Liebe Jäger, Pierre Mathias

ob wir es wollen oder nicht, dahoam is dahoam! Das behaupten selbst die Hirsche, die sich von euch Deppen abknallen lassen. Sie sind selbst stolz, einen Dienst für die Heimat zu leisten und was wäre eine bayerische Kneipe ohne ihre Hörner als Trophäe? Nein, ich meine nicht die ganze Schar von Gehörnten, aber das ist nicht das Thema. Ich möchte hier meinen Beitrag zum Patriotismus leisten, in dem ich laut und stark behaupte, dass wir die Besten sind, auch was unsere Schwänze angeht. Das gehört auch zur Vaterlandsliebe! Wenn wir nicht anständig poppen würden, gäbe es nur Ausländer! Für sie ist unser dahoam nicht ihres… keine Widerrede! Sie haben in unserem Revier nichts zu suchen! Was würdet ihr sagen, wenn in unseren Wäldern Tiger oder Kamele herumgeistern würden? Ihr würdet das bekloppt finden. Halt, ihr könnt mir keinen Ausländerhass vorwerfen! Das könnt ihr mir nicht anhängen! Einmal im Jahr lasse ich die Puppen beim Ballermann tanzen. Den Duft der großen weiten Welt braucht man um die Heimat besser zu lieben, nicht wahr? Prosit!

Solche Reden sind an vielen Stammtischen zu hören, liebe Jäger. Sie sind Ausdruck eines falsch verstandenen Patriotismus und führen zur Intoleranz und das bedeutet, dass einen Teil der Bevölkerung als Freiwild freigegeben wird. So haben die Mörder der NSU diese Sprüche aufgenommen und dann ausgeführt. Ich möchte damit sagen, dass auch ihr die Schuld mittragt und ja, das habt ihr richtig verstanden – Worte können töten, darüber solltet ihr nachdenken! Die Heimat wird dann schnell zum Alptraum, weil sie durch den Hass pervertiert wird und das ist unerträglich, Begriffe werden somit zur Makulatur! Es ist eine ganz natürliche Sache, wenn das Land, in dem man aufgewachsen ist, in dem Familie und Freunde leben, zum Inbegriff des Wohles wird, aber das bedeutet nicht Aggressivität – im Gegenteil! Leider spielt sich das nicht so ab, Liebe verwandelt sich in Fanatismus und der wiederum beschmutzt alles. „Dahoam“ ist aber keine Hölle für Gäste aus anderen „dahoam is dahoam“. Habt ihr schon etwas von Gastfreundschaft gehört?

Nein, ich dämonisiere keineswegs den Begriff „dahoam“, ich möchte ihm nur seinen richtigen Wert geben. Für mich persönlich ist die Heimat, der Ort, in dem ich mich wohl befinde und ich trage sie in mir und siehe da, sie reist mit. Sie ist für mich wie ein Kompass, der mir immer wieder die Richtung zeigt. Sie ist für mich eine geistige Haltung, kein geografisches Merkmal und dank ihr, treffe ich immer wieder andere Menschen, mit denen ich mich verwandt fühle, egal aus welcher Kultur sie stammen. Deswegen ist mir ein Revier zu restriktiv. Tut mir leid, liebe Jäger, dort würde ich ersticken, so schön es auch sein mag. Wenn ihr das nicht kapiert, fragt die Hirsche, sie wissen schon was ich meine!

//pm

Link zum Begriff Heimat:

http://de.wikipedia.org/wiki/Heimat

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