Liebe Diplomatie-Anwärter,

auch ich war einmal eine emotionale Dampfwalze! Meine Wut drückte ich laut und gewaltsam aus und zahlreiche Teller oder Gläser hatten das Pierre MathiasNachsehen. Das Resultat: meine Mutter sah mich an und lachte! Ende der Durchsage! Was ich erreichen wollte, zerfloss in Banalitäten und es blieb mit nichts anders übrig, als die Scherben aufzuheben und mit meinem Taschengeld Ersatz zu kaufen. Ab diesem Augenblick merkte ich, dass dies nicht die richtige Methode ist, um etwas zu erreichen und auch im Berufsleben hat mir die Wut eher geschadet. Was bedeutet das? Soll man sich wie Lämmer benehmen und alles schlucken? Keineswegs! Man soll analysieren, welcher Weg der Beste ist, um seinen Willen durchzusetzen und welche Konzessionen annehmbar sind. Das ist in der Politik Alltag. Es ist schon richtig, dass Meinungen geäußert werden – auch manchmal mit einem gewissen Nachdruck. Die Forderungen müssen dabei aber höher sein, als das Erwartete. Nur so kann man Nachgeben. Der Gegner fühlt sich geschmeichelt, aber in Wahrheit hat er nichts erreicht. Ein Balanceakt der feinsten Gattung. Um ein guter Diplomat zu sein, muss man sich beherrschen können, denn nur als guter Schauspieler ist es möglich, seine Gefühle zu verbergen. Jeder, der sich in einer heiklen Situation befindet, muss seine Ziele definieren und den Weg ermitteln, um diesen zu erlangen. Die Sprache der Diplomaten kann preziös und unnatürlich erscheinen, aber sie ist die einzige Waffe, um Angriffe abzuwenden. Gegen Höflichkeit ist es sehr schwierig, an zu kommen. Jede unpassende Äußerung landet vor einer Gummiwand. Menschen, die so agieren, werden gefürchtet, weil man nicht erfährt, was sie wirklich meinen. Je mehr Druck ausgeübt wird, desto subtiler die Abwehr. Ein wenig wie im Kampfsport, wo der Angreifer durch seine eigene Kraft auf dem Boden landet. Ich gebe zu, dass Diplomaten mich zur Glut bringen können, aber ich muss mit ihnen rechnen und das zwingt mich, ihre Methoden anzuwenden.

Es wird heiter, wenn zwei Diplomaten sich gegenüber sitzen. Ich bin bei Genf aufgewachsen und kannte im Umfeld meiner Eltern zahlreiche UNO-Beamten, die diese Zurückhaltung meisterlich beherrschten. Immer wieder berichteten sie, ohne Geheimnisse zu verraten, wie Verhandlungen vor sich gingen. Wir waren voll im kalten Krieg und die Sowjets versuchten immer wieder mit der Brechstange voran zu kommen. Sie wurden freundlich zurückgewiesen, das auf die feine Art. Man nannte sich schon beim Vornamen, manchmal war das „du“ auch von der Partie, aber das hatte nichts zu bedeuten, wenn es um die Sache ging. Diplomaten genießen das Rollenspiel ganz speziell und wie bei der Polizei, gibt es auch hier Böse und Gutmütige – ein Pingpong der Dialektik. Ein Schachspiel, bei dem sich jeder beobachtet fühlt und einige Züge im Voraus denken. So gesehen haben wir es mit den Diplomaten keineswegs mit neutralen Gestalten zu tun, im Gegenteil. Sie vertreten eine Meinung ohne sie klar auszudrücken, man muss sie spüren!

//pm

Link zum Thema Diplomatie:

http://de.wikipedia.org/wiki/Diplomatie

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