Ein Plagiat liegt vor, wenn „Texte Dritter ganz oder teilweise, wörtlich oder nahezu wörtlich übernommen und als eigene wissenschaftliche Leistung ausgegeben werden. Ein solches Vorgehen widerspricht nicht nur guter wissenschaftlicher Praxis, es ist auch eine Form des geistigen Diebstahls und damit eine Verletzung des Urheberrechts“ (Resolution des Deutschen Hochschulverbandes vom 17. Juli 2002).
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) hat im Zuge der Plagiatsaffaire um ihre Doktorarbeit erklärt, dass sie künftig auf ihren Titel verzichtet. Das teilte Giffey dem Präsidenten der Freien Universität Berlin, Günter Ziegler, am Freitag mit. Die FU bestätigte auf Tagesspiegel-Anfrage, das Schreiben von Giffey erhalten und „zur Kenntnis genommen“ (stern.de) zu haben.
Öffentlich machte die Plagiatsfälle unter anderem die Internet-Plattform „VroniPlag Wiki“ – die schon Plagiate in den Arbeiten der FDP-Politiker Silvana Koch-Mehrin, Jorgo Chatzimarkakis und Margarita Mathiopoulos – allen wurden die Titel entzogen – dokumentierte und aus deren Mitte auch derjenige stammt, der die Plagiate Schavans seinerzeit als Erster publizierte. Die Aktivisten von „VroniPlag Wiki“ sind die bekanntesten unter den Plagiatssuchern.
Welche Personen hinter der Plattform stecken, ist weniger klar als die Fälle, die sie aufspüren. Schon der Name des Portals lässt keinen Rückschluss auf die Mitwirkenden zu.
Die Frage muss wirklich lauten: Wer wirft hier diversen Leuten Plagiate vor? Die Vorgehensweise mag legitim sein. Aber: Was qualifiziert die Plagiatssucher? Sind es gar Studienabbrecher? Eine Neidkampagne?
Warum diese Häufung von Fällen? „Copy and Paste“ ohne Zitat ist nicht ok (s.o.). Man muss sich aber fragen, wie hochdotierte Menschen, Professoren/-innen, u. U. über Jahre eine Doktorarbeit betreuen, sichten und nach einer Prüfung die Titel verleihen und offensichtlich als Experten den Gedankenklau en masse nicht bemerken. Wie kann so etwas sein?
Bei jüngeren Politikern sind es gar unter Umständen die gleichen Doktorväter und -mütter, die einst die Arbeiten ihrer Schützlinge priesen und nunmehr auf diese verbal eindreschen. Man fasse sich an die eigene Nase!
Also: Cui bono?
Einer der am häufigsten vorgebrachten Vorwürfe richtet sich gegen das anonyme Vorgehen der Plagiatsjäger.
Kritik basiert weiterhin auf der Annahme einer fehlenden Rechtssicherheit gegenüber Plagiatsvorwürfen; es stelle sich die Frage der Verjährungsfristen (Hermann Horstkotte, zeit.de, 29.08.2011). Eine mangelnde Rechtssicherheit und entsprechende Verjährungsfristen werden von Gerichten jedoch verneint (u.a. Verwaltungsgericht Köln 6 K 2684/12 vom 06.12.2012). Weiter wird vorgebracht, u.a. VroniPlag sehe seine Zitierregeln als die einzig verbindlichen an und ignoriere, dass diese Regeln sich im Laufe der Zeit verändert hätten (wikipedia.org). Die Motivation wird verglichen mit dem „Idealismus von Rentnern, die Falschparker aufschreiben“ (Horstkotte, a.a.O.).
Doktoranden/-innen geben am Ende eine eidesstattliche Versicherung ab, u.a. mit dem Hinweis, die Arbeit selbst geschrieben zu haben, will heißen, es ist ihr Gedankengut.
Falsche eidesstattliche Versicherungen sind strafbar.
Plagiatsjagd: man kann Neid oder politische Motivation vermuten. Beweisen kann es nicht …
Vielleicht dient das Ganze doch der Wissenschaft.