Die Wälder im Amazonasgebiet brennen jedes Jahr in der Trockenzeit, doch diesmal ist es besonders heftig. Die Feuer wüten nicht nur in Brasilien und Bolivien, sondern auch in Peru, Chile, Paraguay und in Teilen Argentiniens. Seit vergangenem Wochenende kämpfen auch brasilianische Militäreinheiten gegen die Flammen.
Waldbrände können auf natürlichem Wege etwa durch Blitzeinschläge ausgelöst werden. Auch der Klimawandel begünstigt die Entstehung von Waldbränden, er spielt etwa bei den großen Bränden in Alaska und Sibirien eine Rolle. Die Feuer am Amazonas sind nach Expertenmeinung aber nicht natürlichen, sondern menschlichen Ursprungs.
Es ist in der Region gängige Praxis, bereits gerodetes Ackerland durch Feuer vor der Nutzung von Bewuchs zu befreien. Viele Brände werden aber auch gelegt, um mehr Platz für Soja- und Zuckerrohrplantagen oder Flächen für die Viehwirtschaft zu schaffen. Umweltschützer kritisieren in diesem Zusammenhang den brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro. Er habe mit seiner Politik ein Klima geschaffen, das zur verstärkten Abholzung und Brandrodung von Regenwald führe.
Tatsächlich gilt Bolsonaro als Freund der Agrarlobby. Er denkt laut darüber nach, bis dato geschützte Urwaldregionen landwirtschaftlich zu erschließen, und plant, Umweltkontrollen zu lockern. Offizielle Zahlen des Nationalen Instituts für Weltraumforschung (Inpe) geben den Kritikern des Präsidenten Recht: Zwischen Mai und Juli dieses Jahres ging deutlich mehr Regenwaldfläche verloren als jeweils im selben Zeitraum in den drei vorhergehenden Jahren.
Auf den Satellitenbildern der NASA erscheint auch das Ausmaß der Waldbrände in Zentralafrika alarmierend groß: wie eine rote Kette ziehen sich die Feuer von Angola über den Kongo und Mosambik bis nach Madagaskar – ähnlich den Flammen im brasilianischen Amazonas, die einen weltweiten Aufschrei auslösten.
Ganz vorne rangierten Angola und die Demokratische Republik Kongo, hieß es in mehreren internationalen Presseberichten. Ein NASA-Satellit soll am 24. August diesen Jahres 6.902 Feuer in Angola und 3.395 im Kongo ermittelt haben. In Brasilien seien im gleichen Zeitraum 2.127 Feuer ermittelt worden (dw.com).
Die tropischen Regenwälder gelten als „grüne Lunge“ der Erde: Sie nehmen jährlich eine gewaltige Menge Kohlendioxid aus der Atmosphäre auf und binden diesen Kohlenstoff beim Aufbau von Biomasse. Dadurch wirken sie als CO2-Senken im Klimasystem und puffern einen Teil der CO2-Emissionen ab.
Wird eine bestimmte Größe der Waldfläche unterschritten, kann der Wald sich nicht mehr selbst mit Wasser versorgen. Es kommt zum Waldsterben. Und mit der Trockenheit steigt die Gefahr weiterer Brände. Selbst wenn die Menschheit sich ab dann strikt an die Klimaziele halten würde – der Regenwald im Amazonas wäre unumkehrbar verloren.
Schätzungen zufolge sind 90 bis 140 Milliarden Tonnen Kohlenstoff im Regenwald des Amazonasbeckens gebunden. Würde nur die Hälfte davon verschwinden, rechnen Forscher damit, dass etwa 150 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente in die Atmosphäre freigesetzt würden. Das ist etwa das Vierfache des derzeitigen CO2-Jahresausstoßes der gesamten Menschheit. Und fast die Hälfte der Menge an CO2, welche die Menschheit noch ausstoßen dürfte, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen (n-tv.de, 27.08.2019).
Während die Welt auf die brennenden Wälder am Amazonas, in Sibirien und Afrika blickt, wächst die Gefahr, dass auch in den USA Regenwald zerstört wird: bislang geschützte Bäume im Tongass National Forest im sogenannten Alaska Panhandle im Südosten des Bundesstaates sollen offenbar zur Abholzung freigegeben werden (washingtonpost.com). Der Weg für Kraftwerke und Bergbau soll so bereitet werden.
Es geht um Wälder an der Pazifikküste, an der Grenze zur kanadischen Provinz British Columbia, wo aufgrund des feuchten Klimas ein sogenannter gemäßigter Regenwald existiert. Donald Trump soll den Landwirtschaftsminister Sonny Perdue angewiesen haben, für fast 6,8 Millionen Hektar des Nationalwaldes seit 20 Jahren geltende Abholzungsbeschränkungen aufzuheben. Mit etwa 67.580 Qudratkilometern entspricht das betroffene Gebiet fast der Fläche Bayerns.
Zum Schutz des teils unberührten Wald in Alaska hatte der demokratische Präsident Bill Clinton 2001 eine Reihe von Maßnahmen ergriffen – so etwa ein Verbot für den Bau von Straßen in einem nicht erschlossenen Gebiet von 23,7 Millionen Hektar. Präsident George W. Bush und andere republikanische Politiker hatten versucht, dagegen vorzugehen, waren aber an Gerichten gescheitert. Man kann nur hoffen, dass es dabei bleibt.