Liebe Petra,
wie immer haben die Schmerzen mich sehr im Griff, trotzdem habe ich meinen Humor nicht verloren. Manchmal tut ein wenig Quatsch gut, hier meine Ergüsse:
Der Brief an Viktor Orbán
Lieber Viktor, du hast in deinem Parteiprogramm verkündet, dass der Platz der Frauen besser zu Hause sei. Sie sollten doch nicht den ganzen Mist lernen, der ihnen am Ende nichts nützt. Ich kann doch das Klo putzen ohne unbedingt einen Schimmer von Homer haben zu müssen, sag? Oder müssen die Klobürsten Kant gelesen haben, um sich über den Sinn des Lebens in der Scheiße, in der sie sich befinden, zu erfahren? Das war eigentlich nicht unbedingt, was ich dich fragen wollte. Ich tue mir schwer, mich mit dem Gedanken anzufreunden, dass meine Alte zu Hause hockt und sich vom Klempner vögeln lässt, nachdem er die Klo-Verstopfung aufgehoben hat. Und noch etwas, wer ersetzt mir die Kohle, die sie heute in ihrem Job noch verdient? Du etwa, alter Schwede? Oder der Klempner als Dank für so viel Freizügigkeit? Denk darüber nach, lieber Viktor! In diesem Sinn wünsche ich dir eine gute Nacht.
Der Brief an Bruder Kim
Sag mal Kim, wer ist die Domina, die dich mit ihrer kantigen Stimme im Fernsehen als Adonis hoch lobt und dich in weiche Windeln einpackt? Mein großes Baby, mein Süßer, die Frauen ehren dich, weil du der Schönste, der Intelligenteste, der Klügste, der Potenteste bist. Wer hat es schon fertig gebracht, mit knapp über 30 Vater der Nation zu werden? Ich kann mir vorstellen, dass das ein harter Job ist, Millionen von Weiber zu befriedigen. Selbst der lieber Harvey Weinstein würde es nicht schaffen! Bravo, bravo, hip hip, hurra! Die Legehennen haben die Aufgabe, aus Hühnern Schafe zu machen, so dein Befehl. Du hattest es satt – jeden Morgen um fünf Uhr – mit deinem Kikeriki, dem Trump auf den Wecker zu gehen und mit der Atombombe hast du uns das schönste Geschenk gemacht. Apropos Penis, der Donald behauptet, dass seiner noch ganz schön prima funktioniert? Na ja, das ist dir zu intim, aber du solltest dankbar sein, dass ich euch für euer Treffen im Mai endlich ein Diskussionsthema geschenkt habe. Her mit der Kohle, lieber Kim, damit habe ich dich aus der Patsche geholt. Moral der Geschichte ist, dass man ohne Post keine so schönen Briefe versenden kann, es lebe der liebe Postbote!
Der Brief an Rodrigo Duterte, Präsident der Philippinen
Lieber Rodrigo, als ich erfuhr, dass du den Friedensnobelpreis bekommen wirst, sprang ich vor Freude in die Luft. In der Laudatio, die Donald Trump vorbereitet, will er sagen: Du bist ein Mann, der es anpackt, der die Drecksarbeit macht, der kein normaler ehrenhaften Bürger mit Freude annimmt. Die besteht daraus, aus eigener Hand Dealer und Junkies umzulegen. Damit beweist du, dass du den Mut hast, deine Gedanken in der Praxis zu vollenden. Du brauchst keine großen Reden zu schwingen, um deine Zivilcourage zu beweisen. Wenn Heinrich Himmler noch leben würde, würde er dich hoch loben. „Sehen Sie, dieser Mann hat keine Scheu, an unsere Kinder und Enkel zu denken, indem er dieses Ungeziefer vernichtet!“ Mit Zyklon B hättest du es leichter, aber du hast, mein Freund Rodrigo, die Seele eines Handwerkmeisters, der nach vollendeter Arbeit, die Frauen zu einem Tango einlädt und sie über den Parkett des Festsaals des Präsidentenpalasts mit Leidenschaft in seine Arme nimmt. Donald fragte seinen Berater, wie er die Rede vollenden sollte. „Ich würde sagen, Mister President, dass solche Männer wie er, bei den Weibern gut ankommt, also lohnt sich das, so vorzugehen. Lebe wohl mein Freund und wenn es dir an Dealern fehlt, schicke ich sie dir als Staatsgeschenk per Fracht nach Manila. Viel Spaß dabei!
Dann einen Eintrag in meinem Tagebuch
Vielleicht kommt man mit über siebzig in die Zeit der Infantilität. Heute Abend sagte mir eine Freundin am Telefon: „Verzapfe ein wenig mehr Blödsinn. Die Leute haben die Nase voll, immer ernste Sachen serviert zu bekommen.“ „Du liebe Lady Petra, wie soll ich es anders machen können? Bist du noch von dieser Welt? Wenn du jeden Morgen die Hiobsbotschaften liest, wird es dir schlecht. Nur noch Mist!“ Dazu kommt, dass meine Schmerzen mir nicht unbedingt Frühlingsgefühle vermitteln. Ich habe Lust manchmal schroff und ätzend zu sein, wie es jetzt der Fall ist. Das Lachen ist trotz den ganzen Schwierigkeiten bei mir willkommen und sollte es eines Tages nicht mehr an unsere Tür klopfen, wäre es schlecht bestellt mit uns.
Und jetzt ab in den Federn,
ich umarme dich, liebe Petra!
Pierre
//pm