Der Winter ist noch nicht vorbei und trotz aktuell milder Temperaturen stehen für
viele Deutsche noch einige Wochen des Heizens an. Die Füllstände der deutschen
Gasspeicher sind dabei so niedrig wie noch nie – gleichzeitig geht der Gaspreis durch
die Decke.
Russland ist zwar nicht der einzige Gaslieferant, aber der größte. 2020 kamen laut
einem Bericht von Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt gut zwei Drittel des nach
Deutschland importierten Gases aus Russland (t-online.de). Gut 20 Prozent entfielen
auf Norwegen, knapp 12 Prozent auf die Niederlande. In Deutschland selbst
gefördertes Gas machte 5 Prozent aus.
Der russische Staatskonzern Gazprom betreibt zudem über eine Tochtergesellschaft
zwei Gasspeicher in Deutschland. An den russischen Gasimporten hängt ein
beträchtlicher Teil der deutschen Versorgung. So teilte Gazprom mit, dass sie
Rekordmengen nach China exportierten. An den Märkten wurde das als klares Signal
verstanden, dass sich Russland von Europa als großem Abnehmer unabhängig
machen will. Der Gaspreis stieg daraufhin deutlich an.
Sollte der Konflikt um die Ostukraine eskalieren, könnte das den Gasfluss aus
Russland nach Deutschland bedrohen. Zum einen, da der Westen bereits Sanktionen
angedroht hat, was dann auch die stark ausgelastete Pipeline Nord Stream 1 beträfe;
zudem befürchten die Betreiber der Pipelines in der Ukraine, dass ihre Leitungen im
Kriegsfall gezielt angegriffen würden.
Bundeswirtschaftsminister Habeck hat jetzt erkannt, dass wir zu abhängig sind von
russischen Gaslieferungen und will die Versorgung diversifizieren. Bereits der
damalig US-Präsident hat vor allem die Deutschen angemahnt, man solle sich
unabhängiger von russischem Gas machen. Seinerzeit wollte niemand auf ihn hören …
Sollte noch eine Kältewelle kommen, kann es für die Deutschen im buchstäblichen
Sinne kalt und teuer werden.
Die Krise zwischen Russland und der Ukraine könnte ernste Konsequenzen haben,
wenn er in einen offenen Konflikt bzw. Krieg ausbricht. Nicht nur militärisch und
politisch. Auch für den europäischen Energiemarkt könnte es düster aussehen. Denn
wenn Russlands Präsident Wladimir Putin als Folge möglicher Sanktionen Europa
den Gashahn zudreht, stünden einige Länder in der Europäischen Union nicht gut da.
Das Erdgas ist für Putin ein gutes politischen Druckmittel. Denn Europa ist abhängig
von russischem Gas. „Das bedeutet, dass wir Russland ein Instrument an die Hand
gegeben haben, mit dem einige der am stärksten gefährdeten und verletzlichsten
Gruppen in Europa angegriffen werden können“ (Anders Overvad, Chefanalytiker des
dänischen Think Tanks Europa). Nicht zuletzt engagieren sich die USA für die Versorgungssicherheit der EU deshalb so stark, weil sie die Abhängigkeit Europas von russischen Energieimporten als
Hindernis bei den Verhandlungen mit den Europäern über abschreckende
Sanktionsdrohungen gegen Moskau ausgemacht haben (handelsblatt.com). Je
abhängiger einzelne EU-Staaten von russischen Erdgaslieferungen sind, desto geringer ist die Bereitschaft, entschlossen auf einen russischen Angriff auf die Ukraine zu reagieren.

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