Wenn es um die Geschäftsinteressen des Verbandes geht, ist die Europäische Fußball-Union UEFA nicht zimperlich beim Eingriff ins Hoheitsgebiet souveräner Staaten. Dann dürfen gerne auch die Quarantäne-Regeln für Fußball-Funktionäre und Inhaber von Sponsoren-Tickets außer Kraft gesetzt werden. Ein Stadion in Regenbogenfarben hingegen will die UEFA Viktor Orbán nicht zumuten.
Mögen die bunten Scheinwerfer in der Münchner Arena ausgeschaltet bleiben, leuchten sie um so greller auf das skandalöse Gesetz seiner Regierung, das ohne die Debatte unter Europas Radar geblieben wäre. Die Empörung über die UEFA-Entscheidung hat erst sichtbar gemacht, wogegen jetzt sogar die EU-Kommission vorgehen will. Dafür muss man München und der UEFA dankbar sein.
Die Europäische Fußball-Union (Uefa) hatte auch Ermittlungen, ob Nationaltorwart Manuel Neuer seine Regenbogen-Kapitänsbinde weiter tragen darf, eingestellt. Das teilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) bei Twitter mit. „In dem Schreiben wird die Regenbogenbinde als Zeichen der Mannschaft für Vielfalt und damit für good cause bewertet“ (SPON).
Die EM-Trikots der ukrainischen Nationalmannschaft sorgen für hitzige Debatten. Die von Russland beanstandete Abbildung der Krim darf zwar weiter auf den Hemden bleiben, dafür fordert die UEFA eine andere Änderung bei den Jerseys.
Die UEFA hat das in Russland umstrittene EM-Trikot der Ukraine weitgehend genehmigt – aber auch eine Änderung gefordert. Auf den gelb-blauen Hemden ist eine Silhouette des Landes mit der von Russland annektierten ukrainischen Krim abgebildet. Der Konflikt um die Schwarzmeer-Halbinsel schwelt zwischen beiden Nationen seit 2014. Von der UEFA hieß es zu den Trikots am Donnerstag: „In Anbetracht der Tatsache, dass die Resolution 68/262 der Generalversammlung der Vereinten Nationen, die von den Mitgliedsstaaten weitgehend angenommen wurde, die territorialen Grenzen als grob durch das Design dargestellt anerkennt, verlangt die UEFA keine Änderungen dieses Designelements“ (sportbuzzer.de, 10.06.2021).
Es ist ein schwieriges Terrain, auf dem sich die UEFA bewegt, zumal Russland im europäischen Fußball über viel Einfluss verfügt, nicht zuletzt über das Sponsoring des staatlich kontrollierten Energieunternehmens Gasprom. Ganz grundsätzlich untersagen die Statuten der UEFA, dass auf den Trikots von Teilnehmern politische Motive zu sehen sind. Aber nun ist die entscheidende Frage, was alles als politisches Motiv einzustufen ist.
Nehmen wir den Schlachtruf: „Ruhm der Ukraine, unseren Helden Ruhm“ ist seit 2018 der offizielle Schlachtruf der ukrainischen Polizei und des ukrainischen Militärs. Einige Jahre vorher war dies die Losung der protestierenden Menschen auf dem Kiewer Maidan gewesen, die sich zur Revolution gegen das Regime zusammenfanden. Mit dieser Zeit wird die Formel besonders verbunden. Zugleich hat sie aber auch noch eine zweite Vorgeschichte, weil sie in den Dreißiger- und Vierzigerjahren auch von einer Gruppe ukrainischer Nationalisten genutzt wurde, die zudem zeitweise mit den Nationalsozialisten kollaborierte.
Das Bild ist erschreckend!
Ist es nicht Aufgabe der UEFA, modernen Fußball zu fördern, diesem ein Terrain zu bieten?!
Stattdessen schert man sich doch viel um die gestrigen Ansichten verkrusteter Oligarchen.
Cui bono?!
Es bleibt ein bitterer Beigeschmack: Geld regiert die Welt!