Die Gazetten bringen sie, die Schlagzeile: „Südkorea und Nordkorea wollen bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele im südkoreanischen Pyeongchang gemeinsam einmarschieren“!

Während der Spiele schweigen die Waffen. Das war schon in der Antike so. Der olympische Gedanke? Was steckt dahinter? Siegt doch der Geist des Sportes über knallharte Politik?!

Ihren Ursprung haben die Olympischen Spiele in Griechenland, im Ort Olympia auf der Halbinsel Peloponnes. Der Mythos besagt, dass der Halbgott Herakles die Spiele zu Ehren seines Vaters Zeus, des höchsten Gottes der griechischen Götterwelt, begründet hat. Historische Aufzeichnungen aus dem 4. Jahrhundert vor Christus datieren die ersten Spiele auf 776 vor Christus. Zumindest gibt es bis zu diesem Zeitpunkt zurückgehende Siegerlisten.

Bis in das Jahr 724 vor Christus bestanden die Spiele lediglich aus einem Stadionlauf. Stadion ist eine altgriechische Maßeinheit, die etwa 192,28 Metern entspricht. Mit den Jahren kamen immer mehr Sportarten hinzu.

Der christliche Glaube wurde populär und 380 nach Christus schließlich zur römischen Staatsreligion. Schlussendlich verbot der christliche Kaiser Theodosius die Olympischen Spiele im Jahre 394 nach Christus. Sie waren seiner Meinung nach ein heidnischer Kult.

Mehr als 1500 Jahre später, am 23. Juni 1894, wurde die Wiedereinführung der Olympischen Spiele beschlossen.

Coubertin wollte, dass die Olympischen Spiele unpolitisch und für jede Nation frei zugänglich sind. Damit sie nicht für politische Zwecke missbraucht werden können, erlaubte Coubertin im Eröffnungszeremoniell den jeweiligen Regierenden und Repräsentanten des Gastgeberlandes nur einen vorgeschriebenen Satz, um die Spiele zu eröffnen.

Das offizielle Symbol der Olympischen Spiele – die fünf miteinander verbundenen Ringe – entwarf Coubertin 1913. Die Ringe symbolisieren die fünf Kontinente.

Politisch motivierter Einfluss auf die Spiele ist in Korea ein besonders heikles Thema. Kim Jong-un, der Herrscher über den Nordteil der Halbinsel, wirkt skrupellos und zu fast allem entschlossen. Die Ankündigung des Landes in dieser Woche, nun doch eine Delegation zu den Winterspielen zu schicken, die am 9. Februar rund 80 Kilometer jenseits der Grenze in Pyeongchang im demokratischen Süden beginnen, hat deshalb wegweisende Bedeutung.

Sie stellt eine Sicherheitsgarantie für die Veranstaltung dar. Darüber hinaus nährt die Aussicht, die beiden Länder könnten bei der Eröffnungsfeier gemeinsam einmarschieren und im Frauen-Eishockey vielleicht sogar ein vereintes Team aufbieten, die Hoffnung, die Feinde könnten sich bald auch jenseits der Sportplätze näherkommen. Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees IOC frohlockt: „Dies ist ein großer Schritt vorwärts im olympischen Geist und im Geist der Resolution des olympischen Friedens“.

Olympischer Geist und Frieden. Große Worte! Aber es gibt auch Mahner. Kim Jong-un habe seine Extremsituation ausgereizt. Die Olympischen Spiele böten ihm nun eine wohlfeile Gelegenheit, um sich Südkorea scheinbar anzunähern und sich für eine kurze Zeit in die Völkergemeinschaft einzureihen, so Experten aus Sport und Politik. Der Gedanke, dass der olympische Geist ausgerechnet einen Diktator beseelt haben soll, der sonst gerne mit seinem Atomknopf droht, wirkt absurd. Wahrscheinlicher ist, dass Kim Jong-un die Spiele nur benutzt. Das hat Tradition: Frei von Machtinteressen sind die Wettkämpfe nie gewesen, selbst in der Antike nicht. Zwar wurde den Teilnehmern freies Geleit zugesichert, im Schatzhaus an der Wettkampfstätte in Olympia wurden aber auch erbeutete Waffen und Rüstungen ausgestellt, als Demonstration von Stärke.

Der Frieden war immer bloß scheinbar. Das Bild, dass der Sport den Frieden bringt, ist eines, nach dem wir uns sehnen. Entstanden ist es aber erst in einer Rückschau. Die angeblich friedensstiftende Wirkung der Olympischen Spiele ist eine Erfindung des Hellenismus, also der Griechenlandbegeisterung in der römischen Zeit.

Aber selbst der Gründervater war nicht frei von politischen Motiven. Seine Idee sollte „rebroncer la France“ – Frankreich nach dem verlorenen Krieg gegen Deutschland von 1870/71 wieder aufpolieren. Deutsche Archäologen hatten die Reste des antiken Olympia ans Licht gebracht. „Warum“, so fragte de Coubertin, „sollte Frankreich nicht Olympias alten Ruhm wiederbeleben“?

Nachdem der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un mit seinen Drohkanonaden scheiterte, warum sollte nicht auch er den Sport politisieren?!

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