Leute, lasst uns ein wenig philosophieren … Ist es Euch eigentlich aufgefallen, dass wir ständig nach Regeln leben? Leben müssen, sollen? So weit, so gut! Eine Gemeinschaft braucht Regeln, das Zusammenleben verschiedener Individuen muss in geordnete Bahnen gelenkt werden, damit alle miteinander können. Die Angst vor dem Chaos, der Anarchie, steckt tief in uns. Und das nutzen manche aus, um uns immer mehr Regeln aufzuoktroyieren. Unser Gehege der Freiheit wird immer enger. Und das hängt nicht ausschließlich damit zusammen, dass wir mit unserer Gattung immer mehr werden. Nein, früher begegnete man sich mit Anstand und Respekt. Das hat zwar die Regeln nicht ganz überflüssig gemacht, aber das Bedürfnis nach jenen erheblich reduziert. Was sich gehörte, das wusste man! Heute wissen viele nicht mehr, mit diesen Begriffen etwas anzufangen respektive, wie man diese richtig schreibt. Selbst schuld, dass uns die Gesetzes- und Verordnungswelle überrollt! Aber was erzähle ich da … Sagt mal, habt Ihr schon gemerkt, dass die Frage nach dem Sinn der Dinge, die wir tun, wie wir uns verhalten, was wir denken und so weiter nicht erwünscht, unangenehm oder gar verboten ist?! Geht es doch los mit: „Das sagt man aber nicht!“ und „Das darfst Du nicht machen!“, so zum Beispiel endet es mit der Tatsache, dass man als erwachsener Mensch gewisse Dinge nicht mehr denkt. „Geistiger Maulkorb“ sozusagen! Aber das Wort „Maulkorb“ ist hier gar nicht richtig, habt Ihr gleich bemerkt. „Maul“ heißt „Mund“, und der hat etwas mit Sprechen zu tun. Aber wir sollen ja gewisse Dinge nicht denken! Ganz zu schweigen, jene auszusprechen. Aber hier zeigt sich das Problem schon: Es gibt kein Wort für einen Maulkorb des Denkens, analog der Tatsache, dass es kein Wort für „Nicht mehr durstig“ gibt. Nein, „satt“ ist es nicht! Das war das mit dem Hunger. In gewisse Ebenen sollen wir nicht hineindenken, den Sinn hinterfragen. Sonst würde das Volk zu kritisch und damit nicht mehr regierbar oder lenkbar. In Kindergarten und Schule werden uns schon gewisse Denkschemata anerzogen, werden wir auf den Weg und zu dem Ziel gebracht, ein guter Staatsbürger oder eine gute Staatsbürgerin zu werden. Mit wie viel Stolz hielten wir die Abschlusszeugnisse in den Händen … Dann in Berufsschule, Kolleg oder Universität geht das munter weiter. Wie lange hatte die Menschheit und vor allem die Kirche gebraucht, die Errungenschaften der Wissenschaft anzuerkennen, anzuerkennen als im Einklang mit Gottes Schöpfung. Wie viele Menschen sind aus Verbohrtheit auf Scheiterhaufen verbrannt worden?! Ein eindeutiger Verdienst der Renaissance! Die Wissenschaft als der Befreier aus kirchlichen Zwängen. Die Kirche verliert an Bedeutung und Anhängern, immer mehr hängen der Überzeugung an, dass nur das existiert, was man greifen kann, was wissenschaftlich erklärbar und erforscht ist. Wissenschaft als moderner Gott?! Nach Artikel 5 Absatz 3 Grundgesetz sind Wissenschaft, Forschung und Lehre frei. Was gibt es Schöneres, als endlich frei denken zu können?! Aber auch hier gibt es Regeln. Aristoteles, der Erfinder der Logik in Europa. Die aristotelisch-scholastische Form! Es gibt mehrere. Die Logik ist Grundlage unserer Wissenschaft, einem über tausend Jahre alten Gedankengebäude. Wir sind von diesem Gebäude überzeugt, glauben daran. Mit diesem wird die Grundlage unseres Lebens erklärt. Das muss reichen! Weitere Fragen erübrigen sich … Stört doch keinen, dass die Umstände im Weltall in vielerlei Hinsicht den Gesetzen der Logik widersprechen. Das wissen die in Asien lebenden Menschen schon seit Tausenden von Jahren. Das interessiert uns aber nicht. Was nicht den Gesetzen der Logik entspricht ist „unlogisch“, und wenn es da im Weltall nicht mit rechten Dingen, also nicht logisch zugeht, dann ist das unlogisch und eben nicht wahr. Wie sonst erklären sich die ganzen Verschwörungstheorien?! Da kommen Leute, die behaupten, das sei alles ganz anders als man in der Schule gelernt hat?! Was soll das denn?! Dafür haben wir die vielen Jahre die Schulbank gedrückt, dass jetzt irgendwer daherkommt, und das Gegenteil behauptet?! Nein, also komm! So nicht! Und das hat ja mit der Freiheit von Wissenschaft und Forschung nichts zu tun. Die sind frei und das mit den Verschwörungstheorien ist ja nicht wahr. Deshalb ist eigentlich alles in Ordnung. Alles wird schon seinen Sinn haben. Warum sich den Kopf darüber zerbrechen?! Also: im Kokon der Regeln lässt sich´s gut leben. Immer am Zaun entlang und nicht nach dem Sinn fragen. Alles ist gut, verehrte Bürgerinnen und Bürger! In diesem Sinne: Bis demnächst!

© Thomas Dietsch

 

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