Wir wollen nicht so viel Geld nach Brüssel überweisen, sagten die Briten und stimmten am vergangenen Donnerstag mit 51,9% für den EU-Austritt. Großbritannien wird in einigen Jahren anteilig weniger Geld an die EU zahlen – dafür wird der Geldbeutel der eigenen Bevölkerung aber belastet.
Die Wirtschaftsredaktion der BBC hat kürzlich zusammengestellt, was unter anderem alles passieren kann. So auch, wie sich der Brexit auf den Konsum auf der Insel auswirkt. Welche Güter verteuern sich? Wird manches sogar billiger? Dafür befragte die Redaktion Experten, Regierungsorganisationen, Thinktanks und Finanzfachleute. Die Ergebnisse, die herauskamen, muss man mit einer gewissen Vorsicht sehen. Der Brexit ist beschlossen, aber seine Durchführung bisher maximal geplant. Wie sich der EU-Austritt der Briten in den nächsten Monaten vollziehen wird, ist noch Verhandlungssache der Parteien. Ein weiteres Freihandelsabkommen steht am Horizont. Erst hiernach zeigt sich, wie sich die Handelsbeziehungen zu den anderen EU-Staaten konkret verändern.
Dennoch an dieser Stelle einige Szenarien:
- Tomaten könnten nach dem EU-Austritt deutlich teurer werden – schließlich beziehen die Briten 90 Prozent davon aus EU-Ländern (besonders aus den Niederlanden und Spanien). Sollten die Importkosten steigen, würden die Konsumenten das jeden Tag im Supermarkt zu spüren bekommen.
- Weil Alkohol im Vereinigten Königreich deutlich teurer ist als auf dem Festland, fahren viele Briten mit der Fähre nach Frankreich oder Belgien, um sich mit Spirituosen einzudecken. Schließlich dürfen sie von dort fast unbegrenzt Alkoholika und Zigaretten mitbringen. Diese „Booze Cruises“ könnten sich nach einem vollzogenen Brexit weniger lohnen.
- Auch für Spargel müssen die Briten möglicherweise bald mehr Geld ausgeben. Bislang wird die arbeitsintensive Spargelernte auf der Insel größtenteils von Migranten übernommen. Sollte es nach einem EU-Austritt an Arbeitskräften fehlen, könnte sich das auf die Preise auswirken.
- Fahrzeugimporte in die EU werden sich für Großbritannien verteuern. Der Einfuhrzoll liegt bei 10 Prozent. Hiermit sind diese Fahrzeuge gegenüber den EU-Produkten nicht mehr konkurrenzfähig.
- Engländer werden zukünftig ein Visum brauchen. Einfach mal so auf dem Kontinent arbeiten, ist nicht mehr gegeben.
- Auch der Flugverkehr von und zur Insel wird komplizierter werden. Freier Waren- und Personenverkehr gilt nur innerhalb der EU; das auch im Luftraum.
Last, not least: Großbritannien wird weiter Geld an Europa zahlen – genauso wie die Nicht-EU-Staaten Schweiz und Norwegen.
Manche Ökonomen unken, dass – soweit die Angelegenheit schief gehen sollte – mittelfristig von einem Anstieg der Arbeitslosenzahlen von 500.000 bis 800.000 auszugehen sei. Keine rosigen Aussichten!