Hallo Tagebuch,
ich mache mir in letzter Zeit einige Gedanken. So zum Beispiel über Grenzen. Ja, unter anderem, oder hauptsächlich, wegen der Flüchtlingswelle. Einige sagen „Flüchtlingskrise“ … Darf man von einer „Krise“ sprechen, wenn Menschen, die in Not sind, Hilfe suchen?! Wir sind gefordert! Das ist mit Anstrengungen verbunden, es stellt eine Herausforderung dar. Es müssen unangenehme Entscheidungen getroffen werden. Aber kann ich deswegen sagen, es sei eine „Krise“? Das impliziert doch, dass mir das Ganze lästig ist. Es passt nicht in meinen alltäglichen Müßiggang. Was im Moment abläuft zeigt mir doch, wie gut es uns geht. Wenn wir meckern, dann doch auf verdammt hohem Niveau. Oder?! Es verbietet schon der Anstand, nur weil wir gefordert sind, das als „Krise“ zu bezeichnen. Wir sollten uns etwas mehr in Demut üben, dankbar sein, für die Dinge die wir haben und für das Leben, das wir führen dürfen. Die Kriegsflüchtlinge, die Bilder aus Syrien und der Terror in aller Welt zeigen uns, wie fragil unsere Oase Europa ist. Die „Krise“ ist in Syrien, bei dem dortigen Machthaber, den Kriegsparteien zu suchen, nicht in den Menschen, die – alles zurücklassend – uns um Hilfe bitten.
Viele Länder Europas haben die Grenzen schon geschlossen, „dichtgemacht“, wie oft zu lesen steht. Grenze … Komisches Wort! Grenzen trennen. Das eine vom anderen. Auch den Menschen vom Menschen. Grenzen verbinden aber auch. Sie sind an der Trennlinie zweier Staaten beispielsweise. Also ist doch eine Grenze eine Verbindungslinie zwischen zwei unterschiedlichen Staaten. Egal, ob das Hessen und Thüringen ist oder Österreich und Italien. Oft soll man doch auch über den „Tellerrand“ hinweg schauen, das heißt, sich auch einmal mit Fremdem auseinandersetzen. Das bereichert, erweitert den Horizont. Apropos Horizont: trennt der Himmel und Erde oder ist der eine Verbindungslinie zwischen beiden? Tagebuch, hilf mir doch mal! Wenn wir die Grenzen jetzt mit Mauern und Stacheldrahtzäunen schließen, mauern oder zäunen wir uns da nicht selbst ein?! Du meinst, es sei eine Frage der Sichtweise? Sehe ich auch so! Also mauern wir uns ein und schließen andere aus! Wir meinen, wir schützten unsere Freiheit. Und in Wirklichkeit nehmen wir ein großes Stück davon uns selbst und unserem Gegenüber, egal auf welcher Seite des Zaunes man steht. Wie soll man bei Zäunen und Mauern „über seine Grenzen hinausgehen“?! Sind wir denn wirklich schon an der „Grenze des Machbaren“?! Nein, Tagebuch! Das ist nicht nur Wortklauberei; ich denke, man muss das, was die letzten Wochen und Monaten vor sich geht, auch einmal in Gedanken fassen. Sich vor Augen führen! Sonst führt das doch in ein „grenzenloses Chaos“. Herrgott! Denkt denn keiner mehr darüber nach, welche „Tragödie ohne Grenzen“ wir hier fabrizieren?! Das kommt davon, wenn nur noch blind agiert wird, wenn einem die Angst antreibt.
Übrigens: hast Du neulich in dieser „hochintellektuellen“ Tageszeitung gelesen von diesem Monsterhai, der im Dezember 1942 vor Südafrika aufgetaucht sein soll?! Nein, ich lese die Zeitung nicht regelmäßig … Warum fragst Du?! Nazi-U-Boote sollen ihn entdeckt haben vor der Küste Südafrikas bei Cape Town. 64 Fuß zwischen Rücken und Schwanzflosse, das sind über 19 Meter! Insgesamt hätte das Vieh 25 – 30 Meter gehabt. Und mehrere Tonnen schwer. Das entspricht etwa der Länge der vor Ort liegenden Boote. So etwas geht über die „Grenzen des Vorstellbaren“ hinaus! Einerseits lehrt uns das, dass wir nicht über alles Bescheid wissen, was sich auf dieser Erde bewegt. Andererseits ist es sehr fraglich, ob es sich bei dem Foto nicht um eine Fälschung handelt. Forscher sagen nämlich, dass der behauptete Flossenabstand bedeutet, das Tier sei doppelt so groß gewesen wie zu prähistorischen Zeiten. Es gibt noch mehr Einwände … Also doch eine Fälschung?! Entschuldige: ein „Fake“, muss man ja heute sagen! Du bist der Meinung, ich hätte eine Grenze überschritten? Wie kommst Du denn darauf? Man muss offen sein, für die Dinge um einen herum! Aber alles in allem: Du siehst, wenn man sich einige Gedanken macht, ist manches nicht mehr so selbstverständlich, wie es scheint. Eine Krise ist keine Krise, ein Megalodon ist im Jahr 1942 doch keines. Was das auf dem Bild auch immer darstellt. Mancher Zeitgenosse neigt dann doch dazu, „über die Grenzen hinaus“ zu übertreiben. So, jetzt ziehe ich einen Schlussstrich!