaii hat unterdessen ein Informationskampagne gestartet, wonach sich die Bewohner der Inselkette auf einen möglichen Atomschlag Nordkoreas vorbereiten sollen. Die Katastrophenschutzbehörde hat dafür ein Merkblatt ins Internet gestellt.
Bürger sollen demnach drei einfache Schritte befolgen, sobald Sirenen ertönen:
Begib dich in ein Gebäude (vorzugsweise ein Haus aus Beton),
bleibe dort (bis zu zwei Wochen), und
informiere dich über Radio und TV.
Der Chef des hawaiianischen Katastrophenschutzes erklärte gegenüber Hawaii News Now, dass eine Interkontinentalrakete aus Nordkorea nach Abschuss lediglich 20 Minuten benötige, um Hawaii zu erreichen. Den Bewohnern blieben nach Benachrichtigung acht bis zwölf Minuten Zeit, um sich in Sicherheit zu bringen.
Nordkorea sei imstande, Nuklearbomben mit einer Sprengkraft von 10.000 Tonnen TNT zu bauen. Zum Vergleich, die Hiroshima-Bombe entsprach 16.000 Tonnen. Ab November sollen nun regelmäßige Evakuierungsübungen stattfinden.
Trotz verschärfter internationaler Sanktionen baut Nordkorea sein Nuklear- und Raketenprogramm aus. Ziel ist, eine Langstreckenrakete mit Atomsprengkopf zu entwickeln, die US-Festland erreichen kann.
Die hawaiianische Tourismusbehörde beobachtet die Pläne mit Sorge. Sie fürchtet, dass solche Pläne Touristen verunsichern könnte. „Solche Maßnahmen würden die Menschen, die vom Tourismus abhängig sind, unmittelbar zu spüren bekommen“, teilte die Behörde mit.
Für die Bürger der Insel sind solche Schutzmaßnahmen aber nicht völlig neu: Weil die Insel in der Vergangenheit oft von Tsunamis heimgesucht wurde, existieren bereits einige Krisenpläne. Den Bewohnern wird zum Beispiel in der Wirbelsturmsaison stets empfohlen, eine Lebensmittel-Notfallversorgung bereitzuhalten, die 14 Tage reicht.
Im April diesen Jahres war laut Handelsblatt noch umstritten, wie ausgereift die nordkoreanische Raketentechnik ist und ob das Land überhaupt über eine funktionierende Interkontinentalrakete verfügt. Doch ein Ausschuss des hawaiischen Abgeordnetenhauses will zumindest, dass die Pläne zum Schutz vor einem möglichen atomaren Angriff erneuert werden. Der Beschluss sieht unter anderem Möglichkeiten vor, die Einrichtung provisorischer Häfen zu prüfen, sollte ein Haupthafen „von einer Natur- oder menschengemachten Katastrophe getroffen“ werden.