Der Großvater des jetzigen Diktators war einst Waffenbruder von Mao Tse-tung, der ihn im Koreakrieg (1950–1953) mit Millionen Soldaten gegen Südkorea und die USA unterstützte. Seither waren beide Staaten enge Verbündete. Doch die Nachbarn China und Nordkorea sind sich nicht mehr grün. Chinas Politiker fehlen bei den Feiern. Stattdessen warnen Wu und Südkoreas Außenpolitiker gemeinsam den nordkoreanischeDiktator.

Man sehe Provokationen durch einen erneuten unterirdischen Atomwaffentest oder einen weiteren Raketenabschuss nicht untätig zu. Das chinesische Parteiblatt „Global Times“ schrieb, dass Pekings Führung zu neuen Sanktionen im Rahmen der UN bereit sei, „wie sie zuvor noch nie gesehen wurden“.

Als Möglichkeit nannte die Zeitung, „Ölexporte nach Nordkorea zu drosseln“, wenn Pjöngjang jetzt nicht „auf die Bremse tritt“. Die Regierung wisse dafür Chinas Gesellschaft hinter sich. Kims Politik sei zur wachsenden „strategischen Bedrohung“ geworden.

Noch nie hat die koreanische Halbinsel so nahe vor einem militärischen Zusammenstoß gestanden, seit Nordkorea vor elf Jahren seine erste Atomwaffe getestet hatte. Man ertrage „es kaum noch, dieses ununterbrochene Problem vor seiner Haustür zu haben“, so Peking.

Solche Warnungen sind erste Anzeichen, dass die chinesische Regierung tatsächlich Druck auf Kim ausüben will, damit dieser keinen Showdown mit den USA wagt. Gleichzeitig berichten südkoreanische Militärs, China ziehe an seiner Grenze zu Nordkorea Truppen zusammen.

Bei einem Telefonat zwischen Staatschef Xi Jinping und US-Präsident Donald Trump versicherte Xi, dass Peking eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel wolle. Der Konflikt solle aber mit friedlichen Mitteln gelöst werden. China wolle sich mit den USA in dieser Frage abstimmen.

Es gibt Hinweise, dass sich China aus eigenem Interesse in die neue Koalition einreiht, die Nordkorea in einem ersten Schritt von seinen Tests abbringen und dann an den Verhandlungstisch zwingen will, bevor es zum Konflikt kommt.

So wies Chinas Zoll am Tag des Xi-Trump-Gipfels die Reedereien des Landes an, alle beladenen Kohlefrachter aus Nordkorea, die schon in chinesischen Häfen ankerten, zurückzuschicken. Eine ganze Flotte sei inzwischen in Richtung des nordkoreanischen Hafens Nampo unterwegs (Reuters).

Peking hatte Ende Februar als neue Sanktion einen völligen Einfuhrstopp für Kohle bis Ende 2017 verhängt. China hat hierbei die größte Rolle bei den Sanktionen. Nach Angaben des Internationalen Handelszentrums, ein gemeinsames Organ der Welthandelsorganisation (WTO) und der Welthandels- und Entwicklungskonferenz (UNCTAD), liefen 2016 91,5 Prozent des gesamten nordkoreanischen Außenhandels über China. Der Umfang dessen beträgt sechs Milliarden Dollar.

Chinas Medien nannten die US-Luftangriffe auf Syrien eine Warnung auch an Pjöngjang und enthielten sich aller Kritik an dem Militärschlag der Amerikaner. Auch die Entsendung eines Marineverbands mit dem Flugzeugträger „USS Carl Vinson“ in den westlichen Pazifik wurde von Peking nicht kommentiert.

Zum Geburtstag von Kim Jong-Uns Großvater sollen die US-Kriegsschiffe in den Gewässern der koreanischen Halbinsel eintreffen.

Pjöngjang zeigt sich offiziell gänzlich unbeeindruckt. Ein Sprecher des nordkoreanischen Außenministeriums sagte der staatlichen Agentur KCNA zufolge, Nordkorea sei bereit, jede Art des Krieges zu führen, den sich die USA wünschten, wenn sie eine Militäraktion wagen und einen Präventivschlag oder eine Beseitigung des Hauptquartiers ausführen sollten.

US-Präsident Donald Trump hat die Möglichkeit eines Präventivschlags gegen das nuklear bewaffnete Nordkorea angedeutet.

Problem: das Atomwaffen- und Raketenprogramm des Landes ist so weit gediehen, dass selbst ein eng begrenzter Angriff auf das Land mit unkalkulierbaren Risiken verbunden wäre. Und die jüngsten technologischen Entwicklungen Nordkoreas legen nahe, dass das Land dabei ist, sich noch besser gegen einen amerikanischen Erstschlag zu wappnen.

Im Februar sorgte Nordkorea mit dem Test einer Mittelstreckenrakete des Typs KN-15 für Aufsehen. Die KN-15 besitzt einen Feststoffantrieb; jener könnte das nordkoreanische Regime noch schwieriger angreifbar machen als ohnehin schon.

Nordkoreas bisher bekannte Flüssigtreibstoff-Raketen gelten als relativ veraltet (SPON). Sie besitzen zwei Tanks: Einer enthält den Brennstoff, der andere flüssigen Sauerstoff. Wird beides vermischt und entzündet, schießt die Rakete auf einem Feuerstrahl in den Himmel. Allerdings können die explosiven Flüssigkeiten nur begrenzte Zeit im Innern einer Rakete gelagert werden, der Transport eines betankten Systems ist heikel bis unmöglich. Deshalb müssen insbesondere größere Flüssigkeitsraketen unmittelbar vor dem Einsatz betankt werden. Sie sind dadurch verwundbar für präventive Angriffe.

 

 

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