Liebe Entmündigte,Pierre Mathias

der Fall Gustl Mollath zeigt, wie leicht es ist, einen Mensch zu neutralisieren. Wer Gemütsschwankungen zeigt, ist ein Kandidat zur Internierung. Die Depression kann die Vorstufe einer Kaltstellung sein. Alles, was den normalen Tagesverlauf stört, gilt als suspekt. Ob man es will oder nicht, die Einlieferung in die Psychiatrie ist ein Makel. Wer das in einem Lebenslauf notiert, kann definitiv ohne Job bleiben, auch wenn die Voraussetzungen stimmen. Leute, machen wir uns nichts vor: das ist eine harsche Diskriminierung! Auch in der Familie kann das zur Isolation führen, das wisst ihr, liebe Entmündigte! Auch wenn die Verwandten es gut mit ihnen meinen, können sie großen Schaden verursachen – wer als nicht mehr mündig betrachtet wird, ist ein Mensch zweiter Qualität, deshalb sollte jeder sehr aufpassen bevor er zu solchen Maßnahmen greift. Eine leichte Verwirrung ist noch längst keine Demenz und wenn sie als Anlass genommen wird euch zu isolieren, finde ich das ganz einfach nicht hinnehmbar. Solche Fälle sind mir bekannt. Psychiater sollten sich über die Auswirkung solch einer Entscheidung immer bewusst sein. Wer sich in solch einer Lage befindet, hat keine Chance, es ist ein Gefängnis! Ist das nicht so, liebe Entmündigte?In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage was normal oder anormal ist. Wenn ich sehe, was uns im Alltag zugemutet wird, finde ich einen depressiven Zustand nicht überraschend, er ist eine Reaktion gegen die Willkür, die uns angetan wird und ein sensibler Mensch kann gegen Ungerechtigkeit nicht immun sein. Den Angriffen, denen er zum Beispiel in der Arbeitswelt ausgesetzt ist, führen zum Burn Out und in solch einem Fall müssten die Verursacher entmündigt werden, nicht das Opfer. Der Umgang mit dem psychischen Leiden ist zweifelsohne delikat, darf aber nicht ungerecht sein. Der Betroffene alleine muss entscheiden, wie es mit ihm weiter geht und in akuten Fällen – die sind seltener als angenommen – muss ein Verwandter die Entscheidung treffen. Sobald die Krise aber vorüber ist, soll der Kranke wieder das Sagen haben. In der Regel wird so gehandelt, dennoch wird auf die Therapeuten immer wieder Druck ausgeübt. Psychisches Leiden ist noch immer unheimlich, deshalb greift man immer wieder zu einer unberechtigten Internierung in einem Pflegeheim oder woanders. Das nenne ich „Neutralisierung!“ Somit kann die Gesellschaft weiter aseptisch leben.

In Holland geht das „Perverse“ ein Stück weiter. Im Euthanasie-Programm ist es auch vorgesehen, dass psychisch Kranke entsorgt werden können, wenn sie es wollen. Liebe Entmündige, wenn ich so etwas höre, habe ich Lust, ein Maschinengewehr zu nehmen und die Befürworter solcher Gedanken zu erschießen. Wer weiß, wie leicht es ist, einen Depressiven dazu zu veranlassen, dass er auf die Barrikaden geht. Was hier geschieht ist zwar subtiler als im Dritten Reich, aber die Absicht ist die Gleiche: die Vernichtung! Und das in einem Land, das sich als humanistisch betrachtet, es ist wahrlich eine Schande. Dagegen solltet ihr euch stemmen, liebe Entmündigte! Aber wie? Ihr habt doch keine Lobby!

//pm

Link zum Thema Euthanasie Psychisch-Kranke:

http://www.faz.net/aktuell/politik/sterbehilfe-niederlande-erlauben-toetung-auf-verlangen-123296.html

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