Die größte Fußball-Europameisterschaft aller Zeiten! Für den europäischen Fußballverband Uefa, die Sponsoren und Ausrüster ein Milliardengeschäft. Letztes Jahr hatte Adidas im Mannschaftssport 2,2 Milliarden Euro mit Trikots, Fußballschuhen sowie Zubehör umgesetzt – so viel wie noch nie! Und das in einem Jahr ohne fußballerisches Großereignis und 2016 kommt zur EM in Frankreich noch parallel das amerikanische Pendant Copa América dazu.

Damit dürfen sich Adidas, dessen größter US-Konkurrent Nike und der Wettbewerber Puma wirtschaftlich eigentlich bereits als Sieger fühlen, gäbe es nicht die Terrorgefahr.

Keiner der Beteiligten redet gerne darüber. Bei früheren EM-Turnieren hat die Uefa keine Versicherungen für Terrorfälle benötigt. Seit den Attentaten von Paris im vergangenen November sind die Prämien unbezahlbar geworden (Capital). Mehr kann der Verband, der für ein potenzielles Ausfallrisiko ohne Police dasteht, zu dem Thema nicht sagen. Auch die Assekuranzen schweigen Großes Risiko – hohe Prämien lautet die Devise der Versicherungsbranche.

Auch Adidas, das als Hauptsponsor den Spielball stellt und neun Teams im Rennen hat, will nicht über Gefahren reden. Man sei auf alle Eventualitäten vorbereitet, so eine Unternehmenssprecherin. Puma ist etwas redseliger. „Wir haben immer einen Plan B in der Schublade“, sagt die Firma. Das sei bei Veranstaltungen wie Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen immer so und gelte diesmal bei der EM besonders für Terrorgefahren. Immerhin sitzt der Puma-Großaktionär Kering in Frankreich. Man spiele im Vorfeld mehrere Szenarien durch, die Evakuierungen einschließen.

Klar ist, dass im Fall eines Anschlags die Werbemaschinerie nicht weiterlaufen kann, als wäre nichts gewesen. Fans dürften kaum noch Lust verspüren, das Trikot der DFB-Elf zu kaufen. Auch dem Handel sind die Risiken bewusst, aber erst einmal wenig zu bestellen, ist keine Lösung, weil man sonst Gefahr läuft, nicht mehr an begehrte Ware zu kommen.

Der Handel hat eigene Taktiken: Ein Verkäufer wirbt sogar damit, dass er den Kaufpreis für das Trikot erstatte, falls Deutschland die EM gewinnt.

In einem normalen EM-Jahr müssten die Verkäufe für Fußballartikel um ein Fünftel wachsen, weiß man bei Intersport. Das wären Mehreinnahmen von rund 150 Millionen Euro, da hierzulande etwa ein Zehntel des Sportartikelumsatzes von 7,4 Milliarden Euro auf Fußball-Produkte entfällt. Was diesmal passiert, kann der Handel aber derzeit nicht prognostizieren.

Nur auf sich zukommen lassen kann es mangels Terrorpolice auch die Uefa. Die Stadien sind ausverkauft. Unter den Erwartungen von 200 Millionen Euro an Einnahmen geblieben ist aber der Absatz edler Businesslogen mit bis zu 8.900,– Euro pro Ticket. Das habe mit strengeren Steuervorschriften, aber auch der „geopolitischen Situation“ zu tun, umschreibt ein Funktionär das Terrorrisiko.

Einen neuen Umsatzrekord von 1,9 Milliarden Euro soll die EM der Uefa dennoch bringen. Mit einer Milliarde Euro schlägt der Verkauf der Medienrechte zu Buche, eine halbe Milliarde Euro bringen die Ticketerlöse, weitere 400 Millionen Euro Sponsoring und Lizenzrechte. Beim Vorgängerturnier 2012 war es etwa die Hälfte. Am Ende kalkuliert die Uefa mit 150 Millionen Euro Reingewinn (Frankfurter Rundschau).

Hauptsponsor Adidas will Mitte Juni den eigenen EM-Effekt genau beziffern. Vorausgesetzt, alles bleibt friedlich, könnte dem Konzern seine schwerste Prüfung ohnehin erst nach dem Finale in Paris drohen. Denn erst nach dem Turnier will der DFB nach entscheiden, ob der 2018 auslaufende Ausrüstervertrag mit Adidas verlängert wird. Mit 25 Millionen Euro jährlich ist dieser bislang dotiert. Konkurrent Nike soll 60 bis 70 Millionen Euro geboten haben. Mit welcher Gegenofferte Adidas beim DFB am Ball bleiben will, ist geheim. „Wettbewerbsfähig“, heißt es offiziell nur.

So sorgt das Turnier und sein Umfeld für ein Ausmaß an Anspannung, auf das man gerne verzichten würde. Das betrifft vor allem die Terrorgefahren.

Hoffen wir, dass alles gutgeht! Darin dürften sich alle einig sein.