vorige Woche war beim NSU-Prozess eine Zeugin vorgeführt worden, um einige Worte über ihre damalige Nachbarin Beate Zschäpe zu verlieren. Was heraus kam, war die Behauptung, dass alles ganz normal gewesen sei, wie sich das in einer Hausgemeinschaft gehört. Über den Begriff normal lässt sich streiten. Adolf Hitler fand es sicherlich ganz normal Juden zu töten und dann zu verbrennen und der liebe nordkoreanische Präsident Kim Jong Un fand es normal, seinen Onkel hinrichten zu lassen. Es ist auch für den Mörder normal, wenn er in einem Wutanfall den Liebhaber seiner Alten hinrichtet. Wie ihr seht, liebe Bundesbürger, alles lässt sich ganz gut zurechtbiegen. Vielleicht würden wir ohne „Normalität“ völlig durchdrehen und wenn sie nicht vorhanden ist, erlassen wir Dekrete, in denen wir die Abnormität zur Normalität deklarieren! So läuft es auch in der Politik und wir Idioten betrachten das, als die Wahrheit. Millionen Tote waren und sind weiterhin die bittere Bescherung.
Heuer feiern wir das hundertjährige Jubiläum des Beginns des 1. Weltkrieges. Auch hier verlief alles normal, da Gott mit uns allen war, egal ob Feind oder Freund! Also keine Schuldigen, da diese entsetzliche Normalität für jede Kriegspartei als solche betrachtet wurde. „Wir haben ein Recht uns zu verteidigen!“. Das sagt jeder, aber wie sieht es in der Realität aus? Das kommt drauf an, aus welchem Winkel man das Geschehen betrachtet. Es ist viel leichter das Ganze flach zu bügeln, um dann zu behaupten, dass Kriege menschlich sind und dass sie zu unserem Wesen gehören. Kurzum, dass sie normal sind, damit kann ich nichts anfangen und daher der Verdacht, dass ich anormal bin, dass ich in die Klapsmühle gehöre! Dort verbringen Wesen oft Monate oder Jahre, weil sie sich mit der Normalität der Gesellschaft nicht abfinden können und dadurch krank werden – ein hartes Schicksal für all diejenigen, die mehr Einblick haben.
Es ist ein Mittel der Intoleranz, Menschen als nicht normal zu betrachten und sie deswegen einzukerkern. Die Gulags waren solche therapeutischen Stellen, in denen die „Kranken“ gesund gefoltert wurden. Eine ganz normale Sache! Es ging doch hier um das Wohl jeder Einzelnen und auch die Hinrichtung ist ein normales Ding. Jemanden aus seinen Ängsten zu befreien ist ein Akt der Menschlichkeit, ein normaler Dienst! Jeder Philanthrop kann da nur mit dem Kopf nicken und lautstark behaupten, dass der letzte Schlaf der tiefste ist und wenn man Dusel hat, befriedigen uns eine Menge Jungfrauen. Ganz normal im Leben eines Mannes, für den die Erektion ein tagtäglicher Vorgang ist… wo war ich stecken geblieben? Beim NSU-Prozess in München. Auch hier hat man es mit ganz normalen Menschen zu tun, oder?
//pm
Link zum Thema Alles ganz normal in Zwickau:
www.sueddeutsche.de/politik/zeugin-im-nsu-prozess-alles-ganz-normal-in-zwickau-1.1879010