„Die Engel tragen jetzt Chanel“ titelte die BILD schon gestern. Karl Lagerfeld, einer der Großen in der Modebranche, starb gestern im Alter von 85 Jahren.

Lagerfeld wuchs als Sohn des Hamburger Kondensmilch-Fabrikanten Otto Lagerfeld (1881–1967) und dessen Frau Elisabeth (1897–1978), geb. Bahlmann, in wohlhabenden Verhältnissen auf. Sein Großvater war Karl Bahlmann. Lagerfeld hatte eine ältere Schwester, die seit 1957 in den Vereinigten Staaten lebte und Ende 2015 verstarb, sowie eine Halbschwester aus einer vorherigen Beziehung seines Vaters (wikipedia.de).

Karl Lagerfeld war immer ein wenig schräg, sei es in Aussagen oder Aussehen. Wir kennen sein Outfit, er hat mit seinem Werk die Modewelt wie kein anderer geprägt. Nicht weniger sind von ihm zahlreiche Zitate überliefert, unter anderem: „Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“. So gehört es sich für eine Ikone.

Nicht zuletzt gab es viel Auflebens um sein Geburtsjahr, was Karl Lagerfeld oft durch Schweigen mit einem Lächeln zelebrierte.

Als Geburtsjahr gab Lagerfeld öffentlich lange Zeit 1938 an, später 1935 (rtl.fr; Karl Lagerfeld révèle son áge pour la première fois).Die BILD am Sonntag veröffentlichte 2008 jedoch Auszüge des kirchlichen Taufregisters Hamburg sowie Kommentare seiner Lehrerin und eines Klassenkameraden (bild.de), die als sein Geburtsjahr 1933 angaben (orf.at). Am 10. September 2008 ließ sich Karl Lagerfeld gleichwohl zum „70. Geburtstag“ gratulieren. Entsprechendes war bereits im Jahr 2003 zu seinem „65.“ geschehen. Einige Medien übernahmen die Angaben des Modeschöpfers ungeprüft, andere nicht, sodass sich biografische Angaben zur Person Lagerfelds oft widersprachen.

Berühmt wurde der gebürtige Hamburger vor allem als künstlerischer Direktor der französischen Modefirma Chanel. Dort begann er 1983, als das Modehaus am Rande des wirtschaftlichen Ruins stand. Mit schier unerschöpflicher Energie brachte Lagerfeld Chanel wieder an die internationale Spitze.

Bei der Schau zur Frühjahrs- und Sommerkollektion am 22. Januar im Grand Palais hatte er bereits gefehlt, sonst machte Lagerfeld stets am Ende der Show den Anwesenden seine Aufwartung. Er sei erschöpft, hatte Chanel in einem Kommuniqué mitgeteilt (handelsblatt.com).

Tatsächlich wirkte Lagerfeld irgendwie unsterblich, schien ohne Übergang vom Reich der Lebenden in das der Legenden gewechselt zu sein. Schon vor Jahren war Lagerfeld zur Ikone geworden, mit seinem zum Pferdeschwanz gebundenen weißen, gepuderten Haaren, der dunklen Sonnenbrille, den hohen weißen Kragen und den Lederhandschuhen, die alle Zeichen des Alterns verbergen sollten.

Was sollen wir nur anziehen ohne ihn? Es war bestimmt nicht einfach mit ihm. Es war aber auch nie einfach für ihn! Er war ein Perfektionist, einer, der die opulentesten Schauen lieferte, die wunderbarsten Kreationen. Bescheidenheit in der Mode war seine Sache nicht. Bescheidenheit als Person – das war schon wieder etwas anderes. War es vielleicht gar nicht so anstrengend, Karl Lagerfeld zu sein? Der Mann war eine Ikone und er bleibt es, denn bereits zu Lebzeiten war klar: Der Modedesigner mit den deutschen Wurzeln, dem speziellen Stil und dem leichten Gelispel war schon lange eine Legende (n-tv.de).

Lagerfeld hat mehr als ein halbes Jahrhundert die Mode mitbestimmt. Mitte der 50er Jahre begann er in Paris große Couture-Häuser wie Balmain, Patou, Chloé oder Fendi zum Erfolg zu führen. Er habe sich schon immer für Kleider interessiert, ohne zu wissen, dass man das Mode nenne, sagte Lagerfeld einmal in einem seiner zahlreichen Interviews. Als Kreativdirektor übernahm er 1983 Chanel. Ein Wechsel, der für das französische Modehaus wegweisend war.

Wie sagte er einmal: „In dem Moment, in dem Sie meinen, dass die Vergangenheit besser war, ist Ihre Gegenwart nur Secondhand, und Sie werden „Vintage“. Das ist ein guter Begriff für Klamotten, aber nicht für Menschen. Ich schaue immer nach vorne, nie zurück. Die Vergangenheit interessiert mich nicht“.

Er war stets klassisch, einfach Chanel. Und doch auch wegweisend.

Wir werden ihn vermissen.

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