Er war intelligent, belesen und theologisch gebildet, aber auch jähzornig und
argwöhnisch. Am 16. Januar 1547 nach dem Julianischen Kalender ließ sich der
16-jährige Großfürst von seinem väterlichen Mentor, dem Moskauer Metropoliten
Makárij, in der Mariä-Himmelfahrts-Kathedrale des Moskauer Kreml zum ersten
„Zaren der ganzen Rus“ – des russischen Reiches – krönen.
Der Mann hieß Iwan der Schreckliche. Lange vorbei … Vielleicht auch nicht! Schaut
man heute gen Osten, kommt einem manches bekannt vor. Für Präsident Putin ist der
Zusammenbruch der Sowjetunion die größte denkbare Katastrophe für die russischen
Interessen gewesen. Er arbeitet heute an der Restitution des „russischen Reichs“ ….
Mit Putins Russland gibt es nichts zu verhandeln. Mit der Pistole an der Schläfe sollte
man sich nicht zum Verhandlungstisch führen lassen. Putin ließ 110.000 Soldaten (deutschlandfunk.de) an der Grenze zur Ukraine aufmarschieren, was eine unverhohlene Drohung mit einer militärischen Invasion
war. Dann legte er dem amerikanischen Präsidenten mit ultimativer Geste einen
Vertragsentwurf vor, der eine Rückkehr zur internationalen Ordnung des Kalten
Krieges wäre: Rückzug von Truppen und Material der NATO aus 14 ost- und
mitteleuropäischen Ländern, eine Zusage, die NATO nicht weiter auszudehnen, also
keine NATO-Mitgliedschaft für die Ukraine, Schweden oder Finnland.
Und, das ist die größte Chuzpe: Putin fordert den Abzug der wenigen amerikanischen
Atombomben, die es in Europa noch gibt, obwohl er selbst vertragswidrig neue
nuklearfähige Hyperschallraketen an der russischen Westgrenze stationiert hat.
In der Regel bezichtigt der russische Präsident seine Gegner genau der Dinge, die er
selber tut.
Die NATO hat angekündigt, dass ein Überfall auf die Ukraine „ernsthafte Konsequenzen“ haben werde. Wie diese im Einzelnen aussehen könnten, äußerte sich das Bündnis nicht. Als sicher gelten weitere Sanktionen, sehr wahrscheinlich würde es einen Ausschluss Russlands aus dem internationalen Zahlungssystem Swift und
weitere Wirtschaftssanktionen geben. Über mögliche militärische Reaktion der NATO ist nichts bekannt, es wird jedoch mit weiteren Waffenlieferungen an die Ukraine gerechnet.
Wirtschaftssanktionen – geschickt eingesetzt – können Russland treffen. Russland ist
kein Global Player mehr. International rangiert das Land mit der Wirtschaftskraft,
nach seinem Bruttoinlandsprodukt beurteilt, auf Rang 11 der Weltliste (wikipedia.org).
Dies ist eindeutig hinter den Vereinigten Staaten und der Volksrepublik China als den
beiden Erstplatzierten. Russland rangiert mit seiner Wirtschaftskraft knapp vor dem Bundesstaat New York
und eindeutig hinter Italien (wikipedia.org). Mit der klaren Haltung, im Falle des Falles auch härteste Sanktionen zu ergreifen, muss jetzt sehr ernsthaft über eine tragfähige Sicherheitsarchitektur für Europa und
über Rüstungskontrollabkommen verhandelt werden. Statt Raketen und Reden heißt „der heutige Doppelbeschluss“ (handelsblatt.com): Verhandlungen – und Sanktionen, sollten sie scheitern. Nach letzterem sieht es leider aus …