Liebe Klugscheißer,Pierre Mathias

dass meine hochgeschätzte Marietta Slomka vom ZDF sich derart von euch einspannen lässt, finde ich höchst enttäuschend. Rechtsgelehrte haben ihr ins Ohr geflüstert, dass die SPD-Miglieder-Umfrage undemokratisch sein. Solch einen Blödsinn habe ich selten gehört und mit Recht hat Sigmar Gabriel solche Fragen als Quatsch qualifiziert. Wenn ich diese These wahrnehmen würde, müsste die direkte Demokratie endgültig verbannt werden und ein paar Pappfiguren hätten alleine das Sagen. Und der kleine Mann? Einfach verarscht! Was die Sozialdemokraten durchführen, sollte als Beispiel für die Zukunft gelten. Die Menschen sollten das Recht haben, selbst über ihr Los zu bestimmen, auch wenn ein Vorstand demokratisch gewählt ist, will das nicht bedeuten, dass er den Willen der Basis vertritt und selbst wenn das Risiko groß ist, dass eine falsche Entscheidung zum Tragen kommt, ist dieser Schritt mehr als legitim. Er weist euch in die Schranken, liebe Klugscheißer und er erinnert uns, dass die Demokratie nicht nur eine leere Hülse sein darf. Wenn wir mit Recht autoritäre Regime kritisieren, müssen wir das gute Beispiel zeigen und das hat die SPD zweifellos mit ihrem Schritt getan.

Als Journalist habe ich Mühe den Gedankengang von der Kollegin zu verstehen und ich verlange bei weitem nicht, dass sie die Thesen der SPD zu eigen macht, sie sollte aber die nötige Distanz haben, um den Sachverhalten besser einschätzen zu können. Klar, wir provozieren manchmal gerne, aber es sollte ein gewisses Niveau haben. Dieses Beispiel zeigt, dass ihr Klugscheißer viel Macht ausübt und dass euer Verständnis von Demokratie von eigenen Interessen verfärbt ist. Ich verlange nicht von Frau Slomka, dass sie neutral sein soll – sie soll ihre Meinung äußern, aber auf einer intelligenten Art. In diesem Fall hat sie sich von euch einfangen lassen und sich restlos blamiert. Nein, eine Mitglieder-Befragung ist das Zeichen einer lebendigen Demokratie.

Am 14. Dezember werden die Resultate verkündigt und ich bin überzeugt, dass dieses Votum von anderen Parteien als gutes Beispiel übernommen wird. In einer Zeit der Verdrossenheit ist dieser Schritt mehr als anregend, denn er zeigt, dass jeder, der sich für eine Sache engagiert, auch seine Stimme erheben kann. Er ist vielleicht die Vorstufe eines Systems, bei dem Volksentscheid zur Normalität sein werden. Ich könnte mir leicht vorstellen, dass das ganze Volk für solch eine fundamentale Frage wie die eines Regierungsprogramms, sein Votum abgeben könnte, das ist für mich ein Beginn, liebe Klugscheißer! Ich hätte es vorgezogen, dass Frau Slomka solch eine These hervorhebt, anstatt sich in die Gilde der Korinthenkacker zu begeben. Was in Berlin zum Papier gekommen ist, geht uns alle etwas an und ich finde es sehr gut, dass die SPD sich vor allem um die Themen, die besprochen worden sind, äußert. Es geht alleine um das Programm, die Karrieren kommen dann! In einer Bundeswahl werden zuerst Köpfe gewählt, dann die Ideen. Mit solch einem Verfahren, geht es um das Eingemachte. Auch wenn ich der Sozialdemokratie oft kritisch gegenüber stehe, kann ich in diesem präzisen Fall nur den Hut ziehen und laut und stark sagen: weiter so!

//pm

Link zum Thema Marietta Slomka:

http://de.wikipedia.org/wiki/Marietta_Slomka

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