Im Jahr 2018 hatte die Europäische Union eine Umfrage gestartet, an der sich EU-weit rund 4,6 Millionen Menschen beteiligten, drei Millionen davon aus Deutschland. Mehr als 80 Prozent der insgesamt Befragten waren für die Zeitumstellung.

Doch dann stimmte eine Mehrheit der Abgeordneten im EU-Parlament für die Abschaffung der Zeitumstellung ab 2021. Momentan liegt die Umsetzung auf Eis.  

Denn um die Zeitumstellung final abzuschaffen, müssten die Mitglieder im Rat der europäischen Union mehrheitlich dem Ende der Zeitumstellung zustimmen und jedes Land müsste dann noch entscheiden, ob es Sommer- oder Winterzeit permanent verwenden möchte. Das könnte dazu führen, dass in direkten Nachbarländern verschiedene Uhrzeiten gelten. 

Gerade hier konnten sich die Politiker nicht auf eine Lösung einigen.

Die Sommerzeit war 1980 in Deutschland eingeführt worden. Das Vorstellen der Uhr im Frühjahr sollte zum Energiesparen in der hellen Jahreszeit beitragen. Das hatte allerdings de facto kaum Effekte. Zudem macht der Wechsel zwischen Normal- und Sommerzeit manchen Menschen körperlich zu schaffen. Oder anders ausgedrückt: Erklären Sie doch mal im Stall einer Kuh bei Umstellung von Winter- auf Sommerzeit, dass in nächster Zeit eine Stunde früher gemolken wird …

Mit der Uhrumstellung jetzt im Herbst wird wieder auf die eigentliche Normalzeit zurückgestellt. Eingeführt wurde die Sommerzeit als Antwort auf die Ölkrise Mitte der 1970er-Jahre (welt.de) und letztlich zur Einführung eines einheitlichen Standards in der damaligen Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft.

Dass Uhren den Lebensrhythmus bestimmen, Tag und Nacht, Arbeits und Freizeit definieren, ist historisch ziemlich neu. Bis weit ins 19. Jahrhundert richteten sich Bauern, Arbeiter und Handwerker bei ihrer Zeiteinteilung nach Sonnenstand, Klima, Wachstumsperioden der Natur oder nach der anfallenden Arbeit: Sie verrichteten ihr „Tagwerk“ oder bestellten ihren „Morgen“ Land. Lediglich in Klöstern und an Adelshöfen wurden seit dem Mittelalter Sonnen-, Sand- und Wasseruhren verwendet; sie regelten vor allem die Gebetszeiten.

Noch bis Ende vorletzten Jahrhunderts hatte jeder Ort seine eigene Zeit, die sich am Stand der Sonne orientierte. Uhren an Kirchtürmen und kommunalen Glockentürmen gaben den Zeitrhythmus für die unmittelbare Umgebung vor. Die Hauptstädte der deutschen Staaten beanspruchten, den Takt für ihr Herrschaftsgebiet vorzugeben: In Bayern richtete man sich nach der „Münchener Ortszeit“, in Preußen seit 1848 nach der „Berliner Zeit“. Aber mit dem Ausbau des europaweiten Eisenbahnnetzes wurde eine einheitliche Zeitrechnung immer wichtiger.

Für das Deutsche Reich trat am 1. April 1893 ein von Kaiser Wilhelm II. unterzeichnetes Gesetz in Kraft, mit dem die „mittlere Sonnenzeit des fünfzehnten Längengrades östlich von Greenwich“ im gesamten Reich zur einzig gültigen Uhrzeit (faz.net) bestimmt wurde – heute als Mitteleuropäische Zeit bekannt. Ab 1916 führte das Kaiserreich dann eine Sommerzeit ein, um das Tageslicht in Landwirtschaft und Rüstungsindustrie besser nutzen zu können.

Hand aufs Herz: An was drehen wir eigentlich? An der Uhr! Nicht an der Zeit, denn die läuft beständig weiter. Vergesst also nicht, Eure Uhren umzustellen …

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