Das lateinische Wort „pestis“ wird schlicht mit „Seuche“ übersetzt.

Bislang starben über 100 Menschen in Madagaskar am Ausbruch der Beulenpest auf der afrikanischen Insel. Und sie breitet sich immer weiter aus. Inzwischen warnen die Gesundheitsbehörden des Landes davor, dass nicht mehr nur die ländlichen Gebiete davon betroffen sind, sondern infolge der Flucht vieler Menschen aus diesen Regionen in die Städte auch dort immer mehr Erkrankungsfälle vermeldet werden. Im Klartext: im ganzen Land gilt nun eine Sicherheitswarnung.

Der „Schwarze Tod“, der schon im Mittelalter für das Hinwegraffen von mindestens 50 Millionen Menschen verantwortlich gemacht wird, hat die frühere französische Kolonie fest im Griff. Waren es früher jährlich „nur“ zwischen 300 und 600 Fälle, so sind es in diesem Jahr bereits mehr als 900 – und ein Ende ist noch lange nicht in Sicht. Vielmehr erwartet man, dass gerade infolge der Ausbreitung in den Städten des Landes eine deutlich umfangreichere Epidemie kommen wird.

Zwar kann die Krankheit mittels Antibiotika bekämpft werden, doch die medizinische Versorgung in dem armen Land ist nicht ausreichend genug, um für eine Eindämmung der Pest zu sorgen. Zudem können Antibiotika-Resistenzen dafür sorgen, dass diese Medikamente irgendwann nicht mehr anschlagen. Auf Madagaskar könnten binnen kürzester Zeit noch tausende Menschen erkranken und hunderte von ihnen sterben.

Woher die Pest kam, wussten die Menschen des Mittelalters noch nicht, aber die ersten Theorien waren bald gefunden: Wahlweise schlechte Winde, eine ungünstige Konstellation von Mars, Jupiter und Saturn oder verseuchtes Wasser machten die Menschen vielerorts für diese neue unheimliche Krankheit verantwortlich.

Die Verantwortlichen für das verseuchte Wasser waren schnell gefunden: Die Juden wurden als Brunnenvergifter beschuldigt und daraufhin in ganz Europa verfolgt, vertrieben oder ermordet. Skeptiker bemerkten zwar, dass auch die Juden an der Pest erkrankten und starben, konnten aber nicht viel bewirken: Ganze jüdische Viertel wurden abgebrannt und ihre Bewohner ermordet – in Köln beispielsweise waren es Schätzungen zufolge mindestens 800 Opfer.

Schon lange vor dem 14. Jahrhundert hatte es Pestepidemien gegeben. In Konstantinopel, im heutigen Istanbul, war die Krankheit immer wieder ausgebrochen – bis sie für mehrere hundert Jahre verschwand. Um das Jahr 1347 kam der „Schwarze Tod“ dann nach Mitteleuropa – vermutlich auf Schiffen aus dem Vorderen Orient.

Die Hafenstadt Caffa auf der Krim-Halbinsel, das heutige Feodosija in der Ukraine, war damals eine der wichtigsten Handelskolonien Genuas. Von dort breitete sich die Pest über die Handelswege in Europa aus.

Viele Menschen flüchteten in Panik aus den betroffenen Städten, wodurch sich die Seuche umso schneller verbreitete. Schätzungsweise ein Drittel der europäischen Bevölkerung starb zwischen 1347 und 1352/3 an der Pest. Wirklich zuverlässige Opferzahlen gibt es nicht, die Schätzungen schwanken zwischen 20 und 50 Millionen Toten.

Erst 1894 wurde der Pesterreger vom Schweizer Arzt Alexandre Yersin entdeckt. Heute weiß man, dass es sich bei der Pest um eine bakterielle Infektionskrankheit handelt, die im Mittelalter vor allem durch Ratten und andere Nagetiere auf Flöhe und Menschen übertragen wurde.

Die Ratten trugen das verantwortliche Bakterium in sich und wurden von den Flöhen gestochen. Starben die Ratten, befielen die Flöhe auch den Menschen und infizierten ihn. Da die hygienischen Zustände im Mittelalter schlecht und sowohl Flöhe als auch Ratten alltäglich waren, konnte sich die Krankheit gut ausbreiten.

Droht uns eine Pandemie? Das ist nicht unwahrscheinlich. Einerseits trägt der starke Reiseverkehr dazu bei. Andererseits geht eine große Gefahr von Erregern in Nutztieren aus. Durch zunehmenden Fleischhunger und intensivierte Massentierhaltung nimmt auch das Risiko von Erregern zu, die von Tieren übertragen werden.

Was kann uns helfen? Ein intaktes Immunsystem, eine sorgfältige Hygiene und Zugang zu entsprechenden Medikamenten. Ansonsten können wir auch die oben genannten Risikofaktoren wie verstärkten Reiseverkehr oder Fleischkonsum aus Massentierhaltung eingrenzen.

Ein Ausbruch der Pest in Deutschland ist extrem unwahrscheinlich. Theoretisch könnten mit dem Bakterium Yersinia pestis infizierte Ratten und Flöhe etwa auf Frachtschiffen zu uns gelangen. Doch selbst für den kaum zu erwartenden Fall, dass es dadurch zu einzelnen Beulenpest-Fällen oder Lungenpest-Erkrankungen käme, wäre die Gefahr gering. Mit unserem funktionierenden Gesundheitssystem und Krankenhäusern wäre ein Pest-Ausbruch schnell unter Kontrolle.

Die letzte bekannte Pest-Erkrankung in Europa habe es gegen Ende des Zweiten Weltkriegs im süditalienischen Neapel gegeben.

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