Er spielt in fast allen US-amerikanischen Filmen eine wichtige Nebenrolle. Der einsame Star: der Greyhound-Bus!
Das amerikanischste aller Verkehrsmittel ist nämlich nicht das Auto. Es ist nicht das Flugzeug und schon gar nicht die Eisenbahn, sondern der Bus. Fernbusse haben in den Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts erst Mobilität für alle möglich gemacht – lange, bevor sich die Mittelschicht Autos leisten konnte. Einige der besten Filmszenen, die sich Hollywood ausgedacht hat, haben mit Bussen zu tun. Vor allem für junge Amerikaner war und ist der Bus das Verkehrsmittel der Wahl.
Die Geschichte von Greyhound begann mit einem schwedischen Einwanderer namens Carl Eric Wickman (wikipedia.org). Der hatte 1905 zunächst Arbeit in einem Erzbergwerk in Alice (Bundesstaat Minnesota) gefunden, wurde aber 1914 entlassen. Zusammen mit zwei anderen Schweden versuchte er sich daraufhin in einem völlig neuen Gewerbe – er gründete im nahen Hibbing eine Auto-Niederlassung. Doch das Geschäft lief schlecht, Wickman blieb auf seinen Autos sitzen. Darunter war ein siebensitziges Hupmobile, Wagen dieser Marke wurden von 1909 bis 1940 in Detroit gebaut.
In der Not änderte Wickman sein Geschäftsmodell: Er richtete einen Mitfahrdienst für Bergarbeiter ein. Für den Trip von Hibbing zum Bergwerk in Alice verlangte er 15 Cent. Für die Arbeiter war die Autofahrt eine riesige Erleichterung, die Geschäftsidee schlug ein. Wickman verkaufte seine Tickets daher nicht mehr nur an Bergarbeiter, sondern an jeden. 1918 besaß seine „Mesaba Transportation Company“ bereits 18 Busse (sueddeutsche.de, 19.10.2014).
Mit wechselnden Eigentümern hat das Unternehmen bis in die neuere Zeit überlebt, hat sein Streckennetz gar auf den Nachbarstaat Kanada erweitert.
Unter dem Druck der Konkurrenz anderer Busanbieter und der Eisenbahn kam das Unternehmen in Kanada in Bedrängnis. Die Corona-Pandemie versetzte ihm den Todesstoß.
Bereits im Mai diesen Jahres stellte das Unternehmen die letzte kanadische Route ein.
In den USA war es bisher der Wettbewerb mit den Billig-Airlines, der gehörigen Druck auf die Busse ausübte. Auch hier sah es mit dem Fortbestand des Traditionsunternehmens mau aus.
Flixbus macht jetzt ein Schnäppchen – Der Wettbewerber sichert sich für 46 Millionen Dollar die US-Ikone.
Fernbusse hätten eine „hervorragende Umweltbilanz“. Der Verkehrsträger werde für eine nachhaltige Mobilitätswende weltweit entscheidend sein, begründete Flixmobility – der Flixbus-Betreiber – seine Expansionspläne. Menschen in ganz Nordamerika wünschten sich völlig zu Recht erschwingliche und nachhaltige Reisealternativen zum privaten Auto (t-online.de).
Trotz des Niedergangs einer Ikone werden Busreisen für junge Leute ein Stück Lebensgefühl bleiben. Greyhound war auch in den wirtschaftlich schlimmsten Zeiten integraler Bestandteil der amerikanischen Popkultur. In ihrem Lied „America“ aus 1968 sangen Simon and Garfunkel von einem Liebespaar, das im Greyhound durch das Land fährt, raucht (das durfte man früher im Bus), liest und die vorbeifahrenden Autos zählt.
Was wollen die beiden jungen Leute? Die Seele ihres Landes finden – „to look for America“.
Das Lebensgefühl wird auch in Zukunft bleiben – aber es wird ihn zukünftig nicht mehr geben, den Greyhound! Das wird nicht mehr das Gleiche sein.
Adios! Thanks for so many years …