Nein, ich schweige nicht! Gott und die Welt wird gequält mit drittklassigem Gesang oder Geschreibsel, dass man sich ernsthaft fragen muss, ob das Niveau eigentlich noch mehr in den Keller gehen kann? Leiden die Leute an Selbstüberschätzung? Sie trällern schiefe Töne ins Mikro, hauen zehnmal widergekauten Senf in die Tasten und sind allen Ernstes der Meinung, das sei Kunst? Ich lache mal laut! Wäre das in der Vergangenheit Kunst gewesen, würden wir heute auf einen Haufen Scheiße zurückschauen und man würde sagen: „die Deutschen, die haben irgendwie nichts zu bieten gehabt. „Eigenartiges Volk, das sich bei der Bezeichnung „Made in Germany“ mal ganz schnell verpissen sollte.“ Ich staune, wenn ich (wieder einmal) neugierig in Videos schaue und sehe, welche Pfauen sich auf der Bühne mehr als hölzern und unprofessionell präsentieren und mich wundert´s nicht, wenn beim genauen Betrachten fast kein Publikum zu sehen ist. Wer will diesen Mist schon sehen? Sänger, die mich zum Räuspern zwingen, weil ich der Meinung bin, sie hätten einen Frosch im Hals. Bei der Schreiberei sieht es nicht anders aus: Haikus und Verskreationen, die mich an blasse Poesiereime der zweiten Schulkasse erinnern, Fantasieromane in drei Teilen, die langweiliger sind als eine Konfirmation. Ist es nun ein Segen, dass – vor allem – das Internet dazu beiträgt, dass dieses unprofessionelle Zeugs an die Öffentlichkeit gerät? Trennt sich aber dennoch die Spreu vom Weizen? Oder sinkt dadurch unser genereller Anspruch? In einer maßlosen Flut von Scheißdreck, der produziert wird, hat man kaum noch Lust, die echten Perlen aus dem Sumpf zu fischen. Zu viel Matsch verhindert die Selektion und oft ist man maßlos überfordert, Kleinode aufzuspüren. Insofern ist es eine kulturelle Katastrophe.
Ich bin nicht mehr bereit, diesem Gejauner einiger Sänger Gutes abzugewinnen, sehe ich vielmehr, dass hier wirklich die Einsicht fehlt, den Menschen etwas Gutes tun zu wollen. Eher überschätzen sie ihr Talent maßlos und sie sollten keine Möglichkeit mehr haben, dies publik zu machen. Zensur? Ja! Wenn es dermaßen schlecht ist, dass sich einem die Fußnägel hochbiegen, dann besser gar nichts. Aber wer hat den Mut, es diesen selbsternannten „Stars“ und „Schriftstellern“ ins Gesicht zu sagen? Sind wir nicht alle so erzogen, dass wir jeden positiven Output eines Menschen honorieren sollten? Besser als Krieg? Selbstverständlich. Aber ich bange um unsere Kultur, denn Kunst ist Kultur und die wirklich guten Künstler sollten nicht auf ein gleiches Podest gestellt werden. „Wenn es wirklich gut ist, wird es wahrgenommen,“ werden Sie sagen und doch sage ich: „Es wird zunehmend schwerer, diesen musikalischen, literarischen, künstlerischen Mist zu akzeptieren und schweigend zuzuschauen, wie der Anspruch, das Niveau in den Keller gewirtschaftet wird. Müssen wir nicht auch einmal einen Riegel vorschieben und den – sich gnadenlos überschätzenden – Leuten sagen: „Hör mal auf mit dem Dreck, das ist eine Katastrophe, was du da ablieferst?“ Es steht in unserer Verantwortung, der kulturellen Verblödung entgegen zu treten und wenn wir das alles weiterhin schweigend hinnehmen, sind wir Mittäter am Untergang der echten Kunst.
© Petra M. Jansen