Wie wichtig war Karl Marx – und lohnt es sich, immer noch über ihn zu streiten?

Dass Karl Marx ein Kind der Stadt Trier war, wird ab dem nächsten Jahr für jeden Besucher sichtbar sein: Zum 200. Geburtstag des Philosophen am 5. Mai 2018 soll eine bronzene Statue aufgestellt werden. Dabei handelt sich um ein Geschenk der Volksrepublik China.

Nach dem bisherigen Entwurf des chinesischen Künstlers Wu Weishan soll die Statue 6,30 Meter hoch sein.

Was das Geschenk und dessen Standort angeht, ging es in der Stadtratsdebatte kontrovers zu. Das Geschenk sei eine Anerkennung für die Geburtsstadt des Philosophen, argumentierte der kulturpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Markus Nöhl. Auch der Fraktionsvorsitzende der CDU, Udo Köhler, zeigte sich froh über das Angebot, weil damit eine Diskussion über den kontroversen Umgang mit Marx entstehe. Grüne und FDP forderten dagegen, das Geschenk nicht anzunehmen, um ein Zeichen gegen Menschenrechtsverletzungen in China zu setzen.

Am Ende stand der Entschluss, die Schenkung anzunehmen. Dem Grundsatzbeschluss stimmte mit 42 von 53 anwesenden Ratsmitgliedern eine große Mehrheit zu. Über den endgültigen Standort und die entstehenden Kosten soll nach dem Beschluss erst im weiteren Verfahren entschieden werden.

Viele betrachten das Geschenk für die Stadt Trier als Bereicherung. Die Statue aus China sei eine Anerkennung für die Geburtsstadt des großen Philosophen Marx. Sie könne Anlass zum Diskurs sein. Genau dafür sei Kunst da.

Trier will im Jubiläumsjahr 2018 mit der ganzen Welt in Diskussion treten, auch mit chinesischen Besuchern.

Die Linken in Trier sehen die Statue als eine Gelegenheit zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Werk des Philosophen. Trier solle die Größe haben, zu einem ihrer bekanntesten Kinder zu stehen. Das Werk von Marx, insbesondere seine treffende Analyse des Kapitalismus, habe Menschen auf der ganzen Welt bewegt und tue dies auch weiterhin.

Die Grünen hingegen appellierten an den Stadtrat, das Geschenk abzulehnen. Wer ein Geschenk annehme, ehre den Schenkenden. Die Kommunistische Partei Chinas sei keine Ehre wert. Wenn Trier die Statue ablehnte, könnte damit ein Zeichen gegen Menschenrechtsverletzungen in China gesetzt werden.

Auch die AfD äußerte sich während der Stadtratssitzung kritisch. Marx habe die parlamentarische Demokratie abgelehnt. Zum Judentum habe Marx ein schwieriges Verhältnis gehabt. Marx sei kein Humanist gewesen, sondern ein antidemokratischer Revolutionär.

Die von dem chinesischen Künstler Wu Weishan geplante inklusive Podest 6,30 Meter hohe Marx-Statue soll in der Nähe der Porta Nigra auf dem Simeonstiftplatz stehen. Der „Riesen-Marx“ und der geplante Standort haben neben dem Stadtrat auch unter den Trierer Bürgern bereits jetzt schon heftige Kritik ausgelöst.

Als die Idee der Schenkung aufgekommen sei, habe die Stadt überlegt, ob eine Statue dieser Größe passend sei. Dann habe man das einfach bauen lassen, um zu sehen, wie groß das eins zu eins werde – das habe viele Ängste genommen. Bis zu Marx‘ 200. Geburtstag werde die Statue stehen.

Kann Kunst über die Grenzen der Politik verbinden? Die Frage zu stellen, heißt sie wohl zu bejahen. Nicht zuletzt – ähnlich wie im Sport – gelten für die Kunst andere Gesetze als in der Politik. Schon in der Antike schwiegen zu Zeiten der Olympischen Spiele die Waffen. Warum soll es in der Kunst anders sein?! Politik ist Staatsangelegenheit, Kunst und Kultur – zugegeben auch ein Feld der Politik – ist aber in erster Linie Angelegenheit des Menschen selbst. Kunst soll auch kritisch sein. Um Horaz zu zitieren: „Delectare et prodesse!“.

Wie der Diskurs in Stadtrat und unter den Bürgern zeigt, wirft die Statue bereits in der Planung lange Schatten voraus …

 

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