Rostra-Ausrufezeichen

Das hier ist eine Falle, eine Grube, die Sie vielleicht sogar selbst graben – und in die nicht die anderen sondern Sie hineinfallen! Ich rede vom world wide web, das uns ebenso viel gute Informationen wie vorgegaukelte serviert. Ein Riesengeschäft, von dem die Provider oder die daran hängenden Jobs der Programmierer, IT-Spezialisten und Marketingleute verdienen. Doch ich will es nicht ganz verteufeln, denn es trägt die Künste der Menschheit weit über dessen Grenzen hinaus in die Welt. Vorausgesetzt, es erreicht nicht nur Fake-Nutzer oder wenig interessante User. Meistens ist das der Fall, wenn Seiten explosionsartig in die Höhe schießen und sich vor „Followern“ kaum noch retten können. Auch das Ranking auf „Reverbnation & Co.“ ist Schmuh und dient einzig und alleine dazu, dass (ver-)ge-kaufte Werbung an den Mann gebracht werden kann. Marketing schafft Märkte. Dies ist hinlänglich bekannt und das hier alles lebt von der Darstellungssucht einzelner Personen.

Lassen wir heute mal die vielen Privatpersonen weg, die damit ihre häusliche Langeweile bekämpfen oder ihrer Geltungssucht eine Platform schaffen wollen und dem aufmerksamen Beobachter eigentlich nur eine kostenlose Statistik liefern über die Art und Weise, wie sie – also der dumme Konsument – anzusprechen ist. Social Networking hat sicher seine guten Seiten und wir bekommen Informationen frei Haus geliefert, die uns sonst verborgen geblieben wären. Wenn wir an Menschen denken, die zu Hause an den Rollstuhl gefesselt oder gar psychisch krank sind und die sich nicht mehr aus dem Haus wagen können, dann ist das Internet eine wirklich gute Sache. Sie können auf eine einfache Art und Weise am sozialen und internationalen Leben teilnehmen. Dass sie dabei eigentlich nur täglich unglücklicher werden, merken sie kaum, denn ständig steht jeder im Vergleich zu all den anderen Menschen und sieht so sein Nietendasein deutlich klarer als man es je direkt aussprechen würde.Gekaufte Likes und gefälschte Statistiken sind uns bekannt und auch der Mechanismus, der hinter den Communities steht. Wir geben uns damit eine völlig neue Identität: Die Hausfrau mit drei Kindern wird zur Erotik-Schriftstellerin im Download-Speed, der Ex-Drogie plötzlich zum sozialen Wesen, der sich RESPEKT ganz groß auf die Fahne schreibt und das eigentlich nur tut, damit ihm die – sich freizügig darbietenden Häschen – in den Schoß springen. Ganze Heerscharen von selbsternannten Künstlern treten in den gegenseitigen Wettbewerb und die Flirt-Communities haben Hochkonjunktur.

Beruflich bedeutet das aber auch, dass man sehr, sehr vorsichtig sein muss, welche Informationen wir  preisgeben und der kluge Mensch ist ja frei von reinem Exhibitionismus und Geltungswahn, schließlich geht es um ein seriöses Geschäft. Seriös? Was ist dabei schon seriös…?

Datenverarbeitung heißt das Zauberwort. Es ist eine reine Sammlung von Zielgruppeninformationen, die dazu dienen, wie wir der Kommerzgesellschaft noch mehr abringen können, um noch mehr Müll auf dieser Welt zu produzieren, damit sich an der Spitze des Ganzen einige Produzenten, Politiker, Konzerne wie Dagobert Duck fühlen können und in uns das Verlangen schaffen, allem hinterher zu hecheln, was uns attraktiv und begehrenswert erscheint. Ob wir es brauchen oder wirklich haben wollen, spielt dabei keine Rolle. DAS ist eben Marketing!

Es sitzt die vertrocknete, arbeitslose, innerlich verunsicherte Deutsche vor dem IPhone und tippt im tiefsten Winter mit der Sonnenbrille auf der Nase irgendeinen Quatsch über Männer und ihre Phantasien. Sollten wir uns Gedanken machen, ob sie Männer nun negativiert oder ob sie gerade einen sexuellen Engpass hat? Eher wohl der Kaufmann, der nun weiß, wie er ihr modische Accessoires verkaufen kann, damit die Dame sich besser ins Licht des virtuellen Maskenballs rücken kann. Bei den Marketingleuten klingelt die Kasse, bei den Schafs-Nutzern leider nichts im Hirn.

Liebe Leute, es ist ein falsches Spiel, das Spiel mit den Communities und je härter, geiler, bizarrer die Posts sind, umso mehr wird im realen Leben verkauft. Die Menschen sind ein Instrument der Wirtschaft und so leicht zu (ver-)führen, dass es Spaß macht, an ihnen zu verdienen. Verrückt, aber wahr…

Petra M. Jansen

http://jansen-marketing.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert