Ich schlage das ernsthaft vor und es ist dringender als dringend notwendig. Ein neues digitales Zeitalter erfordert eine neue Erziehung und eine Vorbereitung auf das, was uns dort erwartet. Schüler verschanzen sich laut schreiend „fick deine Mutter, Alder“ hinter ihrem Bildschirm und kotzen sich gegenseitig an. Erwachsene Menschen mutieren aus verzweifelter Einsamkeit zum Erschaffer diverser Internet-Portale und wissen selbst kaum noch, wo sie als Männlein oder Weiblein angemeldet sind. Die Hersteller der Software haben es erkannt: Es wird angeboten, Passwörter direkt abspeichern zu lassen, damit man in seinem eigenen Community-Gewirr nicht absäuft. Kinder räkeln sich Lippenstift-verschmiert vor dem ungeputzten Spiegel im Bad und lächeln uns keck in die Fresse. Pädophilie wundert da niemanden mehr.
Rezensionen haben keinen Wert mehr, weil Hinz und Kunz ihren ungefragten Senf dazugeben oder konkurrierende Schreiber andere Schreiber anonym platt machen. Böse und übelste Beschimpfungen über den Inhalt, der ein Abklatsch eines „bereits existierenden Werkes“ ist und die Leserschaft langweilt. Rausgeschmissenes Geld. Wer hat da schon noch Lust zu schreiben?
Jeglicher Dreck wird uns unverblümt angeboten, frei nach dem Motto: Wir müssen ja nix kaufen. Die Sprache lässt sehr zu wünschen übrig und ich frage mich, welche Zeichen uns sonst noch so das Wort, den Satz, eine Aussage ersetzen werden. ^^ oder **?
Pöbeleien im Internet sind normal geworden, ebenso der Hass, der uns entgegen schlägt. Hier fehlt der Blick in die Augen unseres Gegenübers, der direkte Kontakt, der so verdammt wichtig ist. Hass, der sich aufbaut, hochschaukelt und in schlimmster Folge zu starken Ängsten, Depressionen und wirklichen Gewalttaten führt. Der Hass der Menschen ist nicht neu, die Herabsetzung anderer Menschen ist ebenso wenig neu, die Verrohung unseres Humanverhaltens eigentlich auch nicht. Nur bekommen wir es heute schneller, direkter und unzensiert mit. Öffentlich. Ohne Scheu und oft unter dem Dreckmantel der Anonymität.
Deshalb ist es so wichtig mit der Internet-Erziehung bei den ganz Kleinen anzufangen. Dort, wo sich eine neue Generation aufbaut, die unsere Zukunft ist. Unterrichtsfach Internet-Erziehung – ich fordere sie. Sofort!
© Petra M. Jansen