In Moskau und Petrograd (Leningrad) werden alle Banken bis auf Weiteres geschlossen. Die Maßnahme soll der Vorbereitung der Verstaatlichung der Geldinstitute dienen.
In der reichsdeutschen Wirtschaft sind 2,3mal so viele Frauen beschäftigt wie vor dem Krieg.
Der deutsche Bodenseedampfer Kaiser Wilhelm wird während einer Werkstatt-Probefahrt bei Altnau mit etwa 15 scharfen Schüssen vermutlich vom Schweizer Grenzschutz unter Feuer genommen. Die reichsdeutsche Presse fordert energische Schritte gegen die Wiederholung eines solchen Vorfalls. Die Schweiz ist im Weltkrieg neutral.
Im dritten Jahr der Seeblockade durch die britische Flotte ist die Versorgungssituation des Deutschen Reiches, insbesondere in den Städten, durchweg als katastrophal zu bezeichnen. Auch die zunehmenden Schwierigkeiten, die landwirtschaftliche Produktion im Inland aufrechtzuerhalten – es mangelt extrem an Arbeitskräften -, tragen hierzu nicht unerheblich bei. Das einzige Lebensmittel, woran es zu Anfang des Jahres – nach offiziellen Angaben – nicht mangelt, sind Steckrüben. Alle anderen Nahrungsmittel sind im Deutschen Reich seit Langem über Lebensmittelkarten streng rationiert.
Im November 1918 – ein Jahr nach der Beseitigung der russischen Zarenherrschaft durch die Bolschewiki – ist die Welt geprägt vom Umbruch der politischen Systeme. Die Völker der vom Krieg gebeutelten Industriestaaten blicken gespannt nach Russland. Die kargen Informationen, die von dort nach Westeuropa dringen, animieren bislang macht- und einflusslose Bevölkerungsschichten, an einen Umsturz im eigenen Land zu denken. Im Deutschen Reich zeigt sich das am Erstarken des Spartakusbundes, den Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht zwei Jahre zuvor als „Gruppe Internationale“ ins Leben riefen. Am Ende des Jahres 1918, wesentlich beeinflusst durch die revolutionäre Stimmung, die besonders die Großstädte des Reichs mit Beginn des Novemberaufstands erfasst hat, ist die Basis für die Gründung einer kommunistischen Partei im Deutschen Reich geschaffen.
Während im Deutschen Reich die Möglichkeiten des praktischen Bauens immer geringer werden, kommen aus den Niederlanden und Frankreich die entscheidenden Anstöße einer neuen Linie der Architektur. Die niederländische Künstlervereinigung „De Stijl“ neigt ebenso zu gradlinigen, vom Kubismus beeinflussten Konstruktionen, wie die Entwürfe des schweizerischen Baumeisters Charles-Édouard Jeanneret-Gris (welcher sich ab 1920 Le Corbusier nennen wird). Im Weltkrieg scheinen zunächst die architektonischen Entwicklungen zu stagnieren. Die Konzentration der gesamten Wirtschaftskraft auf die Produktion von Rüstungsgütern verhinderte die Fortführung praktischer Bauarbeiten. Trotzdem zeigen sich gegen Kriegsende neue Ansätze. Bislang hatte sich die Architektur auf industrielle Großbauten und die Konstruktion freistehender Einzelhäuser beschränkt. Jetzt beginnen einige Architekten, Wohnungen für breite Bevölkerungsschichten zu planen.
Die Produktwerbung im vierten Kriegsjahr ist den verschärften Mangelbedingungen angepasst. So treten Angebote für knappe und teure Genussmittel, wie Alkohol und Schokolade, fast ganz zurück hinter Werbeanzeigen für Stärkungsmittel, Prothesen, Brennmaterial und Werkzeug. Für Nahrungsmittel wird kaum geworben, da alle Lebensmittel ohnehin nur rationiert auf Lebensmittelkarten abgegeben werden. Auf dem Dienstleistungssektor werden Leistungen angeboten, die bereits vorhandenes Altmaterial in eine neue Form bringen. So finden sich etwa viele Anzeigen von Schneidern, die die modische Umarbeitung alter Kleidungsstücke versprechen. Große Konjunktur haben auch Kunst-Stopfereien, die zerschlissene Altkleider wieder „in modische Form“ zu bringen versprechen.
Es ist wie mit den Gucklöchern in einem dunklen Raum. Durch jedes sieht man einen anderen Ausschnitt der Welt da draußen. Einige oder gar viele Varianten. Aber nie alles! Das war vor hundert Jahren. Ich frage mich heute, wie dieses Jahr sein wird, Was werden wir alles anstellen? Können wir an seinem Ende eine positive Bilanz ziehen? Sind wir ehrlich: 2017 – private Schicksalsschläge mal beiseite – war jetzt nicht so schlecht. Nichts Berauschendes, aber in der Krise haben wir in Deutschland nicht gelebt. Man meckert auf hohem Niveau …
Wie werden wir über dieses Jahr 2018 denken, an was erinnern sich die Menschen 2118? Ich hoffe, dass sie es können und dass es einigermaßen positiv sein wird.
Und ich erhebe mein Glas und sage: Prosit Neujahr!