„Made in Germany“, das Premium Gütesiegel auf der Welt? Statistiken zeigen, dass in Russland be-dirndl-te Damen von Plakaten lächeln und alles, was Deutsch ist, hoch im Kurs steht und seinen Glanz n o c h nicht verloren hat. Dennoch wollen die Menschen für diese High Class-Qualität nicht mehr so viel Geld ausgeben und empfinden die Produkte schlichtweg als zu teuer.
Deutschland, das Land der Dichter und Denker? Es war einmal. Mich erinnert es zunehmend mehr an das Land der Neider und Dummschwätzer, die sich für mich nicht wirklich nachvollziehbar damit rühmen, Deutsch zu sein. Was ist daran so besonders? Wir sind Menschen aus einem Teil Europas und haben ebenso eine Geschichte, ebenso gute wie schlechte Vergangenheiten, ebenso gute und schlechte Leute, ebenso politische, wie wirtschaftliche Interessen, ebenso genauso viel oder wenig zu kacken wie andere auch.
Ich verstehe Deutschland nicht. Mag es daran liegen, dass ich kein Nationalitätsbewusstsein habe und ich mich einfach als Mensch inmitten von Menschen empfinde. Ich bin einfach ein Mensch, der hier nun mal in diesem Land auf die Welt gekommen ist, ebenso hätte es auch genauso gut woanders sein können. Und eigentlich finde ich es schade, dass es so ist, denn ich bin nicht wirklich Deutsch und ich fühle mich nicht Deutsch. Der eine Teil meiner Familie ist französisch mit Zigeunerwurzeln, der andere ist Polnisch und ich bin ein Gengemisch aus Lagerfeuer, Champagner und Bauernbrot mit Schinken. Tja, bis heute kenne ich meine wirklichen Wurzeln nicht, es gibt keinen Stammbaum, keine Erinnerungsstücke, nur meine Geburtsurkunde und eine Erwähnung, wer mein Vater, meine Mutter, meine Oma und mein Opa väterlicherseits waren. Der Rest ist mir fremd und alle Recherchen haben bis heute keine neuen Erkenntnisse gebracht. Spielt auch keine Rolle, denn als Mensch fragt man nicht nach dem Land und man fragt nicht, welches Blut in den Adern fließt – Hauptsache, es fließt.
Deutschland ist nicht mein Land und doch ist es meine Heimat, die ich nicht habe und nicht empfinde. Umso schlimmer ist es, dass man täglich engstirnigen und einfältigen Menschen begegnet, die diskriminierend gegenüber anderen Nationen sind oder – gnadenlos verwerflich – das sich wieder erneut zusammen rottende Mistvolk der brauen Springerstiefel-Glatzen, die in ihrem Dreckssumpf untergehen sollten. Sie haben nichts verstanden von der Welt in der nur eines zählt: Mensch zu sein.
Ich verstehe die faden Blondinen nicht, die sich – jeglichen Anstand vergessend – virtuell räkeln und viel Zeit investieren, damit man sie bemerkt und hofiert. Ich verstehe meinen Nachbarn nicht, der sein Nebenan anpflaumt, weil der Efeu sein Haus mit-berankt. Ich verstehe die Nagelstudio-Tante nicht, die ewig über ihren Job meckert und nicht alles hinschmeißt, wenn es doch so Scheiße ist. Ich verstehe meinen Ex nicht, der genauso verblödet durch´s Netz zappelt, wie er dies früher vehement ablehnte. Ich verstehe die Radiosender nicht, die täglich den gleichen Pop-Quatsch spielen, der schon tausend Mal auf allen anderen Sendern lief. Ich verstehe das Geltungsbedürfnis nicht, das hier in meinem kleinen Nest ans Tageslicht kommt und ich verstehe diese Balken nicht, die vor den Köpfen der Deutschen sind. Ist es woanders auch so schlimm? Ich sage mal „nein“, denn ich habe lange im Süden Europas gelebt und so viel Borniertheit und falsche Selbsteinschätzung ist mir woanders nicht begegnet. Ein Hoch auf das Vermischen der Kulturen, damit mal frischer Wind ins Volk kommt und der philiströse, dogmatische, deutsche Schwachsinn aufhört.
© Petra M. Jansen